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Gerichtsprozess Verlegertochter Saskia Bauer streitet um Millionen wegen eines Immobiliendeals

Traumhaus weg, Geld weg: Nach einem geplatzten Immobiliendeal eskaliert der Krach zwischen Saskia Bauer und einem windigen Geschäftsmann.
15.11.2018 - 05:00 Uhr 4 Kommentare
Saskia Bauer streitet um Millionen wegen eines Immobiliendeals Quelle: German Select/Getty Images
Saskia Bauer

Die 39-Jährige stammt aus einer Verlegerfamilie, die zu den reichsten in Deutschland zählt.

(Foto: German Select/Getty Images)

Düsseldorf Der Mann wusste zu feiern. Wenn Richard-Heinrich Mücke seine Gäste auf sein Anwesen auf der Insel Sylt lud, ließ der Schiffsmakler nur vom Feinsten auffahren. Kaviar, Galloway Rinderfilet, Champagner. Getanzt wurde an Mückes Geburtstag später in der Nobel-Diskothek Pony Club. Partymotto: Flirt fürs Leben.

Doch die Partylaune scheint verflogen. Seine Sylter Immobilie hat Mücke verkauft, das Geschäft dümpelt. Mit der Justiz hat er Ärger. Die Staatsanwaltschaft Hamburg erließ am 5. Dezember 2017 sogar einen Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts, „einen Prozessbetrug begangen und dadurch einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeigeführt zu haben“. Der Lebemann kam vorübergehend ins Gefängnis.

Den Betrugsvorwurf konnte Mücke erfolgreich abwehren – die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen insoweit ein. Allerdings läuft wegen des gleichen Komplexes ein weiteres Verfahren wegen des Verdachts auf Vollstreckungsvereitelung.

Begonnen hatte der Ärger, als Mücke mit einer Vertreterin der Hanseatischen High Society ein Geschäft machte. Saskia Bauer stammt aus einer Verlegerfamilie, die zu den reichsten in Deutschland zählt. Gegründet schon 1875 von Johann Bauer, stieg der Verlag in den Wirtschaftswunderjahren rasant auf. Saskias Vater Heinz Bauer ordnete das Geschäft neu, kaufte Erfolgstitel wie „Quick“, die „Neue Post“ und den „Kicker“.

Heute ist das Geschäft schwieriger geworden, doch mit einem Jahresumsatz von mehr als 2,2 Milliarden Euro zählt das Unternehmen noch immer zu einem der größten Verlage Deutschlands. Saskia Bauer arbeitete eine Zeit lang selbst im Verlag. Inzwischen hat in dem Unternehmen ihre ältere Schwester Yvonne das Sagen. Aber auch Saskia besitzt Anteile an dem Verlag. Das „Manager Magazin“ taxierte das Vermögen der vier Bauer-Schwestern jüngst auf 3,5 Milliarden Euro.

Es waren keine Mediengeschäfte, die Saskia Bauer und Richard-Heinrich Mücke zusammenbrachten. Bauer war auf Immobiliensuche, als sie mit Mücke Bekanntschaft machte. Das war im Herbst 2014. Eine Maklerin hatte ihr ein Haus Mückes angeboten, eine Villa mit Alsterblick.

Saskia Bauer dachte, Mücke sei kein schlechter Mensch. „Er hatte einen Anzug an, wirkte seriös und beantwortete freundlich ein paar Fragen“, erinnert sich die Verlagserbin. Im Dezember unterschrieben sie und Mücke einen Kaufvertrag.

Sechs Millionen Euro kostete das potenzielle Traumhaus im feinen Hamburger Stadtteil Winterhude. Die Vertragspartner vereinbarten eine Zahlung in zwei Tranchen: Eine halbe Million Euro sollte sofort auf Mückes Privatkonto fließen. 5,5 Millionen Euro waren zur Tilgung einer auf der Immobilie lastenden Grundschuld vorgesehen. Dafür gab es ein eigenes Konto.

Sechs Millionen Euro kostete das Haus im feinen Hamburger Stadtteil Winterhude. Quelle: Carl-Jürgen Bautsch - stock.adobe.com
Hamburg

Sechs Millionen Euro kostete das Haus im feinen Hamburger Stadtteil Winterhude.

(Foto: Carl-Jürgen Bautsch - stock.adobe.com)

Dann unterlief Bauer ein Fehler: Sie ließ auch die zweite Rate auf Mückes Privatkonto buchen. Als sie sich bei ihm meldete, um das Geld zurückzuholen, rückte Mücke die Millionen einfach nicht raus. Das Handelsblatt fragte, wo der an Mücke überwiesene Kaufpreis verblieben ist. „Über die finanziellen Verhältnisse meines Mandanten kann ich Ihnen keinerlei Auskunft geben. Ich bin nicht als Vermögensverwalter Mückes tätig“, sagt sein Anwalt Ivan Künnemann.

Falls Mücke glaubte, die steinreiche Verlegertochter werde sich um ein paar Millionen mehr oder weniger schon nicht scheren, lag er jedoch falsch. Saskia Bauer zeigte Mücke bei der Staatsanwaltschaft Hamburg an und verklagte ihn auch zivilrechtlich.

