Automobilzulieferer Bosch-Chef Denner ist in Doppelfunktion auch wieder für Entwicklung zuständig

„Für Bosch als Unternehmen ist die technologische Souveränität Europas ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.“
Stuttgart Der Bosch-Konzern verkleinert seine Geschäftsführung von bislang zehn auf nunmehr acht Mitglieder. Entwicklungs- und Digitalchef Michael Bolle, 59, und der für unter anderem für Südostasien und Westeuropa sowie die Hausgeräte und Elektrowerkzeuge zuständige Uwe Raschke, 63, werden zum 30. Juni ausscheiden. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit.
Raschke geht in den Ruhestand, während sich Bolle künftig bei Hightech-Start-ups engagieren will. Seine Aufgaben übernimmt wieder Konzernchef Volkmar Denner. Diese Doppelfunktion hatte der 64-Jährige bereits von 2012 bis Mitte 2018 inne.
In der Branche wird der Schritt als Zeichen dafür gewertet, dass Denner wohl über sein Vertragsende im Sommer 2022 hinaus bleiben wird. Mitten in der Coronakrise und der schwierigen Transformation hin zur Elektromobilität gilt ein Wechsel an der Spitze als eher unwahrscheinlich. Auch wenn Boschs Umsatz 2020 wechselkursbereinigt um 4,4 Prozent auf 71,6 Milliarden Euro zurück gegangen ist.
Aufgewertet wird auch einer der potenziellen Nachfolger Denners. Stefan Hartung, 55 Jahre alt und Chef des Unternehmensbereichs Mobility Solutions mit 42 Milliarden Euro Umsatz, übernimmt von Bolle das zentrale Qualitätsmanagement.
Christian Fischer, 52, der in der Geschäftsführung für die Energie- und Gebäudetechnik zuständig ist, bekommt von Raschke die Elektrowerkzeuge und Hausgeräte (BSH). Zusammen verantwortet er somit ein Umsatzvolumen von knapp 20 Milliarden Euro.
Aufgewertet wird auch die Position der operativen Chefin des Geschäftsbereichs Gebäudetechnik, Tanja Rückert, 51. Die promovierter Chemikerin übernimmt Bolles Funktion als Chief Digital Officer.
Die ehemalige SAP-Managerin berichtet künftig direkt an Bosch-Chef Denner. Sie gehört damit noch nicht der obersten Konzernführung an, zählt aber neben der neuen Personalchefin Filiz Albrecht, 49, und der operativen BSH-Chefin Carla Kriwet, 50, zu den ranghöchsten Frauen im Bosch-Konzern.
Den digitalen Wandel vorangetrieben
Gesellschafter und Aufsichtsrat dankten Raschke und Bolle für ihr langjähriges Engagement im Konzern. „Uwe Raschke hat starke Impulse in- und außerhalb des Unternehmens gesetzt“, sagte Denner. Das gelte besonders für die Kundenorientierung.
Raschke war seit 1984 im Konzern und die vergangenen zwölf Jahre in der Konzernführung tätig. Unter anderem war er seit 2014 für die Integration des ehemaligen Gemeinschaftsunternehmens BSH Bosch und Siemens Hausgeräte in die Bosch-Gruppe verantwortlich.
Über seinen engen Weggefährten Michael Bolle sagte Denner: „Er hat als CTO und CDO den digitalen und technologischen Wandel konsequent vorangetrieben und die Technologie- und Produktstrategie eng mit der IT-Strategie des Unternehmens verzahnt.“ Bolle hatte seine Konzernkarriere 1999 bis 2003 unterbrochen, um ein Start-up zu gründen.
Mit diesen Erfahrungen kam er dann wieder zurück. 2018 wurde er Entwicklungs- und Digitalchef des Konzerns und trimmte Bosch in Sachen Künstliche Intelligenz. Ab 2025 soll jedes Bosch-Produkt KI in sich tragen. Bolles und Raschkes Verträge liefen beide aus. Misstöne scheint es nicht gegeben zu haben.
Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach, zugleich geschäftsführender Gesellschafter der RB Industrietreuhand, die die Eigentümerfunktion wahrnimmt, dankte beiden Managern mit großer Überschwänglichkeit: „Sie haben Großes zur Weiterentwicklung der Bosch-Gruppe und zum Wohl des Unternehmens beigetragen.“
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