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Familienunternehmen So will Marie Langer den 3D-Druckerhersteller Eos globalisieren

Die Tochter des Firmengründers hat mit 33 Jahren die Führung übernommen. Den Charakter des Unternehmens will sie trotz aller Veränderungen bewahren.
11.02.2020 - 14:51 Uhr Kommentieren
Eine Rolle im Aufsichtsrat kam für sie nicht infrage. Quelle: EOS
Marie Langer

Eine Rolle im Aufsichtsrat kam für sie nicht infrage.

(Foto: EOS)

München Auf die Übernahme des Vorstandsvorsitzes wurde Marie Langer trotz ihrer noch jungen 33 Jahre lange vorbereitet. „Wir haben vor fünf Jahren einen sehr geplanten Prozess begonnen“, erinnert sich die neue Chefin des 3D-Druck-Spezialisten Eos. Bei der Gestaltung des Übergangs habe Michael Bordt, Vorstand des Instituts für Leadership an der Hochschule für Philosophie, als Coach geholfen und auch einmal zwischen ihr und ihrem Vater Hans Langer, Gründer und Aufsichtsratschef, vermittelt. Eine Zeit lang begleitete sie ihren Vater zu jedem, aber auch jedem Termin, später führte sie eine Business-Einheit, die Pilotfabriken bei Kunden aufbaute.

Am wichtigsten aber sei gewesen: „Mein Vater kann loslassen.“ Seit wenigen Monaten nun sitzt Marie Langer im Chefbüro in der Eos-Zentrale in einem Waldstück beim Münchener Vorort Krailling. Einen Schreibtisch hat die Diplom-Psychologin nicht, bei Bedarf setzt sie sich mit ihrem Laptop an einen runden Besprechungstisch.

Sie hat sich viel vorgenommen: „Mein Ziel ist die Transformation des Unternehmens zu einem wirklich globalen Player.“ In den USA wachse Eos bereits um etwa 30 Prozent im Jahr, in China, Japan und Korea gebe es noch Nachholbedarf. „Wir prüfen eine Produktion in China.“

Langer war zunächst ihren eigenen Weg gegangen. Sie studierte Psychologie in Wien mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und Organisationsentwicklung. Hinzu kam ein MBA in Harvard. Im Rahmen einer Bildungsinitiative unterrichtete sie zwei Jahre als Fellow an einer Schule, gründete ein eigenes Social Business.

Wegen ihres starken Gerechtigkeitssinns sei ihr das Thema Bildungsgerechtigkeit besonders wichtig. „Ich hatte immer ein Weltverbesserungsgen in mir“, sagt sie über sich. Doch im Hintergrund war immer die Firma. Vater Hans Langer hatte das Unternehmen als einer der Pioniere im 3D-Druck gegründet, als Marie drei Jahre alt war.

Gestaltende Rolle statt Aufsichtsrat

Da auch die Mutter, ursprünglich Lehrerin, unter anderem im Personalmanagement bei Eos aktiv war, wurde zu Hause viel über das Geschäft gesprochen. Bruder Uli kümmert sich als Physiker unter anderem um die Start-up-Beteiligungen von Eos. „Mir war immer klar: Ich gehe in eine gestaltende Rolle“, sagt Marie Langer, und nicht in den Aufsichtsrat.

Das hätte für sie geheißen, „auf der Ersatzbank zu sitzen und zuzuschauen, wie andere spielen“. Heute gilt 3D-Druck als eine der großen Zukunftstechnologien in der Produktion. Doch als Hans Langer seine Firma vor 30 Jahren in Gräfelfing bei München gründete, galt die Vorstellung, Metallteile auszudrucken, vielen als Spinnerei.

Der promovierte Physiker arbeitete damals als Europachef für General Scanning, den Weltmarktführer im Bereich der Laserpositionierung. Als er seinem Arbeitgeber vorschlug, in die lasergestützte additive Fertigung einzusteigen, lehnte der ab. Also gründete Langer sein eigenes Unternehmen.

Der damalige BMW-Entwicklungschef Wolfgang Reitzle gab ihm Risikokapital für die Entwicklung einer sogenannten laserbasierten Stereolithografiemaschine. Nur ein Jahr später lieferte Eos die Maschine an BMW aus. Der Rest ist ein Stück deutscher und weltweiter Industriegeschichte. Andere Autobauer interessierten sich für die Technologie von Eos, das mit seinen Weiterentwicklungen rasch zum Technologieführer aufstieg.

