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Größten Familienunternehmen der Welt Dieser stille Riese prägt das globale Lebensmittelgeschäft

Der US-Konzern Cargill ist einer der größten Getreidekäufer der Welt und bestimmt vielen Rohstoffpreise. In Deutschland ist das Unternehmen kaum bekannt, global wird es heftig kritisiert.
02.08.2019 - 20:02 Uhr Kommentieren
Cargill dominiert den Getreidemarkt und gilt als größter Agrarkonzern der Welt. Quelle: E+/Getty Images
Getreideernte

Cargill dominiert den Getreidemarkt und gilt als größter Agrarkonzern der Welt.

(Foto: E+/Getty Images)

New York Was haben Getreidesilos, Fischzucht und Laborfleisch gemein? Sie alle gehören zum Geschäft des US-Agrarkonzerns Cargill. Der stille Riese aus dem Bundesstaat Minnesota zählt zu den größten Familienunternehmen der Welt. Cargill gehört zu rund 90 Prozent den Familien Cargill und MacMillan.

Laut Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hat der Cargill-McMillan-Clan mehr Milliardäre – es sind insgesamt 14 – als irgendeine andere Familie auf der Welt. Das Gesamtvermögen der Familienmitglieder belaufe sich auf 49 Milliarden Dollar und steht damit im Ranking der reichsten US-Familien auf Platz vier.

An der Spitze von Cargill steht David MacLennan. Im Namen der Eigentümerfamilie führt der heute 60-jährige Vorstandsvorsitzende seit 2013 das verschwiegene Unternehmen, das Saatgut, Tierfutter und Zutaten für Lebensmittel herstellt und einer der mächtigsten Rohstoffhändler der Welt ist.

In den USA beziehen sämtliche McDonald's-Restaurants alle ihre Eier von Cargill-Farmen. In Thailand ist Cargill der größte Geflügelproduzent. Das Unternehmen finanziert zum Teil auch die Geschäfte seiner Kunden und unterhält eine ansehnliche Flotte von Transportschiffen. Auch deutsche Supermärkte und Discounter werden beliefert, nur der Namen Cargill taucht dabei gar nicht auf.

Unter MacLennan stieg der Umsatz 2018 um fünf Prozent auf 115 Milliarden Dollar. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 3,2 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der weltweit tätige Lebensmittelkonzern Nestlé kommt gerade einmal auf umgerechnet rund 90 Milliarden Dollar Umsatz.

Grafik

Da Cargill aber kaum Endprodukte herstellt, kennt die breite Öffentlichkeit den Konzern nicht. Dabei arbeiten heute 155.000 Menschen in 70 Ländern für den Agrarspezialisten. Auch in Deutschland ist der Konzern an zwölf Standorten mit insgesamt 1700 Mitarbeitern vertreten.

Fast jeder Amerikaner isst – ohne es zu wissen – täglich Lebensmittel, deren Zutaten Cargill mitproduziert hat. Von der Versorgung der Landwirte mit Tierfutter bis zur Verarbeitung von Zutaten für Lebensmittelhersteller deckt Cargill fast die gesamte Lieferkette ab. Gemeinsam mit den drei Agrarkonzernen ADM, Bunge und Louis Dreyfus kontrolliert Cargill laut Datenbank Pitchbook 90 Prozent des weltweiten Getreidemarkts.

Begonnen hat alles mit dem Sohn eines schottischen Kapitäns, er hieß William Wallace Cargill. Er gründete am Ende des amerikanischen Bürgerkriegs 1865 die Firma einst mit einem einzigen Getreidelager im Bundesstaat Iowa im Mittleren Westen der USA. Das Geschäft gedieh prächtig, als die Eisenbahn immer weiter Richtung Westen ausgebaut und die weite Prärie als Getreidefelder erschlossen wurde.

Doch es gab auch Rückschläge in der Familienhistorie: Der Gründer William Cargill verspekulierte sich etwa, als er in große Bau- und Infrastrukturprojekte investierte. 1909, als Cargills Schwiegersohn John MacMillan das Geschäft übernahm, war das Unternehmen daher in großen finanziellen Schwierigkeiten.

Familie ist nicht mehr operativ tätig

Als mit dem ersten Weltkrieg der Getreidepreis ansteigt, hilft das dem Unternehmen. Nach dem Krieg expandiert Cargill auch ins Ausland und wächst trotz kurzfristiger Rückschläge über die Jahrzehnte immer weiter. Das letzte Familienmitglied an der Spitze des Konzerns war Whitney MacMillan, der 1995 zurückgetreten ist.

Die Familie selbst ist heute nicht mehr operativ tätig. Heute sind nur ein Drittel der Sitze im Verwaltungsrat mit Familienmitgliedern besetzt. „Aber das sind keine passiven Verwaltungsräte, die nur ihre Dividende kassieren wollen“, weiß Paul Vaaler, Professor für Strategisches Management und Unternehmertum von der Carlson Business School an der University of Minnesota.

Vaaler kennt das Unternehmen seit vielen Jahren und weiß die Familie und den Vorstandschef zu schätzen. „Cargill kennt den Rohstoffmarkt so gut wie kaum ein anderer“, lobt der Professor. Seine Mitarbeiter schickt das Unternehmen zum Fleischmarkt in Istanbul oder auf die Palmölplantagen in Asien, damit sie wissen, womit sie handeln.

Da das Unternehmen in so vielen Regionen und auf unterschiedlichen Märkten unterwegs sei, sei es auch den Händlern an der Rohstoffbörse, der Chicago Board of Trade, überlegen, die nur eine Flugstunde entfernt ist. „Sie kennen nicht nur den Weltmarktpreis für Kakao. Sie wissen auch wie viel der Kakao einer bestimmten Region mit bestimmten Umweltstandards wert ist und können dementsprechend handeln“, erklärt Vaaler.

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