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Christoph Gerlinger Dieser Gründer will Start-up-Investments demokratisieren

In deutschen Start-up-Städten fehlt es häufig an Geld. Ein Berliner Unternehmer will diese Lücke mit einer neuen Plattform schließen.
19.06.2018 - 12:56 Uhr 2 Kommentare
Der Mitgründer und Chef der German Startups Group will eine Online-Plattform für Start-up-Anteile und Tech-Investments aufbauen. Quelle: German Startups Group
Christoph Gerlinger

Der Mitgründer und Chef der German Startups Group will eine Online-Plattform für Start-up-Anteile und Tech-Investments aufbauen.

(Foto: German Startups Group)

Berlin Wohl in keiner anderen deutschen Stadt manifestiert sich der Gründergeist so deutlich wie in Berlin: In den Hinterhöfen von Kreuzberg bis Mitte stapeln sich die Start-up-Büros in umfunktionierten Fabrikgebäuden, überall schießen die Co-Working-Spaces aus dem Boden. Visionen gibt es genug in der deutschen Hauptstadt.

Am vergangen Freitag wurde aus einer Vision mal wieder Geld: Da ging die Rocket-Internet-Beteiligung Home24 erfolgreich an die Börse. Denn vom Start-up-Boom profitieren können Anleger in der Regel nur dann, wenn die Jungfirmen an die Börse gehen. Auf der anderen Seite fehlt es deutschen Start-ups an Wachstumskapital.

Ein Berliner Unternehmer will nun beide Seiten zusammenbringen. Christoph Gerlinger, Mitgründer und Chef der German Startups Group, will eine Online-Plattform für Start-up-Anteile und Tech-Investments aufbauen.

Über „GS Market“ soll eine breitere Anlegergruppe die Möglichkeit erhalten, sich schon mit Beträgen ab 200.000 Euro an jungen Unternehmen zu beteiligen, teilt das Unternehmen mit. Die German Startups Group will dabei als Käufer und Verkäufer ohne Sonderrolle auf der Plattform auftreten, betont Gerlinger.

Anleger sollen nach Registrierung über die Plattform Anlagemöglichkeiten einsehen, vergleichen und in Kontakt mit den jeweiligen Anbietern treten: „Wir sind die erste und bislang einzige derartige Online-Plattform in Deutschland“, wirbt Gerlinger. Man können größere Investment-Tickets auch in kleinere Teilbeträge stückeln und damit auch solchen Anlegern zugänglich machen, die bisher ausgeschlossen waren, so der Gründer: „Viele der erstklassigen deutschen VC-Fonds sind erst ab siebenstelligen Mindestzeichnungsbeträgen erhältlich und laufen dann oft mehr als zehn Jahre.“

Hürden sind in den USA viel niedriger

Denn das Geld für Start-ups sitzt nicht besonders locker in Deutschland: Gemessen am Anteil der Wagniskapital-Investitionen am nationalen Bruttoinlandsprodukt lag Deutschland 2017 gerade mal im europäischen Durchschnitt mit knapp 0,04 Prozent, so eine Erhebung von Invest Europe. Vorne lagen etwa Länder wie Frankreich, Schweden und Finnland mit 0,06 oder Großbritannien mit 0,08 Prozent. Selbst im gehypten Berlin wachsen die erfolgsversprechenden Start-ups oft noch relativ langsam.

Das weiß auch Tanja Emmerling, Principal beim High-Tech-Gründerfonds, der in Bereiche wie Life Sciences, Hardware und Software investiert: „In den USA gibt es viel mehr Möglichkeiten für Privatpersonen in erfolgsversprechende Start-ups zu investieren“, so die Investorin.

Zudem seien dort die regulatorischen Hürden für institutionelle Anleger viel niedriger: „In den USA investieren zum Beispiel auch Pensionsfonds oder Versicherungen verstärkt im Wagniskapitalbereich.“ Dabei brauche das Land dringend erfolgsversprechende Gründungen und das entsprechende Ökosystem, um nicht nur bei der Innovation vorne zu bleiben, sondern auch Talente zu fördern.

