Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Daniel und Andreas Sennheiser „Unser Kopfhörer hat viele Künstler zu Tränen gerührt“

Gemeinsam leiten die Brüder Daniel und Andreas Sennheiser den gleichnamigen Mikrofon- und Kopfhörerhersteller. Im Interview sprechen sie über virtuelle Klänge, Facebook in Stereo und den Spaß am Unternehmertum.
13.06.2016 - 06:34 Uhr Kommentieren
„Für uns ist es richtig, dass jeder für alles zuständig ist.“
Daniel und Andreas Sennheiser

„Für uns ist es richtig, dass jeder für alles zuständig ist.“

Hannover Bei Sennheiser in der ländlichen Wedemark bei Hannover verschmelzen Technik und Musik. Die Brüder Daniel und Andreas, Unternehmenschefs in dritter Generation, spielen selbst mehrere Instrumente. Während des Interviews wird es plötzlich laut. „Mamma Mia!“, erschallt über das Firmengelände. Ein Sennheiser-Chor probt gerade. Es gibt auch diverse Firmenbands: von Azubis bis zu Controllern. „Viele unserer Mitarbeiter waren Profimusiker oder wollten Rockstar werden“, sagen die Sennheiser-Brüder, die auf der Suche nach dem perfekten Klang sind.

Herr Sennheiser, wie bringt man eigentlich Weltstars wie Adele dazu, mit Audiotechnik aus der Wedemark auf Tour zu gehen? Gab es da ein Casting?
Andreas Sennheiser: Im erfahrenen Alter wechseln viele Künstler zu Sennheiser. Adele hat für ihre Tour unser drahtloses Mikrofon ausgewählt. Sie hat festgestellt, dass sie einfach besser damit klingt.
Daniel Sennheiser: Das D 9000 ist das weltweit einzige Soundsystem, das digital nichts komprimiert. Damit kommen alle Facetten der Stimme heraus, die für das menschliche Ohr hörbar sind – und darüber hinaus. Alles klingt transparent, natürlich und sehr präsent.

Welche Stars vertrauen noch auf Sennheiser?
A.S.: Prince war ein ganz großer Fan von Sennheiser und ist gern mit einer vergoldeten Mikrofon-Sonderanfertigung von uns aufgetreten. Von Madonna über Rihanna bis Beyoncé setzen viele Stars auf unsere Technik.
D.S.: Und bei den Olympischen Spielen in Rio oder der Fußball-EM in Frankreich sind wir natürlich auch dabei. Die Vuvuzelas der Fans bei der WM 2010 in Südafrika – die waren wirklich eine Herausforderung für die Mikrofone. Bei jedem großen Event lernt man dazu.

Der britische Weltstar geht erstmals mit Technik von Sennheiser auf Tour. Quelle: AP
Popsängerin Adele

Der britische Weltstar geht erstmals mit Technik von Sennheiser auf Tour.

(Foto: AP)

Das menschliche Ohr ist begrenzt aufnahmefähig. Trotzdem tüfteln Sie immer weiter am perfekten Sound. Ist nicht irgendwann die Grenze des Hörbaren ausgereizt?
A.S.: Es wird unterschätzt, wie viel der Mensch über die hörbaren Frequenzen hinaus wahrnimmt – was aber starke Gefühlsregungen auslöst. Unser Kopfhörer HE 1 hat viele Künstler zu Tränen gerührt. Sie entdecken eine ganz neue Dimension.
Der HE 1 gilt auch in der Fachwelt als „bester Kopfhörer der Welt“. Stolze 55 000 Euro kostet er. Wie viele Käufer haben sich bisher gefunden?
D.S.: Der HE 1 wird aus 6 000 Einzelteilen in der Wedemark von Hand zusammengesetzt, davon können wir im Jahr maximal 200 Stück fertigen. Eine knappe Jahresproduktion ist schon bestellt.

Warum ist es so wichtig, immer vorneweg zu sein bei Innovationen?
A.S.: Unser Anspruch ist, Innovationsführer zu sein. Wir wollen den Kunden überraschen, wenn er noch gar nicht weiß, was er morgen braucht. Vor 70 Jahren hat unser Großvater Fritz mit seinem Forschergeist die Firma aufgebaut. Uns allen steckt das Forschergen inzwischen in den Knochen.

Wie schaffen Sie ein kreatives Klima?
A.S.: Unsere Mitarbeiter sollen forschen jenseits dessen, was existiert. Gleichzeitig bieten wir den Freiraum, einfach zu schauen, was geht. Dann entsteht eine Kreativität, die ansteckend wirkt. Unsere Leute sollen nicht Projekte abarbeiten. Sie sollen Spaß haben, Spuren im unberührten Schnee zu hinterlassen.

2015 haben Sie den Innovation Campus eröffnet. Wie wichtig ist die Architektur für Kreativität?
D.S.: Im Campus sitzen multifunktionale Projektteams aus Programmierern, Technikern, Marketingleuten und Produktmanagern zusammen. Da orientieren wir uns ein bisschen am Design Thinking-Ansatz. Wir merken, dass dies zu ganz anderen Ergebnissen führt.

Forscher laufen auch mal in die Irre…
A.S.: Wenn sich nur zwei Leute mit einem Thema befassen, von dem sie ohnehin überzeugt sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich irgendwo verrennen. Wenn 15 Leute aus verschiedenen Blickwinkeln draufschauen, merkt irgendeiner schnell: Das ist Unfug. Unser Motto lautet: Fail fast!

An welchen Innovationen tüftelt Ihr Haus denn gerade?
D.S.: Dem 3D-Klang gehört die Zukunft. Die Gänsehaut im Konzertsaal kann man zu Hause im Wohnzimmer erleben – oder sogar im Kopfhörer. Die Idee ist aber noch im Labor. Mit 3D-Audio lässt sich auch in virtuelle Welten eintauchen. Dafür gibt es gute Bildsysteme, aber noch kein Audiosystem.

Roland Mack vom Europapark Rust lässt die Gäste mit VR-Brillen die Achterbahnen heruntersausen. Da fehlen nur noch die Kopfhörer…
D.S.: Tatsächlich sprechen wir da über eine Zusammenarbeit. Die Idee ist übrigens im Januar am Abend der Handelsblatt „Hall of Fame“ entstanden.

Mit welchen Branchen lohnt es sich noch zu kooperieren?
A.S.: Beim Actionkamera-Hersteller Gopro wollen wir helfen, den Ton deutlich zu verbessern – und damit das emotionale Erleben. Wir haben Kontakt zu fast allen großen Unternehmen, die in virtuelle Realität investieren – von Facebook bis zum VR-Brillenhersteller Oculus.

Kann ich dann bald Facebook in Stereo hören?
A.S.: Nicht nur Facebook. Jedes Handyvideo im Internet, das einen grausamen Klang hat, bekommt in Zukunft eine Klangqualität, die einer Profiaufnahme in nichts nachsteht. Da haben wir noch einiges in der Pipeline.

„Wir möchten Start-up-Kultur mit 70 Jahren Erfahrung schaffen“
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Daniel und Andreas Sennheiser - „Unser Kopfhörer hat viele Künstler zu Tränen gerührt“
0 Kommentare zu "Daniel und Andreas Sennheiser: „Unser Kopfhörer hat viele Künstler zu Tränen gerührt“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%