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Andreas Kaufmann Der Leica-Eigentümer will Spitzenindustrie aus Europa bekannter machen

Andreas Kaufmann vertritt künftig die Interessen kreativer Unternehmen in Brüssel. Dort will er sich für den Wert des geistigen Eigentums einsetzen.
28.01.2020 - 15:39 Uhr Kommentieren
Der Unternehmer hat erst Leica restrukturiert, nun vertritt er seine Branche in Brüssel. Quelle: ddp/News Licensing
Andreas Kaufmann

Der Unternehmer hat erst Leica restrukturiert, nun vertritt er seine Branche in Brüssel.

(Foto: ddp/News Licensing )

Düsseldorf Es ist nicht so, als ob Andreas Kaufmann nicht genug zu tun hätte. Er führt seit 15 Jahren den Kamerahersteller Leica, einst als Vorstandschef, nun als Aufsichtsratsvorsitzender. Und das war und ist keine leichte Aufgabe. Kaufmann ist zwar seit 2006 der Mehrheitseigner und führte das Traditionsunternehmen zurück in die erste Liga der optischen Industrie. Seit 2011 ist mit 45 Prozent aber auch der Finanzinvestor Blackstone beteiligt, und der drängt auf Wachstum und Rendite.

Doch dieses neue Amt war für den Deutschen, der die meiste Zeit des Jahres in Salzburg verbringt, zu verlockend. Der 66-Jährige führt für die nächsten zwei Jahre die Interessensvertretung ECCIA, die European Cultural and Creative Industries Alliance, in Brüssel.

Diese Allianz vereinigt rund 600 Unternehmen der Spitzenindustrie aus zwölf Ländern Europas. Dazu gehören unter anderem neben Leica und Porsche noch Nomos und Walter Knoll aus Deutschland, Hermès und Chanel aus Frankreich, Prada und Ferrari aus Italien.

Kaufmann übernimmt dieses Amt im Rahmen der Präsidentschaft der deutschen Interessensvertretung, des Meisterkreises. Neben Kaufmann engagieren sich im Executive Committee noch zwei Porsche-Vorstände sowie der Vorstandschef von Oetker Hotel Collections, Frank Marrenbach. Stellvertreter Kaufmanns wird Clemens Pflanz, der Vorsitzende und Gründer des Meisterkreises.

Gemeinsam wollen sie sich auf internationaler Ebene für den Wert des geistigen Eigentums und für den Erhalt des selektiven Vertriebsmodells einsetzen sowie für fairen Marktzugang und gegen Plagiate kämpfen.

Hochtechnologie und Handwerkskunst

„Ich engagiere mich von Herzen für unsere Industrie. Da müssen ein paar klare Botschaften gesendet und empfangen werden. Unsere Unternehmen haben dank substanzieller und langfristiger Investitionen nicht nur beigetragen, Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen. Sie handeln auch als Botschafter europäischer Werte und Kultur. In einer Zeit, in der Europa seine geopolitische Rolle stärken will, fordern wir Politiker auf, sicherzustellen, dass EU-Regeln unser einzigartiges Geschäftsmodell angemessen unterstützen und fördern“, sagte Kaufmann dem Handelsblatt.

Die Branche steht gut da. Laut einer neuen Studie der Strategieberatung Bain & Company, die Kaufmann am Dienstag im Europäischen Parlament vorstellte, trägt der Sektor jährlich rund 800 Milliarden Euro zur europäischen Wirtschaftsleistung bei. Die durchschnittliche Wachstumsrate des Sektors betrug in den vergangenen vier Jahren sieben Prozent, und auch die Aussichten sind optimistisch.

Der Sektor hat seit 2015 rund 300.000 neue Arbeitsplätze in Europa geschaffen und beschäftigt hier derzeit mehr als 2,1 Millionen Menschen. Die Exporte der High-End-Firmen machten 2018 zehn Prozent der europäischen Gesamtexporte aus.

