Führungskräftetrainerin Insa Klasing Coach aus der App

Insa Klasing war bis zum Frühjahr Deutschlandchefin der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken.
Düsseldorf Insa Klasing mag Weihnachten. Denn dann kann sie ihrem Hobby, dem Singen, frönen. Gestern noch war sie in ihrer alten Kantorei in Düsseldorf und hat bei Bachs Weihnachtsoratorium mitgeprobt. Sie sagt: „Wer im Chor singt, muss gelernt haben, auf andere zu hören.“ Das helfe auch im Job.
Ihr Job, das war bis zum Frühjahr Deutschlandchefin der Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken. Nun hat sich Klasing gemeinsam mit ihrem Bruder Klaas Klasing und ihrer besten Freundin Anke Kaupp in Berlin selbstständig gemacht. „The Next We“ heißt ihr Start-up, bei dem Unternehmen Onlinecoaches für die Mitarbeiter buchen können. So sorgen die 38-Jährige und ihre Kompagnons dafür, dass aus anderen bessere Chefs werden.
Dafür setzen die Gründer auf die kognitive Verhaltenstherapie. Bei dem Ansatz wird nach Einstellungen, Bewertungen und Überzeugungen und wie sich diese auf unser Handeln - auch unbewusst - auswirken gefragt. Das übertragen Klasing und ihre Kollegen nun auf die Führungskräfte. Im Zwölf Wochen langen Coaching gehe es darum, diese Einstellung bewusst zu machen, zu überprüfen und neues Verhalten einzuüben. Coaching wird nicht immer positiv gesehen“, sagt Klasing. Dabei sei es völlig unterschätzt als unternehmerisches Instrument für Weiterentwicklung und neue Ergebnisse, sagt sie.
Mitarbeiter und Trainer treffen sich während des Coachings nicht persönlich. Sie sind telefonisch und per Chat in Kontakt. Ihr Bruder Klaas, der für die Technik verantwortlich ist, habe diese digitale Coaching-Erfahrung in eine App integriert, die kurz vor dem Launch steht. Das habe viele Vorteile, sagt die Gründerin. Die Handhabung sei einfacher, der Coach in jeder Situation erreichbar, egal, wo er sitze. Klasing sagt: „Der Coach ist ein stiller Begleiter und gibt dann den Support in dem Maße, wie man ihn braucht.“
Damit setzt das Start-up auf einen neuen Trend. Denn die Präsenzseminare sind nicht immer beliebt. Bei einer McKinsey-Umfrage unter 500 Topmanagern bewerteten lediglich elf Prozent der Befragten die klassischen Führungstrainings als Erfolg. Deshalb gehen immer mehr Firmen dazu über, ihre Mitarbeiter virtuell schulen zu lassen.
Dass ein Unternehmen Coaches für die Mitarbeiter bucht, hat für Klasing verschiedene Gründe: Der Wunsch nach Umsatzsteigerung gehöre dazu, die Digitalisierung oder auch eine neue Aufgabe für eine Führungskraft, sagt Klasing. 30 Coaches hat das Trio bereits ausgebildet, die nun freiberuflich für das Start-up arbeiten, 40 weitere durchlaufen gerade die Ausbildung.
Die Coaches werden dem Kunden nach dessen Anforderungen zugeteilt. Angebote gebe es für jede Branche und jedes Level, egal, ob Vorstandschef, Teamleiter oder Filialmitarbeiter, sagt Klasing. Die Preise variieren je nach Programm und richten sich nach Hierarchieebene des Mitarbeiters und spezifischen Qualifikation Coaches. Klasing sagt: „Der Return on Investment ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Typischerweise haben Unternehmen die Kosten in einem Quartal zurückverdient.“
Erste große Kunden haben Klasing und ihr Team bereits, nun hoffen die drei auf weitere – auch aus dem Mittelstand. „Wir brauchen als Start-up die Gelassenheit, unser Unternehmen nachhaltig aufzubauen“, sagt Klasing. Ihr Start-up finanzieren sie vollständig aus eigenen Mitteln, Investoren gibt es nicht. Klasing: „In fünf Jahren wollen wir die erste Business-Coaching-Marke sein.“
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