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Ecoalf Javier Goyeneche macht Mode aus Plastikmüll

Das Geschäft von Javier Goyeneche ist Nachhaltigkeit: Mit seinem Unternehmen Ecoalf befreit er die Meere vom Müll – und stellt daraus Kleidung her.
23.04.2019 - 13:13 Uhr 1 Kommentar
Das Unternehmen des 47-Jährigen arbeitet heute bereits mit 2700 Fischern an der spanischen Mittelmeerküste zusammen. Quelle: ECOALF
Javier Goyeneche

Das Unternehmen des 47-Jährigen arbeitet heute bereits mit 2700 Fischern an der spanischen Mittelmeerküste zusammen.

(Foto: ECOALF)

Berlin Javier Goyeneche ist ein Surfer-Typ: die Haut gebräunt, die Figur sportlich, und eine Ausstrahlung, als ob er immer gute Laune habe. Der 47-Jährige ist zwar tatsächlich Kite-Surfer. Doch er lebt nicht das sorglose Leben eines Wind- und Wasser-verliebten Sonnyboys.

Nein, der Spanier hat sich einem ernsten Ziel verschrieben: Er kämpft gegen die Müllflut. „Es ist erschreckend, wie viel Plastikmüll weltweit im Meer landet“, erzählt er auf dem Stand seines Unternehmens Ecoalf, um ihn herum der Trubel der Modemesse Premium in Berlin.

„Vor ein paar Monaten haben 1000 Taucher in Thailand vor den Inseln Phuket und Ko Samui an einem Tag 7,5 Tonnen Müll aus dem Meer gefischt, unglaublich.“ Goyeneche will den Plastikmüll aus dem Meer recyceln und zu Jacken und Taschen zu verarbeiten. Das Geschäft mit recyceltem Material seiner Marke Ecoalf, die sich aus Eco und den Anfangsbuchstaben des Namen seines Sohnes Alfredo zusammensetzt, ist zwar noch klein, aber es wächst.

Dieses Jahr will Goyeneche den Umsatz des 2014 gegründeten Unternehmens auf 14 Millionen Euro verdoppeln – nach einer Verdoppelung im vergangenen Jahr. Er profitiert davon, dass der Druck auf die Modebranche wächst, nachhaltig zu fertigen. Außerdem nehmen immer mehr große Konzerne das Müllthema ernst. Erst vor kurzem haben die weltgrößten Chemie- und Konsumgüterkonzerne, darunter BASF und Henkel, in London eine Milliarden-Allianz gegen den Plastikmüll im Meer gegründet.

Als Goyeneche 2009 seine erste Firma Fun & Basics verkauft hatte, wollte er eigentlich bei einem Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit arbeiten. Doch das war schwierig, weil Umweltschutz „kein großes Thema in Spanien ist“, wie er mal in einem Interview sagte. Auch sein Versuch, modische, recycelte Produkte zu verkaufen, scheiterte, weil es zu wenige gab.

Jacken aus Plastikmüll der Marke Ecoalf. Quelle: Getty Images
Am Kleiderständer

Jacken aus Plastikmüll der Marke Ecoalf.

(Foto: Getty Images)

Also gründete er selbst ein Unternehmen. Anfangs war es schwer, geeignete Recyclingfirmen zu finden. Außerdem ist das Verfahren aufwendig. So müssen die verschiedenen Kunststoff-Sorten getrennt werden, und Salz, Wasser und Sonne setzen den Plastikteilen zu. Um lange Transportwege für den Meermüll zu vermeiden, wird er dort verarbeitet, wo er gesammelt wird: in Spanien und Thailand.

Aus den Fischernetzen und den Kunststoffflaschen aus PET werden Flakes und dann sogenannte Pellets gewonnen, die Ecoalf zu Garn und danach zu Stoffen verarbeiten lässt. Die Kleidungsstücke selbst werden von 14 Kooperationspartnern in Europa und Asien genäht. Inzwischen wurden bekannte Marken und Konzerne auf den spanischen Pionier aufmerksam. So entwarf er für Appel USA Schutzhüllen für MacBooks und eine exklusive Kollektion für die Webseite GOOP der US-Schauspielerin Gwyneth Paltrow.

