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Handelsblatt-Umfrage „Mehr als die Freiheit Einzelner“ – Wirtschaft fordert Impfpflicht gegen Corona

Die Politik diskutiert, Menschen zu einer Coronaimpfung zu verpflichten. Immer mehr Dax-Manager und Familienunternehmer plädieren nun auch dafür.
25.11.2021 - 04:00 Uhr 3 Kommentare
Immer mehr Manager und Eigentümer fordern eine Impfpflicht, zeigt eine Umfrage des Handelsblatts. Quelle: dpa
Impfung

Immer mehr Manager und Eigentümer fordern eine Impfpflicht, zeigt eine Umfrage des Handelsblatts.

(Foto: dpa)

Düsseldorf, Stuttgart Joachim Kreuzburg kennt sich mit Gesundheitsfragen aus. Der Chef des Pharmazulieferers Sartorius, dessen Technologien auch bei der Impfstoffproduktion eingesetzt werden, spricht sich für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus aus: „Mit Freiwilligkeit der Impfungen kommen wir offensichtlich nicht auf die notwendige Impfquote von 90 Prozent.“

Auch der Chef des Biotech-Unternehmens Qiagen, Thierry Bernard, fordert eine obligatorische Impfung: „Alle Daten zeigen, dass die Impfung die Sterblichkeitsrate und die Krankenhauseinweisungsrate erheblich senken wird.“

Nicht nur die Chefs der Gesundheitskonzerne, sondern auch immer mehr Topmanager aus Dax-Unternehmen und Inhaber von Familienunternehmen fordern eine allgemeine Impfpflicht, wie eine Handelsblatt-Umfrage zeigt. Damit verstärkt Deutschlands Wirtschaft eine Debatte, die in der Politik immer lauter geführt wird.

Künftig sind Beschäftigte in medizinischen Berufen dazu verpflichtet, sich impfen zu lassen. Nun mehren sich die Stimmen, die Maßnahme auf alle auszuweiten – nachdem die Volksvertreter im Sommer eine Impfpflicht noch ausgeschlossen haben. Österreich hat zuletzt als erstes Land in Europa alle Bürger verpflichtet, sich gegen Corona impfen zu lassen.

„Es wird immer deutlicher, dass eine Impfpflicht als Ultima Ratio einer freiheitlichen Demokratie ein Preis ist, den wir zahlen werden müssen, wenn wir eine Dauereinschränkung des Lebens in den nächsten Jahren verhindern wollen.“ Quelle: dpa
Leonhard Birnbaum (Eon)

„Es wird immer deutlicher, dass eine Impfpflicht als Ultima Ratio einer freiheitlichen Demokratie ein Preis ist, den wir zahlen werden müssen, wenn wir eine Dauereinschränkung des Lebens in den nächsten Jahren verhindern wollen.“

(Foto: dpa)

Eine solche Maßnahme halten Unternehmer und Manager in Deutschland für richtig. So sagt Eon-Chef Leonhard Birnbaum: „Es wird immer deutlicher, dass eine Impfpflicht als Ultima Ratio einer freiheitlichen Demokratie ein Preis ist, den wir zahlen werden müssen, wenn wir eine Dauereinschränkung des Lebens in den nächsten Jahren verhindern wollen.“

Viele Dax-Konzerne äußerten sich auf die Anfrage, wie bei politischen Themen üblich, zurückhaltend. Doch hinter vorgehaltener Hand mehren sich selbst dort die Stimmen für eine allgemeine Impfpflicht.

Familienunternehmer beziehen klar Stellung

Eindeutiger sind die Vertreter der großen Familienunternehmen: Martin Herrenknecht, Vorstandschef des gleichnamigen Tunnelbauers, sagt: „Es geht um mehr als die Freiheit Einzelner.“ Alles deute auf eine Notlage hin, mit enormen menschlichen Verlusten und harten wirtschaftlichen Einbußen. „Eine höhere Impfquote schützt vor noch tragischeren Entwicklungen.“

Auch laut dem Chef des Logistikspezialisten Jungheinrich, Lars Brzoska, brauche es „dringend eine Impfpflicht“. Er sagt: „Die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie erreichen ein verheerendes Ausmaß, die Impfverweigerung eines Teils der Bevölkerung ist nicht weiter hinnehmbar.“

„Es geht um mehr als die Freiheit Einzelner.“ Quelle: Frank Beer für Handelsblatt
Martin Herrenknecht (Herrenknecht)

„Es geht um mehr als die Freiheit Einzelner.“

(Foto: Frank Beer für Handelsblatt)

Michael Prochaska, Personalvorstand des Motorsägenherstellers Stihl, beobachtet in seiner Firma gerade ein höheres Infektionsgeschehen als in den ersten Wellen. „Mit einer generellen Impfpflicht wären wir nicht in dieser Situation.“ Zum Schutz der Belegschaft plädiert er deshalb für verpflichtende Maßnahmen, „um zu einem normalen Leben zurückkehren zu können“.

