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Europaweiter Steuerbetrug vermutet Die Spur führt nach Ostwestfalen

Die Staatsanwaltschaften mehrerer Länder haben ein mutmaßliches Umsatzsteuerkarussell aufgedeckt. Nach Handelsblatt-Informationen wird auch gegen Manager einer ostwestfälischen Firma wegen Steuerhinterziehung ermittelt.
31.07.2016 - 17:20 Uhr
Ein Firmennetzwerk soll 57 Millionen Euro Umsatzsteuern hinterzogen haben. Quelle: dpa
Ermittlungen wegen Steuerbetrug

Ein Firmennetzwerk soll 57 Millionen Euro Umsatzsteuern hinterzogen haben.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Paderborn ist stolz auf seine Computer-Branche, einst schuf Heinz Nixdorf hier einen Weltkonzern. Die jüngsten Nachrichten allerdings werfen einen dunklen Schatten auf die Branche in der Domstadt. Es geht um mutmaßlich illegale Machenschaften der Firma Action IT und ihrer Topmanager. Nach Informationen des Handelsblatts wird gegen mehrere Manager wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Zwei der Beschuldigten sitzen seit Ende Juni gar in Untersuchungshaft.

Es geht um einen europaweit angelegten möglichen Steuerbetrug. Action IT soll dabei nach Informationen des Handelsblatts eine wichtige Rolle spielen. Die EU-Justizbehörde Eurojust koordiniert das grenzüberschreitende Strafverfahren. „Der Steuerschaden, den die beteiligten Firmen angerichtet haben, liegt schätzungsweise bei 57 Millionen Euro“, sagte ein Behördensprecher. Im Juni 2015 hatte die Staatsanwaltschaft Bielefeld den Anstoß gegeben. „Es ist richtig, dass wir in einem Umsatzsteuerkarussell ermitteln“, sagte Klaus Pollmann von der Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität. „Es geht um den Vorwurf der bandenmäßigen Steuerhinterziehung.“ Am 28. Juni 2016 seien zwei „in einem ostwestfälischen Unternehmen“ tätige Beschuldigte in Untersuchungshaft genommen worden. „Der Haftgrund ist Flucht- und Verdunkelungsgefahr“, sagte Pollmann.

Vereinfacht funktionieren solche Modelle, indem ein Händler die Geräte umsatzsteuerpflichtig an eine andere Firma verkauft. Die kann sich das Geld vom Finanzamt wiederholen. Der Verkäufer führt aber die Steuer nicht ab, wie es eigentlich vorgeschrieben ist. Kurz darauf verschwindet die Firma und die Steuerbehörde schaut in die Röhre.

Die Firma Action IT handelt mit Hard- und Software und brachte es nach eigenen Angaben zuletzt auf einen Jahresumsatz von 230 Millionen Euro. Der Grossist, an dem die Firma Global Distribution aus Dubai 80 Prozent sowie die Geschäftsführer Marc Scherer und Gernot Sonnek jeweils zehn Prozent halten, wuchs in den letzten Jahren rasant. Die Chefs traten stets sehr selbstbewusst auf. „Wir haben seit der Gründung 2006 nicht einmal rote Zahlen geschrieben und sind zehn Jahre in Folge gewachsen“, verkündeten Scherer und Sonnek kürzlich stolz.

Dass die erfolgreiche Firma an einem möglichen Umsatzsteuerbetrug im großen Stil beteiligt sein könnte, ahnte bis zum 28. Juni kaum jemand. An diesem Tag schlugen die Ermittler zu und konfiszierten Dokumente und Festplatten. Einiges deutet darauf hin, dass Action IT Teil des international agierenden kriminellen Netzwerkes sein könnte, das über Ländergrenzen hinweg Hard- und Software verschoben haben soll. Mit diesen Deals sollen die Staaten um die Umsatzsteuer geprellt worden sein. Weder Action IT noch die Beschuldigten wollten sich auf Nachfrage gegenüber dem Handelsblatt zu der Sache nicht äußern.

Die Paderborner Computerfirma wäre nur eins von unzähligen Unternehmen, die mit solchen Deals Geschäfte auf Kosten der Allgemeinheit machen. Experten taxieren den jährlichen Steuerschaden durch Umsatzsteuerbetrug allein in Deutschland auf rund 20 Milliarden Euro. „Das seriöse Wirtschaften steht für uns im Vordergrund, wir agieren konservativ und versuchen nicht, zu viel auf einmal zu machen“, beschrieb der Gründer Scherer einmal das Credo der Firma. Die Staatsanwaltschaften dürfte diese Aussage nicht zufriedenstellen.

Artikel am 04.07.2019 geändert. In der ursprünglichen Version konnte der unzutreffende Eindruck entstehen, der Sprecher der Bielefelder Staatsanwaltschaft habe sich konkret zur Firma Action IT geäußert.

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