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Die neuen Gründer – VimcarDas digitale Fahrtenbuch
Viele Angestellte nutzen ihren Dienstwagen nach Feierabend auch privat. Aber wer will schon Buch über jede einzelne Fahrt führen? Das Start-up Vimcar erspart das lästige Mitschreiben – und hilft beim Steuernsparen.
Jetzt nur noch in der App das richtige Häkchen setzen.
(Foto: PR)
Berlin Wie kann man die Daten, die ein Auto sammelt, zu Geld machen? Das fragten sich Andreas Schneider und Christian Siewek – und kamen so auf die Idee mit dem digitalen Fahrtenbuch: Viele Angestellte oder Selbstständige nutzen ihren Dienstwagen nach Feierabend auch privat. Die meisten Leute versteuern die Privatfahrten pauschal. Würden sie jede Fahrt notieren und einzeln abrechnen, könnten etliche viel Geld sparen. Aber ein Fahrtenbuch zu führen ist aufwendig, es nervt.
Schneider und Siewek studierten damals noch in St. Gallen. Siewek hatte sich auf Marketing spezialisiert, Schneider gerade ein Entwicklungsjahr für Datenkonzepte bei Audi absolviert. Der dritte Gründer, Lukas Weber, brachte die technische Expertise mit. Sie legten los.
Drei Jahre, mehr als 25.000 Testkilometer und unzählige Nachtschichten später ist das dabei herausgekommen: ein schwarzer Plastikstecker, kaum größer als ein Duplo-Stein, darauf das blaue Vimcar-Logo. Wer seine Fahrten digital aufzeichnen will, verbindet das Gerät mit einer Schnittstelle unterm Lenkrad. Dann zeichnen ein GPS-Sender und eine Sim-Karte in dem Plastikgehäuse die Fahrten auf und senden sie an einen Server. Kunden müssen in einer App nur noch ankreuzen, welche Fahrt dienstlich, welche privat war. Am Ende laden sie die fertig sortierten Tabellen als fälschungssichere PDF-Datei auf ihren PC.
Das Vimcar-Team
Christian Siewek, Lukas Weber, Andreas Schneider (v.l.).
(Foto: PR)
„Damit nehmen wir den Selbstständigen eine Arbeit ab, die einfach nur lästig ist“, sagt Schneider. Zusammen mit Siewek sitzt er in einem hellen Raum in einem Hinterhof in Berlin. Ein Stockwerk tiefer beantworten Mitarbeiter Serviceanfragen und hacken Programmcodes in ihre Tastaturen. Mittlerweile arbeiten 30 Leute für Vimcar. Für das laufende Jahr prognostizieren Siewek und Schneider einen „deutlich siebenstelligen Umsatz“. Über 3 000 Unternehmen zahlen nach Angaben des Start-ups bereits für das Produkt – ohne Rabatt 700 Euro als einmaliger Preis oder knapp 16 Euro Miete pro Monat.
Einen Dienstwagen in Deutschland optimal zu versteuern ist kompliziert. Selbst einfache Ratgeber ziehen sich über Seiten hin. Schneider und Siewek setzten deswegen von Anfang an auf die Kooperation mit Steuerberatern – denn die haben den besten Zugang zu potenziellen Kunden. Es ist ihnen gelungen, eine Kooperation mit dem deutschen Steuerberaterverband abzuschließen. Mittlerweile weisen über 1 900 Partnerkanzleien ihre Kunden auf Vimcar hin. Provision erhalten sie dafür laut Vimcar nicht.
Andreas Cornet, leitender Automobilberater bei McKinsey, prognostiziert einen riesigen Markt für Start-ups, die sich wie Vimcar mit der Nutzung von Automobildaten beschäftigen. Bis zu 750 Milliarden Dollar Umsatz weltweit bis 2030 seien im Bereich „Connected Car“ drin. „Da reicht es als Start-up ja schon aus, wenn man nur einen Krümel vom Kuchen abbekommt“, sagt Cornet.
In einer aktuellen Studie haben die Experten von McKinsey auch analysiert, für welche Dienste Autofahrer am ehesten ins Portemonnaie greifen würden. Das Ergebnis: Zeitersparnis, Sicherheit, Bequemlichkeit.
Vimcar auf einen Blick
Andreas Schneider und Christian Siewek studierten gemeinsam in St. Gallen. Der dritte Gründer ist der Programmierer Lukas Weber.
Ein Sensor misst die gefahrenen Kilometer, eine App erfasst dienstliche und private Fahrten für die Steuererklärung.
Christophe Maire, die Arnault-Gruppe und andere investierten eine siebenstellige Summe.
Konkurrenten sind vor allem die Automobilkonzerne und ihre eigenen Lösungen.
Die Vimcar-Gründer Siewek und Schneider wollen ihr digitales Fahrtenbuch noch weiter ausbauen. Wann müssen die Winterreifen gewechselt werden? Wo befinden sich gerade andere Autos aus dem Fuhrpark? Wo wurde getankt? Solche Informationen sollen selbstständige Freiberufler und kleinere Handwerksbetriebe künftig auf der Vimcar-App abrufen können. „Das digitale Fahrtenbuch war unser Einstiegsprodukt – damit können wir weiterarbeiten“, sagt Schneider.
Angesichts der vielen Wettbewerber im Markt bleibt ihnen auch kaum etwas anderes übrig. Längst haben etablierte Hersteller digitaler Fahrtenbücher reagiert und bieten neben ihren sperrigen Einbaulösungen ebenfalls handliche Stecker für den Anschluss unterm Lenkrad an. Auch die großen Autohersteller könnten mit vorinstallierten Lösungen nachziehen. „Es war schon immer so, dass es bei Geräten wie Radios, Freisprechanalgen oder Navigationsgeräten einen Wettlauf zwischen Automobilherstellern und Drittanbietern gab“, sagt McKinsey-Berater Cornet. Das werde auch diesmal so sein.
Schneider und Siewek setzen vor allem auf Selbstständige und kleinere Flotten. „Große Unternehmen mit riesigen Flotten wollen sehr viele Details über ihre Wagen wissen und stellen extra Fuhrparkmanager ein“, sagt Siewek. „Solche Anforderungen können wir bislang noch nicht vollumfänglich bedienen.“ Dafür biete ihr Stecker guten Service, einfache Bedienung und passe problemlos in fast jedes Auto hinein.
„Wir wollen den Fuhrparkmanager digitalisieren und für kleinere Flotten erschwinglich machen“, sagt Siewek. Für dieses Ziel haben sie eine siebenstellige Summe bei Risikokapitalgebern eingesammelt. Mit dabei sind Förderer wie Chris‧tophe Maire, der bereits bei Soundcloud oder StudiVZ investiert hatte, und die französische Arnault-Gruppe.
Gewinn verzeichnen Schneider und Siewek, wie die meisten Gründer, aber noch nicht. Und sie wollen sich auch nicht festlegen, wann es so weit sein soll oder wie stark sie im kommenden Jahr wachsen wollen. An solchen Zahlen werde man immer so genau gemessen, sagen Schneider und Siewek. Und das Messen und Abgleichen – das wollen sie lieber ihrem Produkt überlassen.
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