Auch Robin Haak, Managing Director Smart Recruiters, kennt das Problem mit dem Wagniskapital aus eigener Erfahrung: „Die amerikanische Kultur fördert Unternehmertum stärker – das zeigt sich auch bei den Investitionen, die viel risikoaffiner sind.“ An institutionelles Geld sei durch die aktuellen Eigenkapitalvorschriften sehr viel schwerer zu kommen. „Obwohl immer mehr Investoren aufgrund der aktuellen Niedrigzinspolitik in risikoreichere Kapitalanlagen gehen, ist es noch ein weiter Weg.“

Gerlinger schraubt an seinem Geschäftsmodell

Auf der Plattform von Christoph Gerlinger können Anleger künftig auch Anteile auch vor Laufzeitende wieder zum Verkauf anbieten, zum Beispiel wenn sich deren Wert schon mal verdreifacht hat und man einen Teil des Gewinns mitnehmen möchte. Bisher zählten zu den Profiteuren des digitalen Wandels auf Anlageseite nur wenige, meint Gerlinger. Beispiel: Kein Facebook-Anleger wird jemals den Wertzuwachs erfahren, denn Erstinvestoren verzeichnen konnten.

Der börsennotierte Start-up-Geldgeber schraubt damit auch an seinem Geschäftsmodell. Die Aktie des Unternehmens liegt derzeit bei mageren 1,72 Euro – und das obwohl das Unternehmen durchaus Erfolgsgeschichten vorzuweisen hat. Damit geht es der German Startups Group ähnlich wie anderen Investoren, die an der Börse vertreten sind. Rocket Internet liegt zwar immerhin bei deutlich über 25 Euro, von Werten von mehr als 40 Euro zu Anfangszeiten ist das aber weit entfernt. Manch ein Branchenkenner hält auch deutsche Risikoaversion für einen der Gründe.

Das Modell der Plattform ist keinesfalls neu: Anders als beispielsweise bei Kickstarter steht immer der Anteil an dem jeweiligen Start-up dahinter. In den USA setzt zum Beispiel die Plattform Sharepost darauf. Auch die israelische Plattform Ourcrowd verfolgt ein ähnliches Konzept: Gründer Jon Medved glaubt nicht daran, dass die Börse Zugang böte, um vom Tech-Boom zu profitieren.

Medved nennt das gerne mal demokratisches Risikokapital. Demokratisch ist dabei allerdings ein Euphemismus, denn wer investieren will, muss Mindestanforderungen erfüllen wie etwa liquides Vermögen von mindestens 500.000 Euro besitzen. Das ist auch bei G|S Market nicht anders.

Gerlinger verweist darauf, dass der rasante digitale Wandel sich weiterbeschleunigt, Großunternehmen sich aber sehr schwer tun, sich neu zu erfinden: „Kein Kutschenbauer wurde zu einem führenden Automobilkonzern, kein Schreibmaschinenbauer zu einem erfolgreichen PC-Hersteller, keine Post der Welt wurde zu einem bedeutenden E-Mail-Provider, kein Zeitungsverlag wurde relevanter Internetkonzern, kein Musik- oder Filmverlag hat das Streaming hervorgebracht, keine Großbank ein nennenswertes Fintech-Unternehmen.“

Es sei deshalb an der Zeit, dass sich dieser Wandel auch im Portfolio widerspiegele. Zudem will Gerlinger auch der deutschen Start-up-Landschaft auf die Sprünge helfen: „So soll ein solcher Markt die Gründeraktivität und Innovationsfähigkeit in Deutschland stärken. Ein Zweitmarkt trägt dazu bei, die gewaltige VC-Lücke in Deutschland etwas weiter zu schließen.“ Gerlinger wäre eben kein Gründer, hätte er nicht eine große Vision.

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2 Kommentare zu "Christoph Gerlinger: Dieser Gründer will Start-up-Investments demokratisieren"

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  • Nur, um mögliche Missverständnisse auszuräumen:
    Mit der German Startups Market werden vordergründig keine Startups finanziert (obwohl diese Möglichkeit besteht). Die Plattform soll vielmehr Anteilseignern von Startups oder auch VC-Fonds dienen, die einen Teil ihrer Anteile liquidieren möchten.
    Die G|S Market™ achtet zudem stark darauf, dass nur Anteile an seriösen und bewährten Unternehmen angeboten werden und nur seriöse, qualifizierte Anleger zugelassen werden, sprich solche, die sich mit der Materie auskennen (anders als damals im Neuen Markt, als jeder Kleinanleger eingeworben wurde).
    Übrigens lässt sich auch hier ein großer Unterschied zum Neuen Markt erkennen: Die heutigen reifen "Startups" wie Zalando, Delivery Hero & Co. sind weitaus reifer als die zum Neuen Markt als reif angesehenen Unternehmen ;)

  • Kenen Christoph persönlich. Er macht das gut. Leider kann auch er nicht verhindern, dass 95% der Startups verrecken und viele Menschen, realtiv viel Geld verdienen. Die besten Startups werden über diese Wege niemals finanziert werden. Neuer Markt 3.0 ! Leider.

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