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Familienunternehmen Unternehmerfamilien vollziehen Oetker-Aufspaltung

Nach der grundsätzlichen Einigung der Familien im Juli sind jetzt die Verträge unterzeichnet. Zwei Familienunternehmen starten in die Unabhängigkeit.
02.11.2021 - 18:09 Uhr Kommentieren
Das Familienunternehmen wurde 1891 in Bielefeld gegründet. Weltweit sind mehr als 36.800 Mitarbeiter beschäftigt. Quelle: dpa
Oetker-Gruppe

Das Familienunternehmen wurde 1891 in Bielefeld gegründet. Weltweit sind mehr als 36.800 Mitarbeiter beschäftigt.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Meldung ist kurz und die letzte der gemeinsamen Oetker-Gruppe130 Jahre nach der Gründung. Die Teilung sei nun am 2. November vollzogen, teilte das Unternehmen am Dienstagnachmittag mit. Bereits vor gut drei Monaten hat die Gruppe die geplante Aufspaltung des 1891 gegründeten Familienunternehmens, die auf Wunsch der Erben erfolgen sollte, bekannt gegeben.

Damit „überwinden die Gesellschaftergruppen ihre unterschiedlichen Vorstellungen zur Führung und Strategie der Oetker-Gruppe“, hieß es Ende Juli.

Der 2007 verstorbene Rudolf-August Oetker hatte allen acht Kindern aus drei Ehen je 12,5 Prozent an dem Konzern übergeben und dafür gesorgt, dass die fünf älteren Geschwister die drei jüngeren nicht automatisch überstimmen können. Die fünf Erben der ersten beiden Ehen des Patriarchen hielten bisher 62,5 Prozent am Unternehmen.

Auf der anderen Seite stehen die drei Kinder aus der dritten Ehe: Alfred, Carl Ferdinand und Julia Oetker gehörten bislang 37,5 Prozent am Unternehmen.

Über Jahre war es daher zu unterschiedlichen Auffassungen gekommen. Der Trennungsvereinbarung, die alle Erben (siehe Grafik) im Sommer unterzeichnet hatten, folgt nun der Vollzug.

Grafik

Im Jahr 2020 hatte Oetker 7,3 Milliarden Euro umgesetzt und weit mehr als 400 Firmen umfasst. Seit Juli stand fest, dass die Nahrungsmittelsparte mit Backpulver und Tiefkühlpizza an die fünf Erben aus Rudolf-August Oetkers erster und zweiter Ehe geht.

Dieser Familienstamm darf auch die Marke „Dr. Oetker“ weiter nutzen. Sie übernehmen zudem die Radeberger Gruppe, Deutschlands größte Brauerei, wozu auch der jüngste Zukauf Flaschenpost gehört.

In dieser Gruppe, die künftig wohl rund 5,5 Milliarden Euro umsetzen und inklusive Flaschenpost rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigen wird, führt seit 2017 Albrecht Christmann als familienfremder, aber persönlich haftender Gesellschafter die Gruppe und mit Ute Gerbaulet hat er als Finanzchefin eine Frau an seiner Seite.

Die Geschwister Oetker stellen ihr neues Führungsgremium vor

Die drei Kinder aus der dritten Ehe des Patriarchen übernehmen die Sekt- und Spirituosenhersteller Henkell Freixenet sowie die Oetker Hotel-Management Company (OHMC), die unter dem Markennamen „Oetker-Collection“ auftritt, und noch weitere Unternehmen. Doch die Aufteilung ist kompliziert, nicht alle Unternehmen sind bekannt.

Die drei jüngsten Geschwister gaben am Dienstagnachmittag in einer eigenen Mitteilung bekannt, dass ihre Unternehmensgruppe mit dem Namen „Geschwister Oetker“ erfolgreich gestartet sei. Wie das Handelsblatt bereits Ende Juli berichtete, werden die Brüder Alfred und Ferdinand Oetker als Co-CEOs die Führung der neuen Gruppe mit acht Unternehmen und nach eigenen Angaben mehr als 8000 Mitarbeitern übernehmen. Gemeinsam erwirtschafteten die Unternehmen nach eigenen Angaben knapp zwei Milliarden Euro.