Vor Gericht schien sich die Vernunft durchzusetzen. Der Richter sah, dass der Streit nicht kompliziert war. Bauer hatte einen Fehler gemacht, aber Mücke hatte keinen Anspruch auf das Geld. Und tatsächlich: Schon bei der ersten Verhandlung Mitte 2015 beteuerte Mücke, das Geld zurückzahlen zu wollen. Im Vergleich vom 28. August 2015 verpflichtete sich der Schiffsmakler zur Rückzahlung der sechs Millionen Euro – plus 65.000 Euro Zinsen.

Im Gegenzug solle Bauer die Auflassungsvormerkung im Grundbuch streichen lassen. Diese sorgte immerhin dafür, dass Mücke das Haus nicht anderweitig verwerten konnte. Ende gut, alles gut? Weit gefehlt. Saskia Bauer fiel zum zweiten Mal auf Mücke herein.

Wie vereinbart tilgte sie die Auflassungsvormerkung. Ihre Millionen Euro erhielt die Verlagserbin trotzdem nicht. Stattdessen nutzte Mücke die Gelegenheit, ihr ehemaliges Traumhaus am 5. Oktober 2015 an seine Mutter in Südafrika zu verkaufen – für 2,7 Millionen Euro. So geht es aus dem Kaufvertrag hervor, der dem Handelsblatt vorliegt.

Rückblickend „naiv und dumm“

Damit verlor Bauer ihr letztes Pfand. „Natürlich war das aus heutiger Sicht naiv und dumm von uns“, sagt die 39-Jährige heute. „Wir haben uns überhaupt nicht vorstellen können, dass Mücke uns so dreist hintergeht.“ Doch wo die Vorstellung fehlt, regiert nun die bittere Realität: Seit fast vier Jahren läuft sie erfolglos ihrem Geld hinterher.

Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Zwar muss Mücke juristisch gesehen immer noch an Bauer zahlen. Doch er tut es nicht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Vollstreckungsvereitelung. Doch Mücke bestreitet die Tat und schaltet auf stur: „Vor einer endgültigen gerichtlichen Klärung wird mein Mandant sicher nichts leisten“, sagt sein Anwalt.

Im Nachgang zum Vergleich war Mücke nun gezwungen, vor dem Gericht seine Vermögensverhältnisse offenzulegen. Für Bauer sollte es die nächste böse Überraschung sein. Mücke zeigte sich weitgehend illiquide. Vom Großteil der Bauer-Millionen findet sich keine Spur.

Die Ermittlungen wegen Vollstreckungsvereitelung laufen seit dem 31. Januar 2018. Wie lange kann das Verfahren noch dauern? Das ist kaum absehbar. Den Vorwurf des Betrugs muss sich Mücke allerdings nicht mehr gefallen lassen: Dieses Verfahren wurde inzwischen eingestellt.

Mücke bestreitet auch die Vollstreckungsvereitelung – und geht seinerseits in die Offensive: Er zeigte Saskia Bauer inzwischen selbst an – wegen des Verdachts auf Betrug und Verleumdung. Tatsächlich erklärte Mücke am 6. Juli 2018 vor dem Landgericht Hamburg, dass er den im August 2015 geschlossenen Vergleich anfechte.

Die Verlagserbin lüge vor Gericht: Dort habe Bauer behauptet, selbst die Fehlüberweisung veranlasst zu haben. Später habe sich aber herausgestellt, dass das Geld von der Bauer KG kam. Die Verlagserbin solle deshalb die Forderung an die Firma richten.

Außerdem habe Bauer seine Kreditwürdigkeit infrage gestellt und ihm damit wirtschaftlich schwer geschadet, argumentiert der 61-Jährige. „Meinem Mandanten ist durch das Verhalten von Frau Bauer ein Millionenschaden entstanden“, sagt Mückes Anwalt. Bauer wehrt sich: „Fakt ist, dass das Geld auf meine Veranlassung hin überwiesen wurde. Meines Erachtens ist das nichts als Spiegelfechterei, die Vorwürfe sind absurd.“

Schon am Freitag können Bauer und Mücke weiterstreiten. Dann verhandelt das Landgericht Hamburg darüber, ob der Vergleich aus dem Spätsommer 2015 Bestand hat.

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4 Kommentare zu "Gerichtsprozess: Verlegertochter Saskia Bauer streitet um Millionen wegen eines Immobiliendeals"

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  • Nein, lediglich meine Nachbarn und Verwandten sind so blöd ;)
    Ich habe da ein gutes Gewissen. Man kann jede Partei wählen, die bisher noch nicht an der Regierung beteiligt war. Falls sie dann genauso schlecht wie die bisherigen ist, steht eben eine weniger zur Auswahl, aber sie könnte auch besser sein

  • @ C. Paschetag

    Da haben sie recht :o). Straffrei Verbrechen begehen - das kriegen hierzulande nur Politiker hin und feiern sich auch noch dafür.

    Aber Asche auf "unser" Haupt, "wir" wählen den Haufen ja immer wieder.

  • Naja, Sie wird genug an Gerichtskosten an den Staat abgeben dürfen, aber er gehört einfach nur in den Bau. Das Problem ist, dass solche Personen bei uns frei herumlaufen. Vlt wird er noch Politiker, scheint dafür in der CDU prädestiniert zu sein.

  • Eigentlich sollte der Typ das Geld behalten dürfen. Da hat Madame einfach mal so ein paar Millionen verkrümelt und bei den Überweisungen nicht so genau hingeschaut - kann doch mal passieren. Danach dann die einzige Sicherheit ebenfalls verkrümelt und nun werden die Anwälte gefüttert bis alle satt sind. Finde ich gut, das die Familie so eine soziale Ader hat.

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