Familienunternehmen Vom Backpulver bis zur Teilung: Die Geschichte von Dr. Oetker

Dr. August Oetker entwickelt unter anderem medizinische Weine oder Fußcreme; der wirtschaftliche Erfolg bleibt aber unter den Erwartungen. Dann experimentiert der 1862 geborene Bäckersohn mit Backpulver.
1891 Der Apotheker Dr. August Oetker legt mit der Entwicklung des Backpulvers Backin den Grundstein für das Unternehmen Dr. Oetker. Sein Sohn Rudolf stirbt im Ersten Weltkrieg.
1918 Der Firmengründer stirbt. Die Witwe des Sohnes heiratet erneut. Ihr zweiter Ehemann, Richard Kaselowsky, übernimmt 1921 die Geschäftsführung. Das Unternehmen expandiert ins Ausland.
1930 bis 1939 Das Unternehmen wächst weiter und ist überaus innovativ bei der Markenführung, es gibt Vorträge und Versuchsküchen. Und es besteht eine Nähe zum Nationalsozialismus. Die lässt August Oetker 2013 aufarbeiten.

Für die Qualität soll der Name Dr. Oetker bürgen. Eine der heute bekanntesten Marken Deutschlands entsteht.
1936 Übernahme eines 25-Prozent-Anteils an der Reederei Hamburg Süd.
1944 Richard Kaselowsky, seine Frau und zwei Töchter kommen bei einem Luftangriff in Bielefeld ums Leben.
1945 Der Enkel des Gründers, Rudolf-August Oetker, der bei der Waffen-SS war, ist acht Monate in Haft und tritt mit 28 Jahren in die Geschäftsführung ein.
1947 Rudolf-August kann den Bielefelder Betrieb offiziell wieder übernehmen und zahlt den Halbbruder Richard Kaselowsky junior aus. Seine Schwester Ursula übernimmt Mitte der 1950er Jahre die Marmeladenfabrik Schwartauer Werke, die Saftfabrik Altländer Gold und die Nähmaschinenfabrik Kochs Adler.

Das Unternehmen wächst weiter und ist überaus innovativ bei der Markenführung, es gibt Vorträge und Versuchsküchen. Dr. Oetker setzt Maßstäbe beim Content-Marketing. Den berühmten Hellkopf entwickelt der Grafiker Theodor Kind von der Silhouette seiner Tochter Johanna.
1949 Rudolf-August Oetker wird Mehrheitsgesellschafter des Bankhauses Lampe. Es entwickelt sich zu einer der führenden deutschen Privatbanken.
1952 Erwerb der Bank für Brauindustrie, die über die Aktienmehrheit an Frankfurter, Berliner und Dortmunder Brauereien verfügte. Einstieg ins Biergeschäft und Entstehung der Binding-Gruppe.
1955 Vollständige Übernahme von Hamburg Süd.
1958 Übernahme der Söhnlein Rheingold Sektkellerei.

1970 bringt Dr. Oetker die erste Tiefkühlpizza auf den Markt. Auch im Jahr 2020 steigt der Umsatz mit Fertig- und Tiefkühlprodukten infolge geschlossener Restaurants.
1970 Dr. Oetker expandiert in weitere Geschäftsfelder – auch Fertigprodukte. Die erste Tiefkühlpizza kommt auf den Markt.
1976 Richard Oetker, Sohn von Rudolf-August Oetker, wird entführt, in eine Kiste gesperrt und gefesselt. Er bekommt Stromstöße und bricht sich dadurch mehrere Knochen. Sein Bruder August übergibt das Lösegeld. Richard kommt frei, leidet aber sein Leben lang unter den Folgen.
1981 August Oetker, der älteste Sohn aus zweiter Ehe von Rudolf-August Oetker, übernimmt die Firmenleitung. August hatte sich zuvor mit seinem Vater überworfen und arbeitete zwischenzeitlich als Banker in New York.
1982 Sein Bruder Richard Oetker tritt ins Unternehmen ein.
1986 Kauf der Sektkellerei Henkell & Co.
1990 Einstieg ins Müsli-Geschäft und weitere Expansion nach Osteuropa. Übernahme der Martin Braun Backmittel und Essenzen aus Hannover. Kooperationsverträge mit und spätere Übernahme der Radeberger-Brauerei durch die Binding-Gruppe.

Die ersten Brauereien gehören ab 1952 zur Oetker-Gruppe. 1990 kommt Radeberger dazu, zwölf Jahre später wird die Binding- in Radeberger-Gruppe umbenannt. Sie gehört bisher genauso zu Oetker wie die weltgrößte Sektkellerei Henkell Freixenet.
2007 Rudolf-August Oetker stirbt im Alter von 90 Jahren.
2008 Gründung Oetker Hotel Management Company (OHMC), die unter dem Markennamen „Oetker Collection“ auftritt. Das erste Hotel im Portfolio, das Brenners Park-Hotel in Baden-Baden, hatte Oetker bereits 1941 erworben.
2010 Richard Oetker übernimmt die Firmenleitung und expandiert weiter.

Der Tiefkühlbäcker Coppenrath & Wiese gehört seit 2015 zur Oetker-Gruppe und wird unter der Marke weitergeführt.
2015 Mit der Übernahme der Conditorei Coppenrath & Wiese steigt Dr. Oetker in den Markt mit tiefgekühlten Torten und Kuchen ein.
2016 Gründung Oetker Digital: Die Gesellschaft soll Unternehmen der Gruppe bei digitalen Geschäftsmodellen beraten und begleiten. Sie kann sich an Gesellschaften beteiligen oder neue Unternehmen gründen.
2017 Verkauf der Reederei Hamburg Süd für 3,7 Milliarden Euro an den dänischen Konkurrenten Maersk auf Drängen der jüngeren Geschwister Ferdinand und Alfred gegen den Widerstand der älteren Halbgeschwister. Es kommt zum öffentlich geführten Familienstreit. Die jüngeren Halbgeschwister müssen der Ernennung des externen Managers Albert Christmann zum Unternehmenschef zustimmen.
2018 Die Gruppe übernimmt die Hälfte des spanischen Cava-Produzenten Freixenet für schätzungsweise 220 Millionen Euro.
2020 Am 5. März unterzeichnen die Gesellschafter der Bankhaus Lampe einen Vertrag zum Verkauf aller Anteile an Hauck & Aufhäuser. Dahinter steht der chinesische Beteiligungskonzern Fosun. Die Transaktion ist noch immer nicht rechtskräftig. Im November folgt die Übernahme des Liefer-Start-ups Flaschenpost für geschätzt rund 800 Millionen Euro.
2021 Im Juli gibt die Gruppe ihre Realteilung bekannt. Insgesamt gehören 442 Unternehmen zum Konzern.
Mehr: Lösung im Dauerstreit: Familie Oetker teilt ihr Unternehmen auf
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