Alfred Oetker spricht von einem „neuen Kapitel in der Geschichte der Unternehmerfamilie Oetker“ und teilte dem Handelsblatt mit: „Wir schauen jetzt nach vorne und freuen uns, gemeinsam mit einem hervorragenden Team die Zukunft der neuen Geschwister Oetker Gruppe zu gestalten.“ Sein Bruder Ferdinand ergänzte: „Heute ist ein wichtiger Tag für unsere Unternehmensgruppe.“ Die Firmen besäßen eine starke Marktposition und verfügten über ein motiviertes Managementteam und viele Ideen für die Zukunft.

Während Alfred Oetker vor allem für die Sektkellerei Henkell Freixenet und die Kunstsammlung verantwortlich zeichnet, wird sein Bruder Ferdinand die Chemische Fabrik Budenheim, die Immobilien sowie die Martin Braun Backmittel verantworten. Als Finanzvorstand wird mit Harald Schaub der frühere Geschäftsführer der Chemischen Fabrik Budenheim in die Holding einziehen und Ansprechpartner für die Hotelaktivitäten auf Holdingebene sein. Die beiden Brüder werden auch das Kuratorium der Rudolf-August Oetker-Stiftung neu besetzen, den Vorsitz werde Alfred Oetker übernehmen.

Ein erweiterter insgesamt siebenköpfiger Führungskreis werde mit dem Geschäftsführer von Henkell Freixenet, Andreas Brokemper, Detlev Krüger vom Backmittel-Unternehmen Martin Braun, Stefan Lihl, dem neuen CEO der Chemischen Fabrik Budenheim und dem CEO der Hotel-Management Company Oetker Collection Timo Grünert ergänzt.

Weibliche Geschäftsführerinnen finden sich bislang nicht in diesem erweiterten Führungskreis und Julia ‧Oetker wird in dem neuen Unternehmen allein als „Gesellschafterin an der strategischen Ausrichtung der neuen Gruppe mitwirken“.

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Der Verwaltungssitz der Geschwister Oetker Beteiligungen wird zunächst in Bielefeld bleiben. Perspektivisch sei es aber gut möglich, dass man eher näher an die zur neuen Gruppe gehörenden Unternehmen mit dem Verwaltungssitz rücken würde, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen. Auf Nachfrage wollte sich aber niemand dazu äußern.

Zu Spitzenzeiten setzte die Oetker-Gruppe knapp zwölf Milliarden Euro um. Nach dem Verkauf der Reederei Hamburg Süd an Wettbewerber ‧Maersk 2017 für 3,7 Milliarden Euro verfügte das Unternehmen zudem über hohe liquide Mittel. Inzwischen ist auch der Anfang 2020 vereinbarte Verkauf des Bankhauses Lampe an die Privatbank Hauck & Aufhäuser rechtskräftig.

Eine Person, die mit dem Geschehen vertraut ist, sagte dem Handelsblatt: „Menschlich und unternehmerisch ist es eine Befreiung für Familie, Manager, Mitarbeitende und alle anderen Stakeholder.“ Zunächst müsse man Ruhe in die beiden Unternehmen bringen, um dann durchzustarten.

Tom Rüsen, Direktor des Wittener Instituts für Familienunternehmen, möchte sich zu Oetker nicht äußern. Er hat aber viele Familienunternehmen bei der Entwicklung von Familienstrategien begleitet, an deren Ende auch Realteilungen stehen können.

„Eine Realteilung hat die Chance eines Neuanfangs für die jeweiligen Unternehmen, aber auch für die einzelnen Familienteile selbst.“ Man könne seine jeweils eigenen Werte und Schwerpunkte zur Entfaltung bringen.

Das Wichtigste sei aber, dass der Erhalt des Unternehmens über den jeweiligen Gleichheitserwartungen und Befindlichkeiten stehe. „Da braucht man Augenmaß“, sagte Rüsen. Teilungen seien auch ein Mittel, die Zukunft mit kleineren Gesellschaftergruppen zu bauen.

Er hat sich gerade ausgiebig mit dem Management dynastischer Unternehmerfamilien beschäftigt und in einem Buch herausgegeben und zeigt an Beispielen wie Haniel, Freudenberg und Henkel und Merck, welche besonderen Herausforderungen bei großzahligen Unternehmerfamilien zu bewältigen sind.

Mehr: Die Realteilung ist richtig – was Familienunternehmen daraus lernen können

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