Batteriesystemanbieter Akasol-Chef Sven Schulz: Ein vorsichtiger Kaufmann trotz Wachstumskurs

Unter den Kunden sind bekannte Namen wie Daimler, Siemens und Volvo.
Frankfurt Für Sven Schulz ist es ein Spagat. Einerseits möchte der Chef des Börsenneulings Akasol den Investoren eine Wachstumsstory präsentieren. Andererseits weiß der 43-Jährige, wie groß die Gefahr ist, sich zu verheben. Wieder und wieder warnt der Schwabe davor.
Aus gutem Grund, wie der Blick in die am Montag in Frankfurt vorgestellte Bilanz belegt. Danach schiebt das Darmstädter Unternehmen einen Auftragsbestand von rund 1,5 Milliarden Euro vor sich her. „Den gilt es jetzt erst einmal abzuarbeiten, ohne dass wir uns übernehmen“, sagt Schulz und ergänzt: Neuen Umsatz für die nächsten zwei Jahre reinzuholen sei erst mal nicht seine Priorität.
Tatsächlich ist der Auftragsbestand beachtlich, vor allem in Relation zum Umsatz, der im vergangenen Jahr bei 21,6 Millionen Euro lag. Selbst die rund 60 Millionen Euro, die Schulz für das laufende Jahr in Aussicht stellt und immerhin eine Verdreifachung des Umsatzes bedeuten, wirken klein.
Akasol ist spezialisiert auf Batteriesysteme für Nutzfahrzeuge wie Busse oder Lkw sowie Baufahrzeuge, Schiffe oder auch den stationären Einsatz. Gegründet wurde die Firma 1989 von Studenten der TU Darmstadt, die als Projekt E-Rennwagen bauten.
Schulz wurde 2006 auf Akasol aufmerksam. Er arbeitete damals im elterlichen Betrieb in Ravensburg, der Schulz Group, einem Dienstleister und Softwareanbieter für den Maschinenbau.
Zu deren Kunden zählen auch Autohersteller. Bei einem Workshop dort entdeckte der Jungmanager das Thema E-Mobilität. Und merkte recht schnell, dass die Hersteller zumindest im Pkw-Bereich nur zögerlich mitmachten. Also konzentrierte sich Schulz auf Nutzfahrzeuge.
Ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden liefern. Sven Schulz – CEO Akasol
Seine Familie stieg bei Akasol ein, als es 2008 als kommerzielles Unternehmen aus der Universität ausgegründet wurde. Heute hält die Schulz-Familie 47,41 Prozent an der Firma. „Wir waren sozusagen der Business-Angel für Akasol“, sagt Schulz lachend.
Als solcher weiß der Wirtschaftsingenieur sehr gut, wie schnell die rund 100 Millionen Euro, die man durch den Börsengang eingenommen hat, aufgebraucht sein werden, wenn man zu viel Gas gibt. Die Gefahr ist virulent, denn die kleine Firma kann sich vor Anfragen kaum retten.
Zu den Kunden zählen bekannte Namen wie Daimler, Siemens oder Volvo. Vor wenigen Wochen ergatterte Akasol einen Großauftrag eines schwedischen Nutzfahrzeugherstellers. Und ein Hersteller aus Asien schielt ebenfalls auf die Akasol-Systeme – für seine Brennstoffzellen-Laster.
Das hat Folgen für die Bilanz. Akasol veredelt Batteriezellen mit Hard- und Software. Die Zellen selbst werden eingekauft. Da die Produktion hochgefahren wird, müssen mehr Batteriezellen bestellt werden. Das treibt die Vorräte nach oben. Die Folge: Der operative Cashflow betrug 2018 minus zehn Millionen Euro.
Nach klassischer Definition verbrennt Akasol also Geld, bei Investoren nicht gerade gern gesehen. Schulz, der aus den Schwächen von Akasol kein Geheimnis macht, weiß das und betont, man werde die Kosten streng im Blick behalten.
Doch die junge Aktie notiert mit 41,30 Euro aktuell unter dem Ausgabekurs von 48,50 Euro. „Das ist natürlich enttäuschend, aber es beunruhigt mich nicht“, sagt Schulz und fügt an: „Ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden liefern.“
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