Fleischindustrie Familienstreit bei Tönnies: Beiratssitzung bringt keine Lösung

Im erneut aufgeflammten Streit um die Führung in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb pocht Robert Tönnies auf einen Verkauf der Gruppe.
Düsseldorf Im Streit um die Zukunft des Fleischkonzerns Tönnies stehen die Zeichen weiter auf Konfrontation. Der siebenköpfige Beirat des Unternehmens hat in einer außerordentlichen Sitzung über die Übernahme zweier Standorte von Wurstfabriken der Marke Zimbo getagt, wie Tönnies am Donnerstag mitteilte.
Das Ergebnis: „Das Gremium hat mehrheitlich festgestellt, dass für den Erwerb der beiden Standorte keine Zustimmungspflicht durch den Beirat besteht. Gleichzeitig wurde der Erwerb der beiden Standorte als sehr positiv bewertet und vom Beirat zustimmend zur Kenntnis genommen.“
Die Sitzung war auf Betreiben von Robert Tönnies, zustande gekommen. Diesem gehören wie der Familie seines Onkels Clemens Tönnies 50 Prozent an dem Unternehmen mit 16.500 Mitarbeitern und 6,7 Milliarden Euro Umsatz. Seiner Ansicht nach muss der Kauf durch den Beirat genehmigt werden.
Dem Beirat, in dem Robert Tönnies mit einem weiteren Vertreter und sein Onkel ebenfalls mit einem weiteren Vertreter sitzen, gehören darüber hinaus noch drei neutrale Mitglieder an. Zu ihnen zählt auch der langjährige VDMA-Präsident Reinhold Festge als Beiratsvorsitzender. Offenbar hat die Mehrheit also gegen Roberts Ansinnen gestimmt.
Seit einigen Tagen ist der Streit zwischen Gründersohn Robert Tönnies und seinem Onkel Clemens erneut entfacht. Die beiden Parteien hatten sich nach vielen Prozessen zwischen 2012 und 2017 vor zwei Jahren außergerichtlich geeinigt. Damals war das eine große Überraschung. Nun treten erneut Zerwürfnisse zu Tage.
Zunächst hatte sich Robert Tönnies mit einer einstweiligen Verfügung gegen den Kauf der Zimbo-Wurstfabriken gewandt. Dieser hätte dem Beirat vorgelegt werden müssen, weil der Wert des Kaufs eine gewisse Schwelle überschritten hätte. Diese einstweilige Verfügung hatte Robert Tönnies inzwischen zurück gezogen. Das Kartellamt hatte dem Kauf bereits zugestimmt.
Robert Tönnies sieht sich getäuscht
Anfang dieser Woche wurde darüber hinaus bekannt, dass der 41-jährige Robert Tönnies vor einem Schiedsgericht gegen seinen Onkel Clemens und dessen Sohn Max klagt. Der Streitwert beläuft sich auf 600 Millionen Euro. Es geht dem Sohn des Firmengründers Bernd Tönnies darum, festzustellen, dass das Verhältnis zu seinem Onkel Clemens zerrüttet sei.
Dieses hätte weitreichende Folgen: Eine solche Zerrüttung löst einen Mechanismus aus, der einen geregelten und offenen Verkaufsprozess in Gang setzen soll.
Auf Nachfrage äußerte sich Robert Tönnies nach der aktuellen Beiratssitzung, dass er sich „vom Verhalten des Beiratsvorsitzenden Festge getäuscht“ sehe. Entgegen seiner Einladung zu dieser außerordentlichen Sitzung und entgegen den Bestimmungen des Einigungsvertrages habe sich der Beirat in dieser Entscheidung für nicht zuständig erklärt.
„Es steht zu vermuten, dass hier Haftungsfragen, denen sich einzelne Beiratsmitglieder ausgesetzt fühlen, eine Rolle gespielt haben“, sagte Tönnies. „Auch wenn die Transaktion nicht mehr rückgängig zu machen ist, behalte ich mir rechtliche Schritte gegen das Verhalten einzelner Beiratsmitglieder vor.“
Das Unternehmen und die Seite von Clemens Tönnies wollten sich über die Mitteilung hinaus nicht weiter zu dem Fall äußern.
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