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E-Roller-Hersteller Govecs Auf dem Bayern-Flitzer durch San Francisco

Zunächst fand er die „Jungs mit ihrem Nerd-Hemden“ komisch. Jetzt macht ein Münchener Mittelständler an der US-Westküste gute Geschäfte. Seine Elektroroller haben kein Tacho mehr, alles läuft über das Smartphone.
30.06.2015 Update: 01.07.2015 - 07:51 Uhr Kommentieren
„Dass der Deal mit den Deutschen so schnell und unkompliziert geklappt hat, ist wirklich klasse.“ Quelle: GOVECS GmbH
Scoot-Roller vor der Golden Gate Bridge

„Dass der Deal mit den Deutschen so schnell und unkompliziert geklappt hat, ist wirklich klasse.“

(Foto: GOVECS GmbH)

San Francisco Elegant biegt die kleine Vespa um die Ecke, rauscht lautlos herbei und hält. Eine junge Frau mit Tattoos am Ellenbogen nimmt den schwarzen Helm ab und schüttelt die Haare in der Sonne. Ein paar von ihnen sind grün. Die Punkerin schwingt die braunen Beine auf die Straße, stemmt den roten Flitzer mit der Hüfte hoch und verschwindet in einer Garage in der Natoma Street, South of Market, dem Start-up-Bezirk von San Francisco.

Drinnen stapeln sich Elektronik-Schnickschnack, Reifen, Roller und rote Ersatzteile fast bis zur Decke. Neben der Kaffeemaschine der notdürftig in der Wand verschraubten Küchenzeile liegen Werkstoffschlüssel in allen Größen mit Messern und Gabeln über kreuz.

„Ja, das hier ist wohl unser Büro.“ Der junge Mann mit Hipster-Rauschebart und antiker Armbanduhr kichert nervös und wirft einen verzweifelten Blick auf die Unordnung. Dann legt er den Schraubenzieher beiseite und führt den Gast über wackelige weiß lackierte Stufen hoch in den Konferenzraum. In dem Zimmer hat sich die Hitze des kalifornischen Vormittags mit der verbrauchten Luft durchdiskutierter Stunden vermischt.

Mike Waltman atmet scharf ein, dann lässt er sich auf einen Stuhl fallen. Erst heute wieder habe er mit München telefoniert, sagt der 32-Jährige. „Dass der Deal mit den Deutschen so schnell und unkompliziert geklappt hat, ist wirklich klasse.“ Noch während Waltman, Flottenchef von Scoot Networks, einem Anbieter für Elektroroller-Sharing, spricht, landen per Container am anderen Ende der Stadt 150 Fahrzeuge für den Preis von 5000 Dollar pro Stück aus dem etwa 9000 Kilometer entfernten Bayern.

Dass neue Technologien ausschließlich von der amerikanischen Westküste kommen, das stimmt eben nur halb. Manchmal stammen sie nämlich auch aus München. Diese „Deutschen“, mit denen Waltman nun regelmäßig zu tun hat, das sind schließlich Thomas Grübel und seine Firma Govecs, ein Hersteller für Elektroroller. Der Münchner Mittelständler liefert seit kurzem die Hardware für die Software-Schmiede, die das Transportwesen von San Francisco revolutionieren will. Warum? „Die Qualität hat uns überzeugt“, sagt Waltman.

Vor etwas mehr als zwei Jahren startete der Unternehmer den Sharing-Dienst Scoot mit zehn Fahrzeugen. Heute schickt Waltman eine 250 Roller starke Flotte ins Rennen. Die „München-San Francisco-Connection“ birgt Vorteile für beide Seiten. Scoot, das seine Hardware bisher von einem chinesischen Hersteller bezog, muss die Fahrzeuge nicht mehr mit hohem finanziellem Aufwand umbauen, weil Govecs Änderungen bereits in der Produktion anpasst.

Zum Beispiel fehlt der traditionelle Tacho. Er wird komplett durch das Smartphone ersetzt, auf dem die App mit interaktiven Karten von Mapbox den Fahrer zum gewünschten Ziel navigiert. Dazu wird das Telefon über Kabel mit Informationen aus dem Maschinenraum des Rollers versorgt, damit die App sie versteht, müssen die Angaben in eine Software-Sprache umgewandelt werden.

Auch die Lithium-Batterie im Roller überholte das Team von Grund auf. Jedes Fahrzeug muss Scoot's System immer wieder signalisieren, wo es sich befindet. Wenn dies aber permanent passiert, während der Roller steht, ist Batterie umgehend leer. So kamen die Ingenieure auf die Idee, dass der Akku grundsätzlich „schläft“ und nur in einem bestimmten Minutenrhythmus aufwacht und die Standortdaten sendet.

Wie man mit den Scoot-Rollern fährt
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