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Kanzlerkandidatur Was die Wirtschaft von einem Kanzlerkandidaten Laschet hält

Unternehmer haben klare Erwartungen an den Unions-Kanzlerkandidaten. Die erfüllt der CDU-Chef immerhin zum Teil, doch seine Wahlchancen sind unklar.
14.04.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Viele Unternehmer loben seine Arbeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Quelle: AP
Armin Laschet

Viele Unternehmer loben seine Arbeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

(Foto: AP)

Düsseldorf Die CDU-Führung bekommt von Unternehmern Zuspruch für ihre Entscheidung, Armin Laschet als Kanzlerkandidaten ins Rennen zu schicken. „Ich würde es begrüßen, wenn Armin Laschet Kanzlerkandidat der Union wird“, sagte Patrick Zahn, Chef der Textilkette Kik, dem Handelsblatt. „Was ihn auszeichnet ist, dass er stets starke Leute in sein Team holt“, so Zahn. „So arbeiten auch gute Unternehmer.“

Auch wenn die wenigsten Unternehmer oder Manager jubeln, wenn sie den Namen Laschet hören, können viele zumindest anerkennen, was er in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren bewegt hat. „NRW regiert er gut und zusammen mit der FDP hat er in dem großen Bundesland wieder aufgeräumt“, sagt Ulrich Dietz, Gründer und heute Aufsichtsratschef sowie Großaktionär des Stuttgarter Softwaredienstleisters GFT Technologies, dem Handelsblatt. Diese Entschlossenheit müsse er dann auch auf dem Weg bis zur Bundestagswahl an den Tag legen.

Unter seiner Regierungsverantwortung nehme ein schwieriger Transformationsprozess seinen Lauf. „Die Wirtschaft des Landes, welche stets eng mit der Schwerindustrie verknüpft ist, steht trotz aller Veränderungen gut da“, so Dietz. Mittlerweile siedele jedes fünfte deutsche Start-up in dem Bundesland.

„Als Ministerpräsident hat Armin Laschet die wirtschaftspolitische Grundstimmung in Nordrhein-Westfalen spürbar verbessert“, lobt Arndt Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen. Laschet kenne die Herausforderungen der Industrie und deren Bedeutung für Wohlstand und Arbeitsplätze wie kaum ein anderer Politiker. Deshalb traue er ihm zu, „das in den letzten Jahren zunehmend verloren gegangene wirtschaftspolitische Profil der CDU wieder deutlich zu schärfen“.

„Ich kenne Armin Laschet seit vielen Jahren persönlich und schätze ihn sehr“, sagt auch Evonik-Chef Christian Kullmann. Er sei ein guter Ministerpräsident und mache eine gute Wirtschaftspolitik. „Armin Laschet hat Erfahrung im Regieren, und wenn ein Kandidat dafür eintritt, das Industrieland Deutschland zu stärken, dann hat er immer meine volle Unterstützung“, erklärt Kullmann, der auch Präsident des Verbands der Chemischen Industrie ist.

Unternehmer vermissen „klare Kante“

Gerade in der aktuellen Corona-Lage wird Laschet von vielen Unternehmern aber auch als zu zögerlich und wankelmütig beurteilt. „Eine klare Profilierung erfolgte nur sehr schwermütig und im Schatten anderer in die Öffentlichkeit drängender Politiker wie Markus Söder“, kritisiert IT-Unternehmer Dietz. „Klare Kante“ sei kaum zu erkennen gewesen.

Fürsprecher des CSU-Chefs loben dessen Politik der „klaren Kante“. Quelle: dpa
Markus Söder

Fürsprecher des CSU-Chefs loben dessen Politik der „klaren Kante“.

(Foto: dpa)

Auch Christoph Hoffmann, Chef der Hotelkette 25Hours, sagt: „Bei Armin Laschet nehme ich keine Gradlinigkeit wahr.“ Und er fügt hinzu: „Müsste ich mich entscheiden, fiele meine Wahl vermutlich auf Markus Söder.“ Bei ihm sehe er zumindest eine klare Linie.

Armin Laschet stehe für Kontinuität und Integration aber auch für ein „Weiter so“, betont Lothar Grünewald, geschäftsführender Gesellschