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Depot-Chef Christian Gries Der Deko-König drängt in den Beauty-Markt

Porzellanelefanten, Gartenstühle, Kunstblumen: Bei Depot gibt es nichts, was es nicht gibt. Nun will der Chef der Einrichtungskette in den Beauty-Markt einsteigen – und mit Mini-Shops die Kaufhäuser und Baumärkte erobern.
25.07.2016 - 20:00 Uhr Kommentieren
Christian Gries, Gries Deco Company, Depot
Christian Gries, Geschäftsführer und Mitinhaber von Depot

„Das Geschäft hat fast das Tempo der Modebranche erreicht.”

Niedernberg Das Geheimnis ist streng bewacht. Nur mit einer speziellen Zugangskarte gelangt man in das Kreativlab. Dort stehen lange Reihen deckenhoher Regale mit allem, was demnächst in den Filialen der Dekokette Depot zu sehen sein wird. Auf einem Tisch sind ein paar schwarze Fläschchen arrangiert, mit Bodylotion und Handcreme. Bodylotion von Depot?

„Wir wollen eine neue Linie für Beauty und Wellness unter unserer Marke Ipuro aufbauen“, verrät Christian Gries, Geschäftsführer und Depot-Mitinhaber. „Damit wollen wir im Frühjahr und Sommer nächsten Jahres groß mit Shop-in-Shops in unseren Läden starten.“ Einen Testlauf mit der ersten kleinen Kollektion wagt er bereits in diesem Herbst.

Dass Gries sich damit auf ein ganz neues Terrain begibt, auf dem große Konzerne wie Unilever mit Marken wie „Dove“ und „Duschdas“ oder Henkel mit „Fa“ das Sagen haben, ist ihm bewusst. Doch er vertraut auf den Erfolg der Raumduftserie „Ipuro“, die er vor 13 Jahren auf den Markt brachte und die heute Marktführer in Europa ist.

Außerdem ist der 45-Jährige mit dem Stoppelhaarschnitt einer, der jeden Schritt genauestens plant. In seinem Kreativlab gibt es für jede einzelne Warengruppe Module in verschiedenen Größen. „Wir wissen genau, auf welchem Tisch im Laden ein Artikel in welcher Farbe und welcher Menge wie lange stehen wird“, erklärt Gries.

Er kontrolliert sein schnell wachsendes Filialreich mit bereits über 450 Läden in Deutschland, Österreich und der Schweiz von dem kleinen Örtchen Niedernberg aus. Das liegt etwa 20 Kilometer südlich von Aschaffenburg in der nördlichsten Spitze Bayerns.

Sein Büro ist keine der sonst üblichen  Kommandozentralen, bei denen nur die nüchternen Metallregale für Ästhetik sorgen. Gries schaut von seinem schwarzen Schreibtisch auf eine großformatige Fotografie der Skyline von Hongkong. An einer Wand ist ein Flachbildfernseher in eine Designer-Schrankwand integriert. Daneben  eine geschmackvolle Polster-Sitzgruppe.

Angefangen hat alles mit Weihnachtsschmuck

Hier erzählt Deutschlands Wohnaccessoire-König, weißes, offenes Hemd und graue Stoffhose, wie er sich mit der Dekokette gegenüber Konkurrenten wie Butlers und Strauß Innovation, Online-Plattformen wie Westwing und Home 24 sowie den Ablegern von Modekonzernen wie Zara behaupten will. „Das Geschäft hat fast das Tempo der Modebranche erreicht“, schildert Gries, den Mitarbeiter als Macher und Antreiber beschreiben, die neue Dynamik in der Branche. Immer mehr Kunden wollten nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über ihre Wohnung neu dekorieren.

„Vor fünf Jahren haben wir entschieden, uns von einem reinen Dekoshop zu einem kompetenten Anbieter für Home-Accessoires zu wandeln“, erklärt er und unterstreicht seine leicht hessisch gefärbten Worte mit kräftigen Bewegungen seiner Arme. Seitdem konzentriert sich der Mann auf geradezu interdisziplinäre Themen wie gedeckten Tisch, Küche, Heimtextilien, Bad und Bett. „Dieser Schritt war wichtig, um uns dauerhaft im Markt durchzusetzen.“  

Das Angebot umfasst heute 15.000 Artikel von Porzellan über Bettwäsche und Kissen bis zu Kleinmöbeln. Es war eine Zäsur für das Unternehmen, das mit Dekoartikeln wie Weihnachtskugeln, Kerzen oder Osterhasen für die großen Feste des Jahres groß geworden ist. Angefangen hatten Maria und Oskar Gries, die Großeltern von Christian Gries, 1948 damit, Christbaumschmuck und künstliche Früchte zu fertigen, etwa für Siegerkränze. Gesteck- und Adventsschmuck kamen in der zweiten Generation dann hinzu.

