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Framence-Gründer Adrian Merkel Ein Immobilien-Virtuose legt bei der Digitalisierung der Branche nach

Der Unternehmer Adrian Merkel hat mit Framence eine Technologie entwickelt, um Gebäude einfach virtuell abzubilden. Noch fehlen aber die Kunden.
27.05.2019 - 16:58 Uhr Kommentieren
Immobilien: Adrian Merkel legt bei der Digitalisierung nach Quelle: Wiritec
Adrian Merkel

Der Unternehmer betreibt bereits den Immobiliendienstleister Speedikon und die Schwestergesellschaft Wiritec.

(Foto: Wiritec)

Frankfurt Beim Wort „Start-up“ runzelt Adrian Merkel kurz die Stirn. „Wir sind kein Start-up im klassischen Sinne, das erst einmal nur eine Idee hat. Wir sind ein Start-up mit viel Erfahrung“, sagt der Unternehmer.

Die Erfahrung, das sind zwei Firmen, die Adrian Merkel zusammen mit seinem Vater Peter Merkel im südhessischen Bensheim betreibt: seit 1997 den Immobiliendienstleister Speedikon und seit 2009 die auf Energiemanagement spezialisierte Schwestergesellschaft Wiritec.

Hier entstand eine Idee, die Anfang des Jahres zur Gründung der dritten Firma im Merkel-Reich führte: der Framence. „Wir beschäftigen uns bei unseren anderen Unternehmen schon seit zweieinhalb Jahren mit der Frage, inwieweit man neue Technologien wie etwa Virtual Reality im Immobilien-Management einsetzen kann“, erzählt Merkel, der in Aberdeen und Graz unter anderem Betriebswirtschaft sowie Politik- und Wirtschaftswissenschaften studierte.

Herausgekommen ist ein völlig neues System, mit dem Immobilien digital dokumentiert und damit also die viel zitierten digitalen Zwillinge erstellt werden können.

Die notwendigen Utensilien: eine handelsübliche digitale Spiegelreflex-Kamera mit Froschaugen-Objektiv sowie eine intelligente Software. „Bei unserem System werden mehrere Bilder aus verschiedenen Perspektiven geschossen. Die werden dann von einer Software zu einem digitalen Zwilling verarbeitet“, erläutert Merkel.

Man habe Software-Elemente genutzt, die es am Markt gebe. „Aber in der Lösung steckt auch viel eigenes Know-how. Mit fünf Entwicklern haben wir rund ein Dreivierteljahr an dem System gearbeitet.“ Wer Merkel zuhört, merkt schnell, dass der 36-jährige Unternehmer weiß, wovon er redet. Es ist keine „Schnapsidee“, die er zu verkaufen versucht. Es sind die Nöte der Immobilienkunden, die die Merkels mit ihrer Innovation aufgreifen.

Es lässt sich viel sparen

„Unsere Erfahrung, die wir über die Jahre mit unseren Firmen Speedikon und Wiritec im Gebäude-Management sammeln konnten, haben uns sehr bei der Entwicklung geholfen“, erläutert Merkel – und betont noch einmal, dass Framence deshalb ein etwas anderes Start-up sei: „Wir sind quasi unser eigener Business-Angel.“

Merkel ist jemand, der ruhig spricht, überlegt antwortet. Für einen „Innovator“ mag er auf den ersten Blick vielleicht sogar zu rational und nüchtern wirken. Doch Wegbegleiter beschreiben den Unternehmer als einen führungsstarken Manager, der überzeugen kann.

„Merkel denkt und agiert international“, heißt es in seinem Umfeld: „Er steckt voller innovativer Ideen und ist in Gedanken oft einen Schritt voraus.“ Gleichzeitig verlange er viel von sich selbst und seinem Team. „Er will das Unternehmen unbedingt vorantreiben, das zeigt ja nicht zuletzt die Gründung der Framence“, erläutert ein Geschäftspartner der Merkels.

Deren neues Produkt bietet vor allem eines: eine enorme Ersparnis. „Unser System kostet zwischen fünf und zehn Prozent des bisher verwendeten Laserscans“, beteuert der Unternehmer. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Vater und Sohn eine Marktnische entdeckt haben.

Denn bislang ist die digitale Erfassung einer Immobilie alles andere als trivial. Um räumliche Dokumentationen zu erstellen, werden heute sogenannte 3D-Laserscanner verwendet. Das Verfahren ist zwar sehr genau, kostet aber viel Zeit und Geld. Am Ende muss in mühevoller Handarbeit aus einer Punktwolke der digitale Zwilling erstellt werden.

In der Immobilienwirtschaft nennt sich das ganze Verfahren „Building Information Modeling“ oder kurz „BIM“. Viele Immobilien-Manager und Gebäudebetreiber schreckt der Aufwand bisher ab. Hinzu kommt: „90 Prozent der Immobilien in Deutschland sind Bestand“, führt Merkel aus. Hier gebe es häufig kein aktuelles BIM-Modell.

Selbst wenn es existiere, sei es selten aktuell. „Denn bei jeder Änderung erneut das aufwendige Laserscanner-Verfahren zu starten, scheuen viele Gebäudemanager und Unternehmen.“ Mit dem Framence-System kann dagegen regelmäßig mit begrenztem Aufwand der Zwilling aktualisiert werden.

Die umfassende Dokumentation hat aber noch andere Vorteile. „Man kann den virtuellen Raum betreten und weiß zum Beispiel genau, wo welche wichtigen Objekte sind“, sagt Merkel. Das ist etwa für Wartungsmitarbeiter wichtig, denn die können zum Beispiel schon vorher klären, ob sie eine Leiter brauchen. Auch Einsatzkräfte können sich schnell orientieren, was sie vor Ort vorfinden, wo vielleicht Fässer mit gefährlichen Gütern lagern.

Kunden sind bisher zurückhaltend

Die Merkels haben ihrer neuen Lösung zudem ein sogenanntes Asset-Management verpasst. „Man kann jeden Gegenstand im digitalen Zwilling erfassen und dann in der Datenbank hinterlegen“, sagt Merkel. Suche man dann später zum Beispiel die Sicherungskästen, würden die per Mausklick in dem Modell angezeigt. Der Kasten lasse sich bei Bedarf sogar virtuell öffnen, um zu sehen, wie es innen aussehe.

Und der Unternehmer hat noch einige Ideen für die Zukunft im Kopf: „Wir denken zum Beispiel über eine Möglichkeit nach, mithilfe von Künstlicher Intelligenz Gegenstände automatisch zu erfassen.“

Trotz all dieser Vorteile weiß Merkel, dass er nun vor allem die Kunden im Immobilienbereich überzeugen muss. Die haben sich bisher beim Thema Digitalisierung und digitaler Zwilling eher zurückgehalten, wie eine Studie der Marktforscher von Lünendonk zeigt. „Gerade die für die Studie befragten Beratungsunternehmen zeigen sich skeptisch und sehen bei Bauunternehmen aufgrund des hiermit verbundenen Aufwands oftmals ein mangelndes Eigeninteresse, die Dokumentation vollständig zu erstellen“, schreibt Studienautor Thomas Ball.

Doch Merkel ist zuversichtlich, dass seine neue Technologie schon bald Anklang in der Branche finden wird: „Wir sind mit zahlreichen Partnern und auch potenziellen Kunden im Gespräch.“ Tatsächlich gibt es bereits eine wichtige Kundenreferenz. Das Pharmaunternehmen Roche nutzt das System von Framence beim Bau eines neuen Gebäudes in Grenzach.

Mehr: Noch ist die Immobilienbranche bei der Digitalisierung noch nicht so weit wie sie gern sein würde. Im Interview erklärt der Forscher Thomas Kirmayr woran das liegt und wie es sich ändern kann.

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