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Beautybranche Max Klemmer – der junge Miss-Macher

Der Schönheitswettbewerb Miss Germany soll aufgepeppt werden. Dafür will ein 24 Jahre alter Unternehmer aus Oldenburg sorgen.
11.02.2020 - 12:12 Uhr Kommentieren
Der Unternehmer will der Miss-Germany-Wahl einen moderneren Anstrich geben. Quelle: dpa
Max Klemmer

Der Unternehmer will der Miss-Germany-Wahl einen moderneren Anstrich geben.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Das Geschäftsmodell des Oldenburger Familienunternehmens Miss Germany Corporation ist einfach, war aber lange Zeit erfolgreich: Jedes Jahr wird die schönste Frau Deutschlands gewählt, und eine Reihe Werbepartner sponsern die Veranstaltung. Damit erzielte der 15-Mitarbeiter-Betrieb im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro.

Doch der Wettbewerb hat an Attraktivität verloren. In Zeiten von #MeToo-Debatten sind Misswahlen, bei denen Frauen im Bikini und auf Stöckelschuhen durch Dorfdiskotheken stolzieren, nicht mehr gut gelitten.

Max Klemmer, Enkel des 84 Jahre alten Firmengründers Horst Klemmer, will der Miss-Germany-Wahl einen moderneren Anstrich geben: Schönheitskonkurrenz ja, Schmuddelimage nein. Der 24-Jährige, der das Unternehmen mit seinem Vater Ralf Klemmer führt, hat nicht nur den Wettbewerb, sondern gleich das ganze Unternehmen neu aufgestellt.

Am 15. Februar wird im Finale, veranstaltet im Europa-Park Rust, die neue Miss Germany gewählt. Spätestens dann soll klar sein: Die neue Schönheitskönigin soll nicht nur hübsch, sondern auch gescheit sein. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Die Historie ist lang: Die deutschen Misswahlen werden seit 1927 organisiert. Junge, unverheiratete Frauen bewarben sich um den Titel, der Krone, Glitzerschärpe und Werbegeld versprach. Auch Max Klemmers Mutter Ines war einst eine von ihnen – 1992 gewann sie den Titel.

Doch die Anmutung der Veranstaltung verstaubte zusehends. Hinzu kam ein Sammelsurium von Wettbewerben und Titeln, von Miss Germany über Miss Deutschland bis zu Miss Model Deutschland. Publikum und Werbepartner zeigten immer weniger Interesse, andere Formate wie die TV-Show „Germanys Next Topmodel“ erschienen zeitgemäßer.

Eine Entwicklung, die Max Klemmer mit Sorge beobachtete, als er nach der Schule eine zweijährige Ausbildung als Veranstaltungskaufmann im Familienbetrieb absolvierte. „Ich habe gespürt, dass etwas verändert werden muss“, sagt er. Er fing zwar ein Wirtschaftsstudium an, brach dieses aber nach ein paar Monaten ab und kehrte 2017 zurück zum Miss-Germany-Unternehmen – um dort einiges umzustellen.

Zunächst stutzte er die Belegschaft auf 15 Mitarbeiter zurück. Dann engagierte er eine Agentur, die ihm bei der Neupositionierung half. Die Kandidatinnen sollen sich nun weniger Gedanken um Modelmaße machen als vielmehr um die Frage, wer sie sind und wo sie hinwollen.

Zum neuen Suchschema gehört, dass der Familienstand der Kandidatinnen unwichtig und die Altersgrenze von 29 auf 39 Jahre gestiegen ist. Da die Macher des Schönheitswettbewerbs um die Schlagkraft der sozialen Medien wissen, sollen die Bewerberinnen zugleich Kompetenz im Verbreiten von digitalen Beiträgen beweisen.

Ruhigeres Fahrwasser

All das fließt am Ende in eine Gesamtbewertung ein. Die bestimmt eine Jury, die dieses Jahr erstmals ausschließlich von Frauen besetzt ist. RTL-Moderatorin Frauke Ludowig ist ebenso dabei wie die Unternehmerin Dagmar Wöhrl, bekannt aus der Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Wöhrl trug 1977 selbst den Titel der Miss Germany.

Max Klemmer will die Titel-Fabrik in ruhigeres Fahrwasser bringen. 90 Prozent der Umsätze erzielt der Familienbetrieb mit den Miss-Germany-Wettbewerben, der restliche Teil wird mit dem Management der Teilnehmerinnen gemacht. Die Unternehmer wollen ein Umfeld schaffen, das die Werbeindustrie wieder anzieht.

Der Schuhhändler Tamaris und die Kosmetikmarke Babor sind dieses Jahr dabei und nutzen die Vermarktungsflächen. Nächste Jahr sollen es deutlich mehr sein, der Jahresumsatz soll sich verdoppeln.

Um den Wettbewerb bekannter zu machen, hat die Firma eine Kooperation mit der Bauer Media Group vereinbart. Unter anderem bewarb der Verlag die Wahl mit Anzeigen in Print-Titeln wie „Cosmopolitan“ und „Shape“. Die Gewinnerin wird mit einem Coverbild des Magazins „Joy“ geadelt.

Die Bausteine solcher Wettbewerbe ähneln sich, auch „Germanys Next Topmodel“ lockt die Kandidatinnen mit Coverfotos. „Als Journalisten sind wir immer auf der Suche nach Menschen und ihren Geschichten“, sagte Angela Meier-Jakobsen, Chefredakteurin von vier Bauer-Titeln, zu ihrer Kooperation mit dem Branchenblatt „Horizont“. Die Publizistin wähnt sich bei der Misswahl „quasi an der Quelle“.

Max Klemmer weiß, dass die Feuerprobe nun bevorsteht. Gelingt die Show, könnte die Werbeindustrie stärkeres Interesse zeigen. „Viele Unternehmen warten noch ab“, sagt der Juniorchef. Bevor er die Chefrolle im Familienbetrieb übernommen hat, ließ er sich von seinem Großvater beraten. „Er steht uns noch heute als Berater zur Verfügung“, sagt er.

Einer der prägnantesten Sätze des Firmengründers sei gewesen: Habe Respekt vor jeder Person, begegne jedem Menschen auf Augenhöhe. Eine Haltung, die der Miss-Macher in den Wettbewerb tragen will.

Mehr: Lesen Sie hier, wie das Beauty-Start-up Tomorrowlabs den Markt erobert.

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