Als das Großhandelsgeschäft nicht mehr gut lief, weil viele Einzelhändler die Deko-Artikel lieber billiger in Fernost einkauften, gründeten sie ihre eigene Vertriebslinie Depot. Auf diese Kette setzte dann vor allem Enkel Christian, nachdem der Industriekaufmann zur Jahrtausendwende eingestiegen war.

Teure Berater von außen braucht er dazu nicht, „weil die zu schnell ein Eigenleben entwickeln und bremsen“. Aber der Familienunternehmer benötigte Geld, um sein Filialnetz auszurollen. So verkaufte er 2004 einen Anteil von 40 Prozent an die Private-Equity-Firma 3i, war mit deren Engagement jedoch wenig glücklich. Deshalb kaufte er deren Anteil zurück. Auch mit dem späteren britischen Investor Dawnay Day hatte er kein Glück, denn der ging pleite.

Doch Gries gab nicht auf. Schließlich fand er einen Gesellschafter, mit dem die Zusammenarbeit bis heute funktioniert: das größte Schweizer Einzelhandelsunternehmen Migros. Der Genossenschaftsverbund hält inzwischen 90 Prozent der Depot-Anteile. Die restlichen zehn Prozent bleiben bei Gries.

Migros brachte großes Wachstum

„Mit der Migros habe ich einen strategischen Partner mit hoher Handelskompetenz gefunden, der uns stark bei Fragen wie der Logistik hilft“, lobt Gries seinen Mehrheitsgesellschafter. Dieter Berninghaus, Handelsvorstand der Migros, gibt das Lob zurück: „Er ist in diesem Markt ein sehr kreativer und stark konzeptionell denkender Pionierunternehmer.“

Den Umsatz trieb Gries mit Migros in die Höhe. Er vervierfachte sich seit 2009 auf 527 Millionen Euro. Aber 2013 und 2014 gab es beim operativen Ergebnis einen Verlust, weil Gries mit Migros massiv investierte in ein vollautomatisches Hochregallager und den Ausbau des Filialnetzes. Im letzten Jahr erzielte Depot wieder einen operativen Gewinn.

Gries macht weiter Tempo. Er will in Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr noch 60 bis 70 neue Läden eröffnen. „Wir überlegen, in zwei bis drei Jahren auch in Benelux, Polen, Tschechien, Norditalien, Frankreich und Skandinavien erste Läden zu eröffnen“, kündigte er an. „Das weitere Wachstum der Branche hängt neben einer Expansion über die DACH-Region hinaus insbesondere stark von der Entwicklung von erfolgreichen Multi-Channel-Strategien ab“, merkt Philip Beil, Partner bei Deloitte in München, kritisch an.

Da hat Gries noch Nachholbedarf. Er muss das noch kleine Onlinegeschäft ausbauen und es dann über Dienste wie Click and Collect mit seinen Filialen verbinden. Das hindert ihn nicht, schon das nächste Projekt voranzutreiben: die Marke „Rooms by Depot“. Das ist eine abgespeckte Version der großen Filialen. Als Shop-in-Shops will er Kaufhäuser wie Karstadt und Baumärkte wie Toom erobern und sich ganz auf schnelldrehende Saisonartikel konzentrieren.

Er macht Tempo. Ende dieses Jahres soll es schon 90 Rooms-Filialen, Ende nächsten Jahres 200 und langfristig 1 200 geben. Auch privat liebt der verheiratete Vater eines Sohnes die Geschwindigkeit. Er fährt Ski, joggt und heizt gerne mal mit seinem Mountainbike den Feldberg im Taunus rauf und runter.

 „Ich versuche, sooft es geht, in der Natur zu sein“, sagt Gries, der von Frankfurt jeden Tag in die Provinz pendelt. Dort lässt er in seinem Büro demnächst zwei kleine Fenster wegreißen und ein großes, bodentiefes einbauen, damit er besser den Blick auf die nahen Felder genießen kann. Gries ist ein bisschen wie seine Kunden: Auch er braucht immer wieder Veränderung.

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