Betriebliche Weihnachtsfeiern Nur die Deutsche Börse und Conti feiern – Fast alle Firmen sagen Weihnachtsfeiern ab

Die Deutsche Börse hat im firmeneigenen Parkhaus einen Weihnachtsmarkt für die Beschäftigten veranstaltet. Das Gros der Firmen hat Weihnachtsfeiern hingegen abgesagt, zeigt eine Handelsblatt-Umfrage.
Düsseldorf Wie weihnachtlich ein Parkdeck sein kann, haben Beschäftigte der Deutschen Börse erlebt. Ende November hat der Handelsplatzbetreiber zwei Etagen seines Parkhauses am Sitz in Eschborn zum Weihnachtsmarkt umfunktioniert. Maximal 80 Mitarbeiter durften sich dort für zweieinhalb Stunden bei Glühwein, Flammkuchen und Eisstockschießen vergnügen. Das Feedback sei „durchweg positiv gewesen“, heißt es vom Unternehmen.
Dass Unternehmen eine betriebliche Weihnachtsfeier abhalten, ist inmitten der vierten Pandemiewelle die Ausnahme. Nur zwei der 40 Dax-Konzerne wollen feiern oder haben es schon getan, 15 Firmen haben ihre Veranstaltungen abgesagt. Auch bei den meisten Familienunternehmen gibt es keine Feier, wie eine Handelsblatt-Umfrage zeigt.
Die Absagen treffen die Gastronomie in ihrer umsatzstärksten Zeit. Der Dezember ist für die Branche eigentlich der beste Monat. „Wegen der Infektionslage und der verschärften Zugangsregeln hagelt es Stornierungen von Veranstaltungen und Weihnachtsfeiern“, sagt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. In einer Umfrage des Verbands berichteten schon Mitte November 90 Prozent der Hoteliers und Gastronomen von Stornierungen.
Mit der Verschärfung der Lage hat auch die Zahl der Absagen zugenommen, berichtet Kerstin Rapp-Schwan. Sie betreibt vier Restaurants in Düsseldorf und Neuss. „Zwei Buchungen sind geblieben, aber die werden sicher auch noch abgesagt“, sagt sie. Als Erstes hätten geschlossene Gesellschaften bis 150 Gäste storniert, danach auch Abteilungsfeiern mit 20 Leuten. „Das war wie eine Vollbremsung.“
Die Gastwirtin hat zwar Verständnis: „Keiner in den Unternehmen möchte die Verantwortung übernehmen, dass sich womöglich jemand auf einer Weihnachtsfeier ansteckt.“ Doch die Folgen für die Gastronomie sind schwerwiegend: Vor einem Jahr gab es den kompletten Lockdown, derzeit haben nur geimpfte und genesene Gäste Zutritt. Und nun fehlen auch noch die Weihnachtsfeiern. Für Rapp-Schwan ist der Umsatz um 50 Prozent eingebrochen.
Viele kurzfristige Absagen
Auch die Firmen sind in einer schwierigen Situation. Sie wollen sich zwar bei ihren Beschäftigten bedanken, können ihre Belegschaft und den Betrieb aber nicht gefährden. Deshalb zögerten viele Großunternehmen bis zuletzt mit einer Absage. So antworteten etwa Vonovia, Viessmann, Eon oder Henkel noch im November auf eine Handelsblatt-Umfrage, dass sie ihren Entschluss vom weiteren Infektionsgeschehen abhängig machen wollten oder kleinere Veranstaltungen für Geimpfte, Genesene und Getestete zulassen würden.
Auch diese Firmen haben Präsenzfeiern nun abgesagt: Vonovia will diese, „wenn es die Lage zulässt“, im Frühjahr nachholen, Eon und Viessmann haben alles abgesagt, und Henkel lässt den Beschäftigten „eine gut gefüllte Weihnachtstüte“ zukommen. Wie der Persil-Hersteller schicken fünf Dax-Konzerne den Mitarbeitern Geschenke per Post.
Auch Dax-Neuling Puma plante mit einem Weihnachtsmarkt vor der Zentrale. Man wollte „die besondere Leistung unserer Mitarbeiter in diesem schwierigen Jahr wertschätzen“. Es sollte sogar die 2G-plus-Regel angewendet werden, womit nur geimpfte und genesene Beschäftigte Zugang bekommen hätten, die zudem negativ getestet sind. Doch auch der Sportartikelhersteller musste die Fete absagen.
Eine virtuelle Weihnachtsfeier wollen mit der Allianz, der Post und SAP nur drei der 40 Firmen aus dem Leitindex veranstalten. Große Familienunternehmen setzen häufiger darauf: Die Firma Berner, die mit Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien etwa für Autowerkstätten handelt, hat sich erneut für eine Radioshow entschieden. Alle Beschäftigten bekamen ein Partypaket mit Spielen und Snacks, der DJ spielte Musikwünsche der Beschäftigten und interviewte den Vorstand. Über fünf Stunden ging das.
Der Intralogistikspezialist Jungheinrich feilt noch an einem digitalen Format. Eine Überlegung: Es sollen Kochboxen versandt werden, sodass jeder virtuell mitkochen kann.
Gerade in den Familienunternehmen spielen Weihnachtsfeiern eine große Rolle, der direkte Kontakt zueinander ist vielen Mitarbeitern wie den Eigentümern wichtig. Doch auch der Autozulieferer Continental will Feiern nicht grundsätzlich verbieten. Wie bei vielen Großkonzernen finden diese auf Abteilungsebene statt. Solche Feste seien „derzeit noch unter Berücksichtigung der jeweiligen Bundesländer-Verordnungen sowie Hygiene- und Abstandsregeln grundsätzlich möglich“, heißt es.
In einer ersten Version dieses Textes hieß es fälschlicherweise, dass Puma einen Weihnachtsmarkt vor seiner Unternehmenszentrale veranstaltet. Diesen hat der Dax-Neuling wegen der Pandemielage allerdings auch abgesagt.
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