Ein Patentstreit mit 3D Systems hätte Eos jedoch fast überfordert. Doch stieg 1994 Carl Zeiss Jena mit 75 Prozent der Anteile ein und erweiterte die finanziellen Möglichkeiten. Wenige Jahre später kaufte Langer die Anteile zurück. Er verkaufte eine Produktlinie an 3D Systems und konzentrierte sich ganz auf das sogenannte pulverbasierte, additive Schichtbauverfahren.

3D-Druck soll die Wertschöpfungskette verändern

Auch in den vergangenen Jahren wuchs Eos regelmäßig um etwa zehn Prozent. „Und so soll es auch weitergehen“, sagt Langer. Das Unternehmen kam zuletzt auf etwa 362 Millionen Euro Umsatz. Einschließlich zum Beispiel der Start-up-Engagements seien es noch einmal signifikant mehr. Eos wolle künftig noch stärker Lösungen anbieten, von der Simulation, über Softwareelemente bis zur Nachbearbeitung.

Die Profitabilität der Unternehmensgruppe sei weiter gut und halte mit dem Wachstum Schritt, die Expansionspläne könnten aus eigener Kraft finanziert werden. Beim Metall-Druck ist Eos noch immer Weltmarktführer bei Metall, bei Polymeren nicht mehr. „Wir sind aber überzeugt davon, dass wir uns die Führung zurückholen“, sagt Marie Langer.

Grundsätzlich bewegt sich Eos in einer Wachstumsbranche. Vor vier Jahren lag das Marktvolumen der additiven Fertigungstechnologie, wie der 3D-Druck auch genannt wird, bei 5,7 Milliarden Dollar. Bis 2023 soll der Branchenumsatz laut einer Studie von Ernst&Young (EY) auf 27 Milliarden Dollar steigen.

Während bislang vor allem Prototypen gedruckt wurden, setzen sich additive Verfahren so langsam auch in der Serienfertigung durch. Vor vier Jahren druckten nur fünf Prozent der Unternehmen weltweit einen Teil ihrer Endprodukte. Mittlerweile sind es laut EY bereits 18 Prozent. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem eine kritische Masse an Unternehmen auf 3D-Druck in der Fertigung setzt“, sagte EY-Expertin Stefana Karevska.

„Bis 2022 wollen sogar 46 Prozent additive Fertigung in der Endproduktion einsetzen. Das wird die gesamte Wertschöpfungskette verändern.“

Managementkultur muss sich ändern

Einfach wird der Durchbruch in der Massenfertigung aber nicht werden. Die Drucker müssen günstiger werden, die Prozesse noch stärker automatisiert. „Wir müssen die Branche industrialisieren“, sagte Concept-Laser-Gründer Frank Herzog dem Handelsblatt. „Die letzten zehn Prozent, damit alles robust und zuverlässig läuft, sind die schwierigsten.“

Der 3D-Druck-Pionier hatte sein Unternehmen daher an den US-Konzern General Electric verkauft, um die weltweite Schlagkraft zu erhöhen. Eos versucht es weiterhin unabhängig. Man müsse aber nicht alles selbst machen, sagt Marie Langer: „Eine ganz wichtige Säule sind Partnerschaften.“

Eos habe in den vergangenen 30 Jahren bewiesen, dass es funktioniere, einen neu entstehenden Weltmarkt als Familien-Mittelständler zu prägen. Daher will sie den Charakter des Unternehmens bewahren. „Am Ende geht es um unternehmerische Freiheit. Und die ist im Familienunternehmen am größten“, ist sie überzeugt.

Autoritätsprobleme hatte Marie Langer als Chefin nach eigenen Angaben nicht: „Ich hatte Rückendeckung von meinem Vater und eine starke Stellung als Miteigentümerin.“ Der Vater mische sich nicht ungefragt in operative Themen ein, sei aber als Chairman oft im Unternehmen und ansprechbar. „Er lässt mir den Raum, den ich brauche. Wir haben aber einen sehr offenen Austausch.“

Hans Langer sei immer für neue Ansätze zugänglich gewesen, sagt seine Tochter. Es müsse sich zum Beispiel die Managementkultur ändern, um die geplante Globalisierung voranzutreiben. „Früher gab es einen sehr hierarchischen Aufbau.“

Sie legt stattdessen Wert auf Vertrauen und Offenheit. „Führung heißt für mich, einen Rahmen zu setzen, damit andere erfolgreich sein können.“ Da spricht dann auch die Psychologin in der Wirtschaftsexpertin.

Mehr: Xerox erhöht Offerte für HP auf fast 35 Milliarden Dollar. Stat 22 Dollar bietet der Drucker- und Kopierer-Hersteller nun 24 Dollar pro Papier.

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