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Die neuen Gründer – Local Motors Der Bus, der aus dem Drucker kam

Local Motors will alles anders machen als traditionelle Industriekonzerne. Das Start-up versteht sich als offene Plattform für Tüftler – und setzt riesige 3D-Drucker ein. Ein Ergebnis: Ein Auto mit integriertem Backofen.
12.07.2016 - 20:00 Uhr Kommentieren
„Wir sind kein Autounternehmen“ Quelle: PR
Jay Rogers vor einem autonomen Bus

„Wir sind kein Autounternehmen“

(Foto: PR)

Berlin, New York Bekannt wurde Local Motors durch ein Spektakel. Auf der Automesse in Detroit 2015 druckte die Firma in nur 44 Stunden die Karosserie des „Strati“ aus: Das Auto kurvte nach dem Einbau eines Elektromotors tatsächlich herum. Neulich in Berlin klappte der Auftritt nicht ganz so wie geplant. Der selbstfahrende Minibus „Olli“ leuchtete die Zuschauer zwar mit seinen Scheinwerfern an, kam aber nicht vom Fleck. 

Auf dem Weg von Washington D.C. nach Berlin waren kleine, für den Betrieb entscheidende Kabel verloren gegangen. Der Mannschaft von Local Motors schien das nicht viel auszumachen. Schließlich ist „Olli“ in nur zwölf Monaten bis zum Prototyp entwickelt worden. Da kommt es auf einen Tag nicht an. 

Wegen „Strati“ und „Olli“ halten viele die Firma für ein Autounternehmen. Irrtum. „Wir sind keines“, sagt Jay Rogers, der Gründer des Start-ups. Schließlich machten sie alles anders als traditionelle Konzerne. Local Motors will eine Plattform sein für Produkte, die nicht in Masse, sondern in kleinen Stückzahlen gefertigt werden – mit Hilfe von garagengroßen 3D-Druckern. 

Ob Drohnen für Airbus oder ein Vakuum-Kaffeeautomat für General Electric: Local Motors fertigt auf Basis digitaler Konstruktionsdaten in sogenannten Mikrofabriken vor Ort. Olli zum Beispiel, der selbstfahrende Bus, den Fahrgäste per Smartphone ordern können, wird derzeit nahe der US-Hauptstadt gefertigt und getestet. Mehr Standorte sollen folgen, auch in Berlin.

Ferdinand Dudenhöffer, Wirtschaftsprofessor und Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen, sieht Bedarf für das Angebot: Autohersteller etwa könnten Kosten und Aufwand für die meist „langweilige und wenig aussagekräftige“ Marktforschung reduzieren.

Das Besondere bei Local Motors aber ist die Entwicklung auf einer offenen Plattform. Rund 50.000 Ingenieure und Tüftler steuern nach Angaben des Unternehmens inzwischen Ideen bei. Das „Open Sourcing“ unterscheidet das Start-up von traditionellen Herstellern, die Forschung und Entwicklung im eigenen Haus betreiben.

Airbus will leistungsfähige und preiswerte Drohne bauen

So hatte ein Autodesigner aus Slowenien die entscheidende Idee für einen Backofenwagen: Anej Kostrevc erhielt 10.000 Dollar für den „DXP“, was für Delivery Expert oder Auslieferungsexperte steht. Den Chevrolet Sparks mit eingebautem Backofen entwickelte Local Motors für die amerikanische Pizzakette Domino‘s. Derzeit rollen 97 davon durch die USA. Den Chevrolet Sparks mit eingebautem Backofen entwickelte Local Motors für die amerikanische Pizzakette Domino‘s. Derzeit rollen 97 davon durch die USA.

Die Idee zu Local Motors kam Rogers während seiner Militärzeit im Irak. Könnten die Einsatzfahrzeuge den dortigen Verhältnissen nicht besser angepasst sein? 2007 gründete der Harvard-Absolvent sein Start-up, das heute in Phoenix sitzt. Um sich den Markt für Zivildrohnen zu erschließen, arbeitet auch Airbus mit Local Motors zusammen.

Zu Beginn des Jahres beteiligte sich der Luft- und Raumfahrtkonzern an dem Start-up. Wie viel Geld Airbus Ventures, der mit 150 Millionen Dollar Kapital neu ins Leben gerufene Risikokapitalfonds, in Local Motors steckte, ist nicht bekannt. „Ein kleiner Betrag“, sagt Rogers.

Ziel von Airbus ist es, eine leistungsfähige und preiswerte Drohne für die Privatwirtschaft zu bauen. Mit der könnten Ölunternehmen ihre Pipelines abfliegen oder Krankenhäuser wichtige Medikamente schnell besorgen. Bislang waren die Drohnenmodelle des Konzerns komplexe und teure Militärprojekte, wie die Aufklärungsdrohne Euro Hawk, die als Desaster endete.

Drohnenproduktion soll in Berlin stattfinden

Jetzt wagt Airbus ein Experiment. Local Motors schrieb einen Ideenwettbewerb aus: 25 Kilo darf die Drohne wiegen, sie muss drei Kilo über 100 Kilometer oder fünf Kilo über 60 Kilometer transportieren können und mindestens 80 Kilometer pro Stunde schaffen. In vier Wochen seien 300 Vorschläge eingegangen, von denen 30 Prozent „verblüffend“ seien, sagt Rogers. 60 Ideen werden nun realisiert. Produziert werden soll die Drohne in Berlin – um näher am Kunden Airbus zu sein.

Auch der amerikanische Konzern General Electric hat sich finanziell an Local Motors beteiligt und lässt seine Haushaltsgerätesparte im US-Bundesstaat Kentucky mit dem Start-up kooperieren. Dort kämpfte GE mit ähnlichen Problemen wie bei Airbus bei den Drohnen: zu lange und teure Entwicklungszeit. „Zuvor entschied das Management über die Produkte“, sagt Rogers. „Es gab interne Machtkämpfe darum, was gebaut wird.“

Nach einem Gespräch mit GE-Chef Jeff Immelt zog Local Motors das Netzwerk „First Build“ auf, in dem 15.000 Leute seit 2014 zusammen nach neuen Ideen für die GE-Geräte suchen. Der Anreiz für die freien Mitarbeiter aus der ganzen Welt: Wird aus einer Idee tatsächlich ein Produkt, werden sie entlohnt. Und offensichtlich gibt es viele Konstrukteure, die gerne tüfteln, in ihrem eigenen Job aber immer nur ein und dieselbe Schraube optimieren dürfen.

Laut Rogers kamen bei GE im vergangenen Jahr sieben neue Haushaltsgeräte auf den Markt. Ein Kaffeeautomat etwa, der mit Hilfe eines Vakuums den Kaffeegeschmack aus dem Pulver zieht, ein Induktionsherd, der Fleisch oder andere Gerichte präzise kocht oder ein Kühlschrank, der nicht nur Eiswürfel, sondern auch kleine Schneebälle machen kann. „Wir haben die Markteinführung um das 25-Fache beschleunigt“, wirbt Rogers, „ein enormer wirtschaftlicher Vorteil.“

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