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Holocaust-Bewältigung Milliardärsfamilie Reimann setzt Zeichen gegen Antisemitismus

Die Industriellenfamilie beschäftigte Zwangsarbeiter. Die Erben stiften Millionen, um Jugendliche zu sensibilisieren. Nun wurde ein Lehrstuhl in Oxford eröffnet.
27.01.2020 - 18:35 Uhr Kommentieren
Nach dem Krieg hatte die Familie durch geschickte Investments etwa in Kosmetik, Kaffee und Tierkliniken ihr Vermögen weiter ausgebaut. Quelle: dpa
Jacobs-Kaffee

Nach dem Krieg hatte die Familie durch geschickte Investments etwa in Kosmetik, Kaffee und Tierkliniken ihr Vermögen weiter ausgebaut.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Erben der Benckiser-Dynastie (heute JAB) lassen ihren Worten Taten folgen. Im vergangenen Jahr hatte sich die Familie erstmals zur Nazi-Vergangenheit ihrer Vorväter bekannt und Wiedergutmachtung angekündigt.

Albert Reimann senior und junior waren glühende Anhänger des Hitler-Regimes. Sie beschäftigen im Zweiten Weltkrieg auch Hunderte Zwangsarbeiter in ihrem Chemiewerk in Ludwigshafen. Nach dem Krieg hatte die Familie durch geschickte Investments etwa in Kosmetik (Coty), Kaffee (Jacobs) und Tierkliniken ihr Vermögen weiter ausgebaut.

Am internationalen Holocaust-Gedenktag am Montag stellte die Alfred Landecker Foundation der Milliardärsfamilie Reimann ihre erste Initiative der Öffentlichkeit vor. An der Universität Oxford erforscht ein neuer Lehrstuhl die Verfolgung und den notwendigen Schutz von Minderheiten. Professor Jonathan Wolff ist der erste Lehrstuhlinhaber.

„Es gehört zu den Lehren aus der Geschichte des Nationalsozialismus und der Ermordung der Juden Europas, dass der kollektive Schutz von Minderheiten in unseren Gesellschaften nachhaltig verankert werden muss“, sagte David Kamenetzky, Vorsitzender des Stiftungsrates. Er ist zugleich Verwaltungsratschef von JAB Investors.

In den 90er-Jahren war Kamenetzky persönlicher Referent von Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. „Wir nehmen nicht hin, dass Antisemitismus und ethnozentrierter nationalistischer Populismus in Deutschland und Europa wie in den 1930er-Jahren wieder zunehmend Raum gewinnen“, betonte Kamenetzky.

Die Stiftung hat einen jährlichen Etat von 25 Millionen Euro. Damit soll bei der jungen Generation das Verantwortungsgefühl und der Einsatz für eine liberale Demokratie gestärkt werden, heißt es. Das soll durch eine Verbindung von Wissenschaft und gesellschaftlichem Engagement geschehen.

Gründungsdirektor der in Berlin ansässigen Alfred Landecker Foundation wird Andreas Eberhardt. Er hatte seit 2016 die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) geleitet und zuvor das deutsch-israelische Zukunftsforum aufgebaut.

Familie Reimann hatte 2016 den Historiker Paul Erker, Professor der Universität München, beauftragt, die Geschichte von Benckiser im Dritten Reich und der Zwangsarbeiter aufzuarbeiten. Im Juni enthüllten drei Reimann-Kinder gegenüber der „New York Times“ Überraschendes: Ihre Mutter Emilie Landecker, die Hausangestellte und Geliebte von Albert Reimann junior, war die katholisch getaufte Tochter des Juden Alfred Landecker. Der wurde 1942 von der Gestapo deportiert und starb.

Die Reimanns benannten daraufhin ihre Familienstiftung in Alfred Landecker Foundation um und verdoppelten den Etat. Zwei der drei Landecker-Nachfahren sind heute Gesellschafter der JAB Holding.

Familie Reimann hatte sich im Dezember zudem verpflichtet, zehn Millionen Euro für humanitäre Hilfen bereitzustellen. Je die Hälfte soll ehemaligen Zwangsarbeitern bei Benckiser beziehungsweise deren Nachkommen sowie Überlebenden des Holocaust zugutekommen. Hier arbeitet die Stiftung mit der Jewish Claims Conference zusammen. Bisher konnten 838 Namen von ehemaligen Zwangsarbeitern von Benckiser identifiziert werden.

Mehr: Ehepaar Bahlsen zu Zwangsarbeitern: „Wir wollen die Wahrheit kennen und uns ihr stellen.“

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