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„Ich bin sehr froh, dass sich Andreas Kaufmann an die Spitze der deutschen Unternehmer und Manager setzt, um so der deutschen Präsidentschaft ein Gesicht zu geben. Der Meisterkreis wird die Zusammenarbeit mit den europäischen Wertegemeinschaften, Marken und kulturellen Institutionen nun auch aus Brüssel heraus intensivieren. Das enorme Potenzial unserer industriellen Exzellenzcluster und unserer kulturellen Vielfalt wollen wir gemeinsam in allen Regionen Europas systematisch ausbauen und stärken. Wir sehen dafür gute Ansprechpartner und entsprechend gute Chancen“, sagte Pflanz vom Meisterkreis.

In Brüssel herrscht derzeit gerade unter deutschen Interessensvertretern gute Stimmung. Ab Juli hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne. Zudem setzen die Deutschen auf den Esprit von Ursula von der Leyen, der neuen Vorsitzenden der EU-Kommission.

Den Meisterkreis und seine Vertreter kennt die Politikerin schon aus ihrer Zeit als Bundesarbeitsministerin in Berlin gut. Sie hielt auf der Feier des Vereins 2013 anlässlich der 50-jährigen deutsch-französischen Freundschaft die Keynote. Und auch Günther Oettinger ist weiter aktiv. Der ehemalige und langjährige EU-Kommissar (Energie, Digitales, Haushalt) agiert seit seinem Ausscheiden als Berater.

Kulturbotschafter als Vorkämpfer

Mit Andreas Kaufmann hat die Branche einen Vorkämpfer gefunden, der in seiner Karriere schon Mut und Kreativität gezeigt hat. Er entstammt einer anthroposophischen Unternehmerdynastie: Sein Vater war Manager bei der Naturkosmetikmarke Weleda, sein Schwager Götz Rehn hat die Biolebensmittelmarke Alnatura aufgebaut, und seinem Schwippschwager Götz Werner gehört die Drogeriemarktkette dm. Nach seiner Promotion in Politik arbeitete Kaufmann in den Neunzigerjahren zunächst als Walldorfschullehrer in seiner Heimat in Baden-Württemberg.

Seine Tante, die österreichische Papierindustrielle Harriet Hartmann, vermachte ihm und seinen beiden Brüdern Ende der Neunzigerjahre ein Vermögen in Höhe von geschätzten 1,5 Milliarden Euro. Andreas Kaufmann steckte seinen Teil unter anderem in den kriselnden Kamerahersteller Leica und restrukturierte ihn. Am Firmensitz in Wetzlar investierte er allein 165 Millionen Euro in eine neue Firmenzentrale. Den Meisterkreis unterstützt er seit Gründung im Jahr 2011.

Für Kaufmann ist das neue Amt nicht der erste Ausflug in die Politik. 1979 war er Mitglied der Gründungsgruppe der Grünen. Es war jedoch nur ein kurzes Intermezzo. 1981 trat er aus der Partei wieder aus. In Brüssel trat er am Dienstagabend selbstbewusst auf. „Wir sind eine Schlüsselindustrie der EU und müssen endlich auch als solche wahrgenommen werden“, sagte er.

Diese erste Ansage kam an. Die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, die Bulgarin Mariya Gabriel, erklärte: „Die Unternehmen der obersten Güteklasse spielen eine entscheidende Rolle für die Erhaltung der Kreativität und des Know-hows in Europa, aber auch für die Entwicklung unserer industriellen Exzellenz. Dies ist der Schlüssel, um sowohl unsere Wettbewerbsfähigkeit als auch die Förderung unserer Werte und unseres kulturellen Erbes in der ganzen Welt zu gewährleisten.“

Mehr: Die Gründerin von Yuneec hat mit dem Kamerabauer Leica eine Fotodrohne entwickelt. Leica kooperiert in China bereits mit Huawei.

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