Goyeneche ist nicht der erste Unternehmer, der Müll aus dem Meer wie Fischernetze für die Textilbranche aufarbeitet. So ist das italienische Unternehmen Aquafil bereits vor Jahren in das Recycling eingestiegen. Sein Econyl-Garn wird heute zum Beispiel von Adidas in Badeanzügen verarbeitet.

„Ein fantastisches internationales Projekt“

An genügend Rohstoff dürfte es weder Econyl für sein Garn noch Ecoalf für seine Modekollektion mangeln. Goyeneche, der zugibt, dass er bei Reisen nach Thailand täglich „fünf bis sechs Wasserflaschen aus Plastik kauft“, will noch mehr Müll aus dem Meer fischen. Dafür hat er 2015 die Ecoalf Foundation gegründet. Sie arbeitet heute bereits mit 2700 Fischern an der spanischen Mittelmeerküste zusammen und soll mehr Menschen dafür gewinnen, die riesigen Müllmengen zu bergen.

„Wir arbeiten daran, 30.000 Fischer in den Ländern rund um das Mittelmeer davon zu überzeugen, Müll zu sammeln. Das ist ein fantastisches internationales Projekt“, schwärmt Goyeneche. Der Spanier will sein Geschäft ausbauen, vor allem in den sogenannten DACH-Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In diesem Jahr kommt eine eigene Kollektion aus Taschen und Rucksäcken hinzu. Die verkauft Goyeneche bislang über zehn eigene Läden, seit vorigem Jahr auch in einem Laden in Berlin. „Wir wollen im nächsten Jahr einen weiteren Laden in Deutschland eröffnen, möglicherweise in Hamburg“, kündigte der Ecoalf-Gründer an.

Kollektion von Ecoalf im Berliner Laden. Quelle: Getty Images
Store Event

Kollektion von Ecoalf im Berliner Laden.

(Foto: Getty Images)

Anfangs verkaufte er auch über Amazon und Zalando. Doch da hat zog er sich wieder zurück. „Die wollten viele Werbe-Aktionen machen. Das passt aber nicht zu unserer Philosophie“, erklärt der Spanier den Rückzug von den Online-Plattformen. Stattdessen gibt es die Kollektion bei Saks Fifth Avenue in den USA, Galeries Lafayette in Peking sowie bei Manufactum und dem Kadewe in Berlin.

Die Kleidung aus recyceltem Material ist etwas teurer als die aus dem üblichen Material. Wie groß die Differenz ist, hängt auch vom Ölpreis ab. Sinkt der, ist die Produktion die Neuproduktion der Kunstfaser billiger als aus recycelten Plastikflaschen und Fischernetzen. Goyeneche bezeichnet seine Marke als ein „erschwingliches Premiumprodukt“, also eines, das etwas preiswerter ist als übliche Premiummode.

Eine Daunenjacke für Herren gibt es für 169 Euro, und Sneaker aus recyceltem Material kosten 79 Euro. Ein Etikett außen am Kleidungsstück zeigt, wie viele Material zum Beispiel aus Plastikflaschen notwendig war, um die Jacken zu produzieren. So will er Ecoalf zu einer „internationalen Modemarke machen“.

Anfangs arbeitete er noch hauptsächlich in der kleinen Firmenzentrale in Madrid. „Doch inzwischen ist er 60 bis 70 Prozent seiner Zeit auf Reisen“, sagt Carol Blazquez, Direktor für Innovation und Nachhaltigkeit bei Ecoalf. Die Managerin, die schon neun Jahre mit ihm zusammenarbeitet, sieht Goyeneches größte Fähigkeit darin, „die Mitarbeiter in der Firma und die draußen in den Fabriken mit einander zu vernetzen“.

Trotz der vielen Reisen sei er an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt und „kümmert sich auch gerne um Details bei der Kleidung“, verrät Blazquez. Der Kampf des Spaniers, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Madrid wohnt, ist nicht ganz uneigennützig. Es macht ihm sicherlich mehr Spaß, wenn er beim Kite-Surfen mit seinem Surfbrett künftig nicht mehr durch einen Teppich von schwimmenden Plastikflaschen pflügen muss.

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1 Kommentar zu "Ecoalf: Javier Goyeneche macht Mode aus Plastikmüll"

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  • Der Spanier macht Mode aus Plastikmüll und produziert daraus Plastik(müll)...

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