Bowlsharing Vytal: Essen aus der Leihschale

Der Vytal-Gründer setzt auf den Trend zur Kreislaufökonomie.
Düsseldorf Leihschüsseln statt Plastikmüll: Unternehmer in Köln wollen ein Mehrwegsystem für Kunststoffschalen etablieren. „Nach Carsharing, Homesharing und Scootersharing setzen wir voll auf Bowlsharing“, sagt Sven Witthöft. Sein Start-up Vytal versorgt Gastronomien, Kantinen und Supermärkte mit Gefäßen, in denen sie Kunden frische Lebensmittel mitgeben können. Nach der Nutzung sollen sie wieder bei einem teilnehmenden Betrieb abgegeben und gereinigt werden.
Sven Witthöft (30) und Mitgründer Tim Breker (32) wollen so den Müll im Take-away-Geschäft reduzieren. Sie setzen auf den Trend zur Kreislaufökonomie, auch weil Umweltministerin Svenja Schulze auf Mehrweg drängt und Einweg teurer machen könnte. Gastronomen können die Vytal-Schüsseln pro Nutzung oder per Flatrate zahlen. Mit etwa 300 Euro für 500 Nutzungen sei das zwar noch etwas teurer als Einweg, dafür könnten Betriebe Teil einer nachhaltigen Bewegung werden, wirbt Witthöft.
Die Idee hat bereits die Jury des Weconomy-Wettbewerbs von Wissensfabrik und UnternehmerTUM überzeugt, bei dem das Handelsblatt Medienpartner ist. Ob sie sich durchsetzt, hängt aber auch von der Bereitschaft der Kunden ab, die Schalen wieder abzugeben. Anders als das Start-up Recup, das ein Mehrwegsystem für Kaffeebecher betreibt, erhebt Vytal kein Pfand. Nur wenn Kunden die Schüssel binnen 14 Tagen nicht abgegeben haben, müssen sie zehn Euro zahlen, dann gilt sie als gekauft.
Kunden müssen sich über eine App registrieren. Mithilfe von QR-Codes werden dann Schüsseln und Nutzer verknüpft. „In der App läuft danach ein Countdown, der zeigt, wann die Schüssel zurück sein muss“, sagt Tim Breker. Wer sie am gleichen Tag zurückgebe, müsse nicht abwaschen, danach sollte das Gefäß zumindest ausgespült werden. Eine Schale aus dem Material der bekannten Mehrwegkaffeebecher soll mindestens 200-mal verwendbar sein.
Gestartet ist das Projekt im Kölner Mediapark, wo auch Vytal sitzt. Dort gibt es viele Büros, deren Mitarbeiter die Schüsseln in einer Mittagspause mitnehmen und in der nächsten zurückbringen können. Seit Donnerstag beteiligen sich vier weitere Gastronomen im bei jungen Menschen beliebten Belgischen Viertel.
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