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Abel Avellan Dieser Gründer will Funklöcher schließen und Smartphones mit Satelliten verknüpfen

Bei seinem Vorhaben hat Abel Avellan mächtige Unterstützer auf seiner Seite – und erhält auch finanzielle Hilfe in Millionenhöhe. Doch Experten zweifeln an dem Plan.
10.03.2020 - 04:00 Uhr Kommentieren
Sie fliegt in einer erdnahen Umlaufbahn. Quelle: Indian Space Research Organization
Testrakete von AST & Science

Sie fliegt in einer erdnahen Umlaufbahn.

(Foto: Indian Space Research Organization)

Düsseldorf Mobilfunk ist ein Geschäft, das sich rasant verändert. Noch vor einigen Jahren reichte es, Telefonate führen und SMS verschicken zu können. Heute gehört das Streamen von hochauflösenden Videos zu den Standardanwendungen. Ein ständiges Auf- und Umrüsten der Infrastruktur macht das möglich. 3G, 4G, 5G: Alle paar Jahre verspricht eine neue Mobilfunkgeneration bessere Leistungen.

Trotz der Milliardensummen, die jedes Jahr in Deutschland und anderen Staaten der Welt in die Infrastruktur investiert werden, gibt es jedoch weiter Regionen, die von den modernen Techniken abgeschnitten sind. Funklöcher sind ein Ärgernis. Sie lähmen Firmen und schränken Verbraucher ein.

Abel Avellan behauptet, eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. Er will mit einem Netz von Satelliten den Mobilfunk in jede Region der Erde bringen. Der US-Unternehmer arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Raumfahrtindustrie. Er hatte mehrere auf Satellitenanwendungen spezialisierte Firmen aufgebaut – darunter auch das Unternehmen Emerging Markets Communications, das im Jahr 2016 für 550 Millionen Euro verkauft wurde. Jetzt glaubt er, den entscheidenden Durchbruch erzielt zu haben.

Mit seiner Firma AST & Science hat er einen neuen Dienst unter dem Namen SpaceMobile angekündigt. „Dieser Dienst wird Funklöcher für fünf Milliarden Mobilfunkkunden schließen“, sagte Avellan. Dazu will er ein Netz von Satelliten aufbauen, das die bestehenden Mobilfunknetze erweitert. Bis zu diesem Punkt ist die Idee noch nicht neu. Auch der US-Technologiekonzern Amazon oder das Weltraumunternehmen SpaceX arbeiten an vergleichbaren Ansätzen.

Avellan sagt jedoch, sein Konzept gehe einen entscheidenden Schritt weiter. Für die Ansätze von Amazon oder SpaceX sei noch eine Infrastruktur auf dem Boden nötig, um die Signale zu den Endgeräten zu bringen, SpaceMobile dagegen könne darauf verzichten. Dank der besonders ausgerüsteten und großen Satelliten könne AST & Science direkt eine Verbindung zu den bestehenden Mobiltelefonen aufbauen.

Während der Entwicklung von SpaceMobile hat AST & Science nach eigenen Angaben bereits mehr als 30 Patente angemeldet. Daher sei man bestehenden Ansätzen weit überlegen, behauptet das Unternehmen. Statt der von SpaceX zum Beispiel angepeilten 12.000 Satelliten, die Mobilfunk rund um den Globus verteilen sollen, will AST & Science mit „einigen Hundert“ auskommen. Ansonsten hüllt sich die Firma mit Hauptsitz in Texas weitgehend in Schweigen. Sie verrät weder Details der Technik noch etwas über Umsatz oder Gewinn.

Mächtige Unterstützer

Für das ambitionierte Vorhaben hat Avellan aber mächtige Unterstützer gewinnen können. In einer Finanzierungsrunde investierten der britische Mobilfunkanbieter Vodafone sowie das japanische Internetunternehmen Rakuten rund 110 Millionen Dollar. Das Gesamtvolumen des eingesammelten Kapitals stieg damit auf 128 Millionen Dollar.

Zu den allerersten Investoren gehörten der südkoreanische Technologiekonzern Samsung, der US-amerikanische Betreiber von Mobilfunkanlagen American Tower, der Mischkonzern Cisneros sowie Gründer Avellan selbst.

