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Die neuen Gründer – Shop.Co Weltweit shoppen mit einem Klick

Shop.Co will zur Meta-Bestellmaschine im Netz werden. Mit einem Klick sollen Nutzer in allen Onlineshops weltweit einkaufen können. Google und Amazon sind daran gescheitert. Das Start-up setzt auf einen patentierten Roboter.
26.04.2016 - 20:00 Uhr
Die beiden pendeln zwischen den Büros in Düsseldorf und San Francisco. (Foto: Robert Poorten/WirtschaftsWoche)
Shop.Co-Chef Jay Habib (r.) mit Mitgründer Manuel Schoebel

Die beiden pendeln zwischen den Büros in Düsseldorf und San Francisco.

(Foto: Robert Poorten/WirtschaftsWoche)

Düsseldorf Als Jay Habib vor drei Jahren mit seiner Familie umzog, wollte er viele Sachen im Internet ordern. Das Nervigste daran: Für jeden einzelnen Onlineshop musste er sich mühsam neu registrieren. „Und selbst danach brauchte ich bis zu zwölf Schritte bis zum Kauf. Welch sinnlos vertane Zeit“, ärgerte sich der Wirtschaftsinformatiker. So entstand die Idee für Shop.Co, der Shopping-Concierge: Mit einem Klick sollen die Nutzer auf allen Onlineshops der Welt einkaufen können.

Dafür haben Habib und sein Mitgründer, der IT-Experte Manuel Schoebel, eine künstliche Intelligenz programmiert. Ist ein Kunde mit all seinen Daten einmal bei Shop.Co registriert, erledigt ein Roboter für ihn die Anmeldung und Bestellung in jedem beliebigen Webshop – ohne dass dieser einen Kooperationsvertrag mit Shop.Co haben muss. Neben dem Online-Einkauf will Shop.Co auf diese Weise auch Reise- und Flugbuchungen vereinfachen.

Branchenexperten wie Tobias Kollmann finden das Geschäftsmodell spannend. „Shop.Co überträgt das Prinzip des One-Click-Buying, das die Kunden bei Amazon zu schätzen gelernt haben, auf jeden Shop im Internet“, konstatiert der Professor für E-Commerce und E-Entrepreneurship der Universität Essen. „Weil die Technik browserbasiert ist und über jede einzelne Webseite gelegt werden kann, könnte aus Shop.Co eine Art Meta-Shop oder Meta-Bestellmaschine für das gesamte Internet werden.“

Vor Shop.Co hat sich ein gutes Dutzend Firmen an einer Meta-Bestellmaschine versucht, darunter Größen wie Google, Paypal und Amazon. Ihre Technik aber funktioniert über Schnittstellen, deren Einrichtung der Onlinehändler zustimmen muss. Darum kann etwa der Amazon-Kunde mit einem Klick nur in der Amazon-Welt einkaufen, nicht im ganzen Internet. Jens Lapinski, Manager beim US-Start-up-Accelerator Techstars, meint: „Die Herausforderung bei solchen Geschäftsmodellen ist prinzipiell die Integration mit dem Shop. Wenn dies reibungslos und skalierbar gelingt, dann ist das potenziell interessant.“

Shop.Cos patentierter intelligenter Bestellroboter hat erste Investoren überzeugt – etwa eine Gruppe von fünf Business-Angels, darunter Dieter Heuskel, Ex-Deutschland-Chef der Beratung BCG. „Dieses Geschäftsmodell bietet die Chance, den Riesen Amazon etwas zu ärgern“, meint Rainer Minz, IT-Experte und Senior Advisor von BCG.

Einkaufen im Sozialen Netzwerk

Für den Service von Shop.Co müssen die Webshops – anders als bei Plattformen wie Amazon – keine Provision zahlen. Auch für die Käufer ist Shop.Co kostenlos. Geld verdienen will Habib wie die großen amerikanischen Vorbilder: durch die Kaufkraft der Masse an Nutzern, die er erreichen will. Denkbar seien diverse Nebengeschäfte wie Provisionen für die Vermittlung von längeren Garantien, Krediten oder Versicherungen, sagt der 32-Jährige. Eine mögliche Erlösquelle: Zahlungsabwickler wie Kreditkartenanbieter zahlen Provision.

