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Avantgarde Experts Dieser Agenturchef vermittelt Jobs an Akademiker

Philipp Riedel will den Umsatz seines Start-ups Avantgarde Experts in den nächsten Jahren verdoppeln. Auch eine Expansion nach Dubai gehört zu seinem Wachstumsplan.
05.08.2019 - 15:36 Uhr Kommentieren
Der CEO von Avantgarde Experts richtet sein Unternehmen auf Wachstum aus. Quelle: Avantgarde Experts
Philipp Riedel

Der CEO von Avantgarde Experts richtet sein Unternehmen auf Wachstum aus.

(Foto: Avantgarde Experts)

München Wenn Philipp Riedel für den Personaldienstleister Avantgarde Experts Mitarbeiter einstellt, dürfen die ruhig ein wenig anders sein. „Ich mag Leute, die alternativ und ein wenig verrückt sind“, sagt der Vorstandschef. Er selbst trägt am Unterarm eine großflächige Tätowierung.

In Thailand hat der 32-Jährige schon Thai-Boxen trainiert, gerade macht er den Pilotenschein. Mit seiner Einstellung liegt er im Trend, auch bei seinen Kunden seien Konformisten mit einem allzu stromlinienförmigen Lebenslauf nicht mehr so gefragt.

Avantgarde Experts vermittelt vor allem Akademiker als Zeitarbeiter. Hinzu kommen die direkte Stellenvermittlung und bald eine Weiterbildungsakademie. Die Geschäfte laufen blendend. Der Umsatz lag zuletzt bei etwa 90 Millionen Euro.

Riedel kündigt im Gespräch mit dem Handelsblatt selbstbewusst an: „Unser Vier-Jahres-Plan sieht eine Verdoppelung der Umsätze vor.“ Dabei helfen soll unter anderem ein neuer Ableger in Dubai, der Beschäftigte für die Expo 2020 vermitteln soll.

Damit könnte Avantgarde Experts vielleicht sogar das Kunststück gelingen, die Muttergesellschaft zu überflügeln. Die Marketing- und Event-Agentur Avantgarde von Martin Schnaack kommt derzeit in der Gruppe insgesamt auf etwa 200 Millionen Euro Umsatz. Für Riedel ist das aber kein erklärtes Ziel.

Die Personaldienstleistungstochter war 2010 an den Start gegangen. Riedel, zuvor für BMW und McKinsey tätig, saß damals mit zwei Kollegen im Büro. Heute hat Avantgarde Experts 250 eigene Mitarbeiter. In der Datei stehen 1000 Unternehmen als Kunden und 200.000 Kandidaten. Der Umsatz lag zuletzt bei 90 Millionen Euro.

Anonyme Jobsuche per App

Die Branche ist derzeit vor allem wegen der Digitalisierung im Wandel. „Der klassischen Personalvermittlung wächst neuartige Konkurrenz zu“, heißt es beim internationalen Unternehmen Randstad. Beispielsweise Truffls ist eine Art Tinder für Arbeitssuchende. Nutzer können in einer App ein Profil erstellen, dann werden Ihnen Jobs vorgeschlagen, auf die sie sich anonym bewerben können. „Truffls funktioniert tatsächlich ganz gut, wir nutzen es auch“, sagt Riedel. Solche Apps seien eine gute Idee für die erste Kontaktaufnahme mit Kandidaten.

Bei den weiteren Schritten stießen solche Apps aber schnell an ihre Grenzen. Avantgarde Experts plant bei Bedarf den gesamten Bewerbungsprozess, von der Stellenausschreibung über die Vorauswahl der Kandidaten bis hin zur Koordination von Vorstellungsterminen. Ziel sei es zudem, so Riedel, „Talente im Idealfall lebenslang zu begleiten – vom Studentenjob bis zur Führungsposition“.

Einen Wachstumsschub sollen ab Herbst die neuen Weiterbildungsangebote für Personaler bringen. „In den Personalabteilungen fehlt es oft an Modernisierungswillen“, ist Riedel überzeugt. Der Kampf um die besten Köpfe und die Digitalisierung erforderten modernste Methoden. Daher sind an der Akademie Fortbildungsangebote zum Beispiel in Sachen Arbeitgeberattraktivität und Social Media geplant.

Vor einer Konjunkturabkühlung ist Riedel nicht bange. Diese werde man womöglich in der Direktvermittlung von festen Jobs spüren – aber nicht bei der Arbeitnehmerüberlassung von Akademikern. Zeitarbeit werde einer der großen Zukunftstrends.

Die Firmen müssten immer flexibler sein und würden immer häufiger projektorientiert arbeiten. Daher seien in den kommenden Jahren auch verstärkt Akademiker gefragt. Mit früheren Klischees von Zeitarbeit habe das nichts zu tun. In der Regel könne sich der Beschäftigte am Ende aussuchen, ob er bei dem Unternehmen festangestellt bleibe oder das nächste spannende Projekt anderswo angehe.

Künstliche Intelligenz allein nicht genug

In der Branche spielen Algorithmen eine zunehmend größere Rolle. Laut einer Befragung der Unternehmensberatung PwC sind gut die Hälfte der Prozesse in Zeitarbeitsfirmen bereits digitalisiert. Es werde erwartet, dass der Wert in den kommenden Jahren auf 70 Prozent steigt.

Doch so schnell, ist Riedel überzeugt, kann Künstliche Intelligenz (KI) die klassischen Vermittler nicht ersetzen. Die digitalen Instrumente seien Hilfsmittel, doch könne KI höchstens 80 Prozent der entscheidenden Faktoren abdecken. Für Themen wie Empathie gebe es keinen ausreichenden Datenpool.

Bei den Personaldienstleistern bewegt sich Avantgarde Experts in einer Nische, weil viele Akademiker vermittelt werden, aber auch Studenten als Fahrer für den Fahrservice eines großen Münchener Konzerns. In der Lünendonk-Liste der 25 größten Zeitarbeitsfirmen und Personaldienstleister in Deutschland, die von Randstad mit einem Umsatz von deutlich über zwei Milliarden Euro aufgeführt wird, taucht das Unternehmen nicht auf.

Die Bundesagentur für Arbeit kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss: „Zeitarbeit ist eine feste Größe auf dem deutschen Arbeitsmarkt.“ Die flexible Beschäftigung von Arbeitnehmern ermögliche es den Unternehmen, ihren Personalbedarf zügig an Auftragsschwankungen anzupassen.

Für Arbeitnehmer hingegen bedeutet Zeitarbeit einen geringeren Verdient. Spezialisten und Experten kommen im Schnitt auf Bruttolöhne von 3800 bis 4500 Euro im Monat, zwischen 13 und 17 Prozent weniger als bei ihrer Berufsgruppe insgesamt.

Neuestes Projekt von Avantgarde Experts ist das Büro in Dubai. Für die Weltausstellung werden Spezialisten gebraucht. Ob die Auslandsexpansion aufgeht, ist offen. „Dubai ist ein Experiment, das auch schiefgehen kann“, sagt Riedel, der in Finnland International Business und in Leipzig Medien-Management studierte. Doch er vertraue dem Team. Und bei aller Abenteuerlust des jungen CEOs hat er darauf geachtet, dass der finanzielle Einsatz begrenzt ist.

Mehr: Deutsche Konzerne geben viel Geld für die Suche nach Spezialisten aus. Das sorgt in der Beraterbranche für glänzende Geschäfte.

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