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Georg Hesse

Die Urlauber haben uns selbst gesagt, dass wir die Kreuzfahrt in unser Angebot aufnehmen sollen“, so der Vorstandsvorsitzende der Holidaycheck Group.

Georg Hesse Holidaycheck-CEO will ins Kreuzfahrt-Geschäft einsteigen

Der Chef des renditeschwachen Reiseportals Holidaycheck wagt sich in schwierige Gewässer: Ab sofort will er auch Kreuzfahrten verkaufen.
19.03.2018 - 15:50 Uhr Kommentieren

Berlin Der Tatendrang schien grenzenlos. Endlich einmal selbst die Konzernstrategie bestimmen, darauf hatte sich Georg Hesse gefreut, als ihn Großaktionär Hubert Burda Anfang 2016 an die Spitze der börsennotierten Onlinebeteiligung Tomorrow Focus AG berief.

Für den heute 45-Jährigen eine Befreiung. Mehr als 16 Jahre lang hatte Hesse Anweisungen abzuarbeiten, die ihm sein Arbeitgeber, das Internetkaufhaus Amazon, aus dem fernen Seattle zukommen ließ.

Der neue Arbeitsplatz erwies sich wie geschaffen für eigene Ideen. Wenige Monate vor Hesses Amtsantritt hatte der Offenburger Verleger Burda, zu dessen Reich Magazine wie „Bunte“, „Fit for Fun“ oder „Focus“ gehören, bei der Internetfirma aufgeräumt. Die Flirtbörse „Elitepartner“ war im Sommer 2015 für 22 Millionen Euro an einen britischen Finanzinvestor gegangen, die Nachrichtenportale übernahm Burda über seine Zwischengesellschaft „Burda Digital“ selbst. Für „Focus Online“, die deutsche Internetausgabe der „Huffington Post“, das Elternportal „Netmoms“ und den Wirtschaftsdienst „Finanzen 100“ zahlte der Sohn der legendären Modeverlegerin Aenne Burda 30 Millionen Euro. Im November 2015 wechselte dann auch noch das Arztempfehlungsportal „Jameda“ für 46,8 Millionen Euro in den Alleinbesitz der Familie.

In der „Hubert Burda Medien Holding“ hat der 78-jährige Verleger als Komplementär das Sagen, auch wenn seine Kinder Jacob Burda, 28, und Elisabeth Furtwängler, 26 – beide aus der Ehe mit der Schauspielerin Maria Furtwängler, 51 – jeweils knapp 50 Prozent der Kommanditanteile halten. Von der börsennotierten Internettochter hingegen gehören dem Verlag nur 58,8 Prozent.

Hesse hätte damit durchstarten können. Schließlich ist die seit 18 Jahren an der Frankfurter Börse notierte Tomorrow Focus AG, die damals im „Neuen Markt“ als größte deutsche Internetfirma galt, seither schuldenfrei. Der Anfang ließ auf einen dynamischen Wandel schließen. Nur fünf Monate nach dem Antritt an der Konzernspitze veranlasste der neue Chef, die Tomorrow Focus AG umzubenennen in „Holidaycheck Group AG“. Die Firma, so Hesses Absicht, sollte sich fortan nur noch um das Geschäft mit Urlaubsreisen kümmern – im deutschsprachigen Raum mit der Bewertungsplattform „Holidaycheck“ als Flaggschiff, begleitet von dem niederländischen Pendant „Zoover“, dem Online-Autovermieter „Driveboo“ und dem Internet-Wetterdienst „Meteovista“.

Der Durchbruch blieb aus

Zum ersten Mal seit der Gründung schien alles zusammenzupassen. Verleger Hubert Burda hatte zwar früh begonnen, mit Firmen wie dem „Onlinedienst Europa Online“ (1995) oder dem Nachrichtenportal „Focus Online“ (1996) ins Digitalgeschäft zu investieren. Eine nachvollziehbare Börsenstory aber wurde daraus nie – zu unterschiedlich blieben die Betätigungsfelder der Onlinetöchter. Trotz Neustart blieb der Durchbruch allerdings aus. Bis heute. Seit dem Antritt des ehemaligen Amazon-Managers an der Firmenspitze geht den in Frankfurt gehandelten Aktien zunehmend die Luft aus. Notierten die Papiere Anfang 2016 noch bei 3,50 Euro, dümpeln sie aktuell um die 2,80 Euro.