Vorstellbar wäre auch, dass die Kunden gleich über Shop.Co bezahlen. Dafür aber bräuchte das Start-up eine Banklizenz. „An der arbeiten wir derzeit“, sagt Habib. Datensicherheit ist deshalb ein besonders wichtiges Thema. „Wir verkaufen keine Daten weiter. Und unsere Standards für Übertragung und Speicherung sind fast so hoch wie bei Banken“, versichert er.

Einen großen Markt erhofft sich der Gründer in den sozialen Netzwerken, die selbst mit Shopping-Buttons experimentieren. „Dort schwärmen Freunde und Stars über coole Produkte. Mit Shop.Co könnten die Follower – per Klick auf jeden Link, egal zu welchem Shop – Produkte direkt im sozialen Netzwerk kaufen, ohne dass der Shop eingebunden sein muss. Gerade sprechen wir mit Pinterest über eine Kooperation“, verrät Habib. Zwei Prozent vom Einkaufsumsatz will Shop.Co für seinen Service für soziale Medien verlangen.

Pinterest kooperiert wie Facebook und Twitter beim Buy-Button derzeit mit Stripe. Deren Schnittstellentechnik erfordert aber, dass jeder einzelne Webshop – anders als Shop.Co – vorab einzeln eingebunden werden muss. Auch mit Preisvergleichsportalen steht Shop.Co in Verhandlungen. Habib: „Für uns ist das zugleich ein idealer Weg, um viele Nutzer zu bekommen.“

„Die nächsten sechs Monate werden für uns entscheidend sein“

Über die aktuelle Nutzerzahl schweigt sich Habib aus. In Deutschland sei der Dienst nur bis letzten August aktiv gewesen – zu Testzwecken. „Jetzt haben wir entschieden, zuerst den US-Markt anzugehen.“ In San Francisco hat Shop.Co ein Büro mit elf Leuten eröffnet. Habib pendelt alle zwei Wochen. „Ich bin im Dauer-Jetlag“, gesteht er.

Der Sohn eines afghanischen Handwerkers und einer russischen Krankenschwester wollte schon immer Unternehmer werden – „etwas Großes machen“. Während des Studiums an der WHU gründete er bereits elfmal eine Firma – „rein zum Üben“. Darunter Semesternews.de, eine Handelsplattform für Rohstoffe und ein Airbnb für Lagerräume.

Gelernt hat Habib unter anderem, wie wichtig der US-Markt ist. Nicht nur, weil es drüben mehr Wagniskapital gibt, sondern auch, weil sich schneller eine kritische Masse gewinnen lässt. E-Commerce-Experte Kollmann bestätigt: Durch den größeren digitalen Binnenmarkt lasse sich in den USA schneller eine Reichweite im Netz aufbauen. Sollte es Shop.Co gelingen, dort eine gewisse Marktmacht zu erreichen, ließe sich das Geschäftsmodell gut monetarisieren.

„Die nächsten sechs Monate werden für uns entscheidend sein“, weiß Habib. Ab Juli soll Shop.Co auf dem Smartphone funktionieren. Im Oktober steht eine große Finanzierungsrunde an. Die Berater wollen dann wieder dabei sein. In der ersten Runde hatten Shop.Co von ihnen, Dortmund Seed Capital und Tripos von der Möbeldynastie Pohlmann 2,25 Millionen Euro eingesammelt. Beeindruckt hat die Business-Angels nicht nur die Gründungserfahrung des Teams, sondern auch die Technik. Die überzeugte auch den jetzigen Chefentwickler, der vorher bei IBM am Supercomputer Watson gearbeitet hat. BCG-Mann Minz meint: „Der hätte wohl kaum zu einem kleinen Düsseldorfer Start-up gewechselt, wäre er nicht von der Idee überzeugt.“

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