Und Ulrich Dietz, Gründer und Aufsichtsrat des Stuttgarter IT-Unternehmens GFT, meint: „Zur Vermeidung einer gesellschaftlichen Katastrophe ist eine generelle Impfpflicht unumgänglich.“

Auch Reinhold von Eben-Worlée, Chef des Hamburger Chemieunternehmens Worlée und Präsident des Familienunternehmer-Verbands, spricht sich für eine Impfpflicht aus: „Unsere erste Pflicht als Unternehmer ist es, die Wirtschaft am Laufen zu halten – und das geht nur mit gesunden und vollständig geimpften Mitarbeitern.“ Wenn die Menschen vor die Wahl zwischen Lockdown und Impfpflicht gestellt werden, sei Letzteres der kleinere Eingriff in die Freiheit.

Im Sommer waren viele Unternehmen noch gegen eine Impfpflicht

Vor wenigen Monaten klang das noch anders: „Eine Impfpflicht ist ein zu gravierender Eingriff in die Freiheitsrechte“, hatte von Eben-Worlée Anfang August im Handelsblatt gesagt. So wie er drängten Deutschlands Firmen bei der damaligen Abfrage noch nicht auf eine Impfpflicht. Doch die seit Wochen steigenden Infektionszahlen, Bilder aus überlasteten Krankenhäusern und das erneute Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Teilen Deutschlands haben zu einem Umdenken geführt.

„Die Politik hat da viel zu lange zugeschaut, wir müssen jetzt handeln – auch aus wirtschaftlichen Gründen.“ Quelle: Getty Images
Patrick Zahn (Kik)

„Die Politik hat da viel zu lange zugeschaut, wir müssen jetzt handeln – auch aus wirtschaftlichen Gründen.“

(Foto: Getty Images)

Zustimmung zu einer allgemeinen Impfpflicht kommt auch aus Handel und Gastronomie, die besonders von der Krise betroffen sind. Eine Impfplicht sei der einzige Weg, die Pandemie langfristig in den Griff zu bekommen, sagt Patrick Zahn, Chef des Textildiscounters Kik: „Die Politik hat da viel zu lange zugeschaut, wir müssen jetzt handeln – auch aus wirtschaftlichen Gründen.“ Noch strengere Regeln wie 2G im Handel würden zu einem Rückgang der Nachfrage führen.

Stephan von Bülow, Chef der Steakhauskette Block-Gruppe, fürchtet ohne verpflichtende Impfungen weitere Einschränkungen in der Branche sowie „massive negative wirtschaftliche Folgen. Der Staat wird die Verluste der betroffenen Unternehmen nicht dauerhaft ausgleichen können.“

Anja Steinhaus-Nafe vom Feinkostspezialisten Steinhaus aus Remscheid ergänzt, dass sich die Politik keine weitere Unentschlossenheit erlauben könne. „In unserer Situation gibt es keine Alternative.“

Und Takuma Wohlfahrt, Geschäftsführer des Weihnachtsdekoanbieters Käthe Wohlfahrt, dem nun erneut die Hauptsaison wegzubrechen droht, sagt: „Um die vierte Welle schnell zu brechen und nachhaltig eine fünfte Welle zu unterbinden, ist eine Impfpflicht nun kaum noch zu umgehen.“

„In unserer Situation gibt es keine Alternative.“ Quelle: Steinhaus
Anja Steinhaus-Nafe (Feinkostspezialist Steinhaus)

„In unserer Situation gibt es keine Alternative.“

(Foto: Steinhaus)

Zwar würde eine Impfpflicht die Infektionszahlen nicht sofort senken, doch sie dürfte dafür sorgen, dass die Pandemie dauerhaft bekämpft wird. So sagt Stephan Sturm, Chef des Gesundheitskonzerns Fresenius: „Kurzfristig helfen würde vielmehr, Impfkapazitäten schnell zu erhöhen, sehr niedrigschwellige Angebote an die Bevölkerung zu richten und Vorurteile gegen das Impfen weiter abzubauen.“

Sollte das alles nicht zu einer deutlich höheren Durchimpfung der Bevölkerung führen, „wäre auch eine allgemeine Impfpflicht in Erwägung zu ziehen“, so Sturm. „Denn einen Herbst 2021 in Endlosschleife, unter der Geimpfte wie Ungeimpfte leiden müssten, können wir uns als Gesellschaft nicht leisten.“

Mehr: Jeden Morgen zur Kontrolle: So wollen Dax-Konzerne mit 3G im Job umgehen

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3 Kommentare zu "Handelsblatt-Umfrage: „Mehr als die Freiheit Einzelner“ – Wirtschaft fordert Impfpflicht gegen Corona"

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  • „Wirtschaft fordert Impfpflicht“

    Die Menschen, also auch die Vertreter der Wirtschaft, geben wie jederzeit und immer schon das wieder von sich, was sie irgendwann zuvor (an Informationen) an sich genommen haben. Frei übersetzt: Sie sind wiederkäuende Lautsprecher der sie in-formierenden Medien.

    Und nachdem die - deutschen - Medien unlängst den Super-GAU an Intensivbetten-Notstand und die Notwendigkeit der Impfpflicht herbeischwadronieren, ist der Widerhall eben in dieser Art programmiert.

    Vielleicht sollten wir einfach keine deutschen sondern mehr afrikanische oder wenigstens rumänische Medien konsumieren - in denen findet die Pandemie nämlich schlicht nicht statt, liegt die Impfquote bei 2% und die Inzidenzen sind marginal.

    Oder wir hören uns irische Medien an, die bei 97,9% Impfquote trotzdem wieder laut den Lockdown herbeischreien.

    Für alle WACHEN Geister hier mal der Hinweis: Vollwertige Durchimpfung löst die Probleme offensichtlich NICHT (wie denn auch Gibraltar mit 100%-Quote beweist). Und somit löst auch eine Impfpflicht das Problem NICHT - vergewaltigt aber unsere freie Gesellschaft im Geiste eines totalitären Regimes.

    Und diesen Dammbruch an Prinzipienverletzung würde hierulande dann keiner mehr einfangen können. Einmal totalitär, immer totalitär, mehr noch: Immer noch mehr totalitärer…

    Willkommen in China 3.0

  • Die WHO sagt, dass die Impfungen alleine nicht dafür Sorge tragen können, dass die Pandemie überwunden werden kann.
    Insbesondere ist das derzeitige Problem doch nicht die Ungeimpften auf den Intensivstationen (wie auch immer die Zahlen festgestellt werden) sondern die Tatsache, das ein jahrzehntelanges Problem, nämlich dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Klinikbetrieben insbesondere in den Intensivstationen nicht vernünftig bezahlt werden und / oder keine akzeptablen Arbeitsbedingungen vorfinden.
    Somit werden seit Februar mehr als 8.000 Intensivbetten schlicht abgebaut bzw. nicht bewirtschaftet.

    Es ist doch häufig nicht das Problem, ob jemand die Impfung verweigert wegen gesundheitlicher Risiken oder ähnlichem, sondern bei mir sind es die nicht verifizierbaren Zahlen und das benutzen von unscharfen Bezeichnungen.
    Beispiel:
    Ein PCR-Test kann nur Viren feststellen, aber keine Infektionen dokumentieren, wenn nicht gleichzeitig der ct-Wert begrenzt ist. Ein positiver PCR-Test ist eben nicht gleichzusetzen mit einer Infektion. Dazu gehört gemäß Definition der WHO noch weitere Symptome. Also ist der Ausweis von Coronafällen im Rahmen der Inzidenz (die ja schon längst keine Rolle mehr spielen sollte) schlicht falsch und manipulativ.
    Das gleiche gilt für die Todesfälle: als ob wir nicht in die Lage versetzt wären, die Todesursachen festzustellen, sind Coronatote auch jemand, der an einem Autounfall verstorben ist, aber gleichzeitig eine geringe und ungefährliche Virenlast in sich trägt und damit überhaupt nicht ansteckend ist bzw. nicht wirklich nicht durch Corona gestorben ist.
    Da fühle ich mich veräppelt (mal nett gesagt) und für blöd verkauft.
    Warum macht man das ? Sicher nicht für die Verbesserung der Volksgesundheit, denn da lägen andere Krankheiten oder multiresistente Krankenhauskeime mit der Gefahr wesentlich höher.
    Also ist eine Art der Antwort - folge dem Weg des Geldes mit Interessenslagen. Gesunder Menschenverstand, nicht AfD oder ähnlich.

  • Wenn sich gesellschaftliche Gruppen unversöhnlich gegenüber stehen, wie nun die Impfgegner und die Impfbefürworter - und Scharfmacher (gerade auch unter den Journalisten - und leider auch hier beim HB) auch noch die Spaltung vorantreiben, dann gibt es nur eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass es nicht früher oder später zu offener Gewalt kommt: DAS RECHT AUF FRIEDLICHE SEZESSION!
    In einem demokratischen Staat sind Minderheitenrechte tatsächlich nur "Schönwetter-Rechte", aber wenn es hart auf hart kommt (wie wir gerade jetzt erleben), dann wird die Mehrheit die Minderheit diskriminieren und in extremis dazu ZWINGEN, eben das zu tun, was sie will (also etwa die zwangsweise Impfung), d.h. also Gewalt über die Minderheit anwenden.
    Die einzige gewaltfreie Lösung liegt jedoch in einer (anarchokapitalistischen) PRIVATRECHTSGESELLSCHAFT. In einer solchen ist es nämlich von vornherein ausgeschlossen, dass die Mehrheit der Minderheit ihrern Willen aufzwingen kann!

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