Im Gegensatz zu den Konzepten von Amazon oder SpaceX positioniert sich Avellan nicht als Konkurrent zu bestehenden Netzbetreibern, sondern als ihr Partner. Mit seiner Technik will er das bestehende Netz von Vodafone, Deutscher Telekom oder anderen Betreibern verstärken – und nicht etwa Konkurrenz aufbauen. Vodafone-CEO Nick Read‧ sagte: „Wir sind überzeugt, dass SpaceMobile in einer einzigartigen Position ist, eine allumfassende Mobilfunkversorgung bereitzustellen.“

Der Gründer von AST & Science hat jahrzehntelang Erfahrung in der Raumfahrt ‧esammelt. Quelle: AST & Science
Abel Avellan

Der Gründer von AST & Science hat jahrzehntelang Erfahrung in der Raumfahrt ‧esammelt.

(Foto: AST & Science)

Dank Avellans Technologie könnte Vodafone sein Netz für Kunden in Europa und Afrika etwa in ländlichen Regionen erweitern. Ein weiterer Vorteil: Die Kunden bräuchten dafür keine neuen Smartphones anzuschaffen. Vodafone will daher Avellan und sein Team nicht nur finanziell, sondern auch mit technischem Wissen unterstützen.

Avellan ist jedoch nicht der erste ambitionierte Unternehmer, der ein weltumspannendes Satellitennetz für den Mobilfunk aufbauen möchte. In den USA arbeitet Rivale Lynk an einem ähnlichen Ansatz. Unter den großen Technologieunternehmen hat neben Amazon und SpaceX laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg auch Apple den Weltraum für sich entdeckt. Ein geheimes Apple-Team sei damit beauftragt, die Möglichkeiten der Mobilfunkübertragung aus dem Weltraum auszuloten. Die grundsätzliche Idee dahinter ist nicht neu. Schon ab den 1980er-Jahren gab es verschiedene Projekte, von denen aber keines einen Massenmarkt erschließen konnte.

Zweifel an der Leistungsfähigkeit

In der Telekommunikationsbranche werden die großen Ambitionen von Satellitenunternehmen jedoch skeptisch gesehen. Fabian Berger, Director beim Mobilfunkdienstleister Mugler, sagt, dass den Chancen der Technik auch erhebliche Nachteile gegenüberstünden: „Es gibt große Herausforderungen.“ Satellitenbetreiber müssten sich mit den Regulierungsbehörden in den verschiedenen Ländern abstimmen.

Zudem hätten bisherige Ansätze für die Mobilfunkübertragung per Satellit oft erhebliche Probleme mit der Latenz, also der Zeit, die die Datenübertragung in Anspruch nimmt. Sie sei teilweise so groß, dass sie selbst bei Telefongesprächen Probleme bereite. Für zeitkritische Anwendungen seien diese Ansätze daher oft nicht einsetzbar.

Avellan behauptet dagegen, einen großen Teil der Probleme bestehender Satelliten-Lösungen behoben zu haben. Durch die Partnerschaft mit bestehenden Netzbetreibern plant die Firma, auf bereits etablierte Strukturen zurückzugreifen. Auch technische Herausforderungen etwa beim Stromverbrauch will die Firma gelöst haben.

Gründer Avellan positioniert seine Firma als günstigen Problemlöser. Er behauptet, dass sich sein System deutlich kostengünstiger errichten lasse als das von Rivalen wie Amazon oder SpaceX. Die geringere Zahl an Satelliten mache das möglich. Die Technik diene dann als günstige Lösung, um Mobilfunk an entlegene Orte oder in bislang nicht ausreichend erschlossene Entwicklungsländer zu bringen.

Bislang benötigten die meisten Satellitensysteme eine direkte Verbindung zu Endgeräten. Eine Versorgung in Gebäuden war also nicht möglich. Auch dieses Problem will AST & Science gelöst haben. Wie genau, sagt Avellan jedoch nicht. Auch zum Zeitplan der neuen Technik gibt es vonseiten der Firma nur vage Angaben. Avellan hat große Ankündigungen gemacht und Investoren gewonnen. Jetzt muss er zeigen, dass er auch liefern kann.

Mehr: 1&1 Drillisch treibt seine Mobilfunk-Pläne durch eine neue Allianz voran.

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