In diesen Tagen probt Hesse, der sich aus Seattle den ehemaligen Kollegen Nate Glissmeyer als Technikvorstand zur Seite holte, den Befreiungsschlag. Rettung erhofft er sich von hoher See, genauer gesagt: von 75 Reedereien mit 5 000 Kreuzfahrtrouten. Diese will Hesse, wie bisher schon die Pauschalreisen an Land, ab sofort über Deutschlands größtes Reise-Bewertungsportal verkaufen.

„Wenn wir damit nicht einen zweistelligen Prozentanteil am Gesamtumsatz schaffen, wären wir enttäuscht“, erklärte der redegewandte Onlineexperte im Gespräch mit dem Handelsblatt. Von der Kreuzfahrt zeigt sich der gebürtige Münchener ganz angetan. Zuletzt wuchs die Branche mit Jahresraten von über zehn Prozent, und auch 2018 glauben die Reedereien an ein Plus von mindestens acht Prozent. „Die Urlauber haben uns selbst gesagt, dass wir die Kreuzfahrt in unser Angebot aufnehmen sollen“, schwärmt Hesse.

Der Holidaycheck-Vorsteher stößt damit in eine Marktlücke, denn bislang machten die Online-Reiseverkäufer einen großen Bogen um den Seereise-Vertrieb. Aus gutem Grund. Denn die Zusammenstellung von Reiseleistungen ist komplex, die Branche unübersichtlich. Der Boom der Ozeanriesen schaffte es sogar, in den letzten Jahren den fast totgeglaubten Reisebüros eine Renaissance zu bescheren.

„Einzigartige Kombination“

Das weiß auch Hesse. Deshalb hat er auch in den vergangenen Monaten ein Team von Beratern aufgebaut, die den Internetkunden bei Fragen zur Seite stehen. „In der Branche ist dies eine einzigartige Kombination“, glaubt er. „Wir sind ein echtes Reisebüro mit 100 Leuten am Telefon.“ Über die Zusatzkosten macht sich Holidaychecks oberster Reiseführer keine Sorgen. „Bei einem Durchschnittspreis von 1 800 Euro, den eine solche Kreuzfahrt kostet, kann man sich das leisten“, sagt er. Nur: Ob es für den Konzern im laufenden Jahr auch für schwarze Zahlen reichen wird, mag Hesse nicht voraussehen.

Ausgeschlossen scheint dies zumindest für das vergangene Jahr. Nach vorläufigen Zahlen verdiente die Holidaycheck Group AG 2017 vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gerade einmal 1,5 Millionen Euro. Allein schon die Abschreibungen dürften verhindert haben, dass unterm Strich eine schwarze Zahl stehen wird. Am kommenden Mittwoch, wenn der Konzern seinen Jahresabschluss veröffentlicht, wird Näheres bekannt.

Gegen eine durchgreifende Besserung spricht, dass die Zahl der Konkurrenten anzieht. Auch Portale wie Tripadvisor, Expedia oder neuerdings Check24 greifen mit Kundenbewertungen und Reiseziel-Rezensionen nach Marktanteilen. Buchungsexperten wie HRS-Gründer Tobias Ragge warnen außerdem vor einer kostspieligen Abhängigkeit. „Urlauber buchen eine Pauschalreise meistens nur ein- oder zweimal im Jahr“, beobachtet der Kölner Hotelvermittler. „Viele starten ihre Suche deshalb zunächst bei Google.“

Das aber bringt die Portale in Schwierigkeiten. Denn jeder Google-Klick kostet – und das mehr, als Hesse lieb sein kann. So waren es in den ersten neun Monaten 2017 insbesondere die enormen Marketingausgaben, die ihm netto einen Verlust bescherten. Der Neueinstieg in die Nautik soll das nun ändern. Auf der Brücke von Holidaycheck gibt Hesse inzwischen den Segelkapitän, sobald er auf die Zukunft seiner Firma zu sprechen kommt. „Es kommt Rückenwind vom Markt“, meint er dann.

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