Ideamed Klinik-Unternehmer Ludwig Klitsch expandiert im Digitalgeschäft

Der Ideamed-Eigentümer übernimmt die von Kollmann gegründete Firma Vivelia.
Frankfurt Aus zwei Kliniken am Tegernsee hat der 41-jährige Ludwig Klitzsch innerhalb von zwölf Jahren die mittelständische Gesundheitsgruppe Ideamed geformt. Jetzt baut der Unternehmer sein Engagement im digitalen Gesundheitsmarkt aus und kauft das Berliner Coaching-Start-up Vivelia. Das 2014 von Daniel Kollmann gegründete Unternehmen bietet Beratung und Coaching per Videosprechstunde an. Ein Service, den immer mehr Firmen nutzen.
„Wir bieten seit vielen Jahren Psychotherapie und Coachingangebote an und sind vor zwei Jahren auch in den Bereich Firmenkunden eingestiegen. Dort bieten wir bisher persönliche Coachings an“, sagt Ideamed-Eigentümer und Geschäftsführer Ludwig Klitzsch. „Mit dem Kauf von Vivelia können wir nun unser Angebot online stark ausbauen, neue Kundengruppen ansprechen und unsere Services erweitern.“
Um eine solche digitale Plattform aus eigener Kraft aufzubauen, hätte Ideamed selbst sehr lange gebraucht, so der Unternehmer. Vivelia wird ab dem 1. Januar kommenden Jahres zu Ideamed gehören. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Ideamed GmbH in Bayern hat mit ihren verschiedenen stationären und ambulanten Einrichtungen einen Schwerpunkt bei psychosomatischen Erkrankungen. Neben drei Kliniken gehören dazu acht medizinische Versorgungszentren.
Klitzsch führt das von seiner Großmutter gegründete Unternehmen seit 2007 in dritter Generation gemeinsam mit seiner Frau Ursula, die er beim Betriebswirtschaftsstudium in Sankt Gallen kennen gelernt hat. Erfahrungen im Krankenhausmarkt hat Klitzsch bei den Unternehmen Mediclin, den Wittgensteiner Kliniken sowie Helios gesammelt.
Das Ehepaar Klitzsch erweiterte die eigene Klinikgruppe konsequent um ambulante und teilstationäre Angebote und richtete eine eigene Akademie ein, die eine staatlich anerkannte Aus- und Weiterbildung für Psychotherapie anbietet. Die Akademie nimmt jedes Jahr 130 Bewerber auf.
Die Coachingangebote sind in der Ideamed-Gruppe unter dem Dach einer Akademie in München angesiedelt, wo künftig auch die Verwaltung von Vivelia gebündelt wird. Den Mitarbeitern des Berliner Unternehmens wird dort die Weiterbeschäftigung angeboten. Nach Angaben von Gründer Daniel Kollmann sind bei Vivelia aktuell mit internem Team sowie externen Coaches und Therapeuten 35 Mitarbeiter beschäftigt.
Beteiligung an Doctolib
Daniel Kollmann betrat 2014 mit Vivelia im deutschen Gesundheitsmarkt Neuland. Der heute 37-Jährige hatte zuvor schon einmal gegründet: 2010 hob er mit einem Schulfreund die Firma Massivkonzept aus der Taufe. Der Onlineanbieter für maßgefertigte Möbel wurde schnell zur Erfolgsstory, 2013 verkauften die Gründer die Firma für mehr als 20 Millionen Euro an die amerikanische Shoppingplattform Fab.
Kollmann wird die Integration der Vivelia-Plattform in die Ideamed-Gruppe zunächst begleiten und anschließend beratend tätig sein. „Das Angebot war gut und kam für die Firma zu einem passenden Zeitpunkt“, begründet Kollmann den Verkauf. Als Teil der Ideamed-Gruppe könne sich Vivelia jetzt nachhaltig entwickeln und von deren Know-how profitieren.
Für Ideamed ist der Kauf von Vivelia nicht der erste Schritt in den digitalen Gesundheitsbereich. Nachdem das Unternehmen die Patienten- und Terminmanagement-Software des Anbieters Doctolib getestet hatte, stieg Ideamed 2016 als Investor bei dem Start-up aus Frankreich ein.
„In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Gesundheitsleistungen ambulant angeboten. In den nächsten Jahren werden sie digitaler. Ich gehe davon aus, dass in zehn Jahren jeder Erstkontakt mit Patienten über das Smartphone stattfinden wird. Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns intensiv damit, wie wir als Gesundheitsunternehmen digitale Technologie einsetzen können“, sagt Klitzsch. Gerade im Bereich der Psychotherapie gebe es eine hohe Bereitschaft der Patienten, auch digital unterstützte Angebote anzunehmen.
Ideamed ist in den vergangenen Jahren stark expandiert. In diesem Jahr peilt die Gruppe mit rund 1200 Mitarbeitern laut Klitzsch einen Umsatz von 48 Millionen Euro an. Als er 2007 das Ruder übernahm, waren es neun Millionen Euro.
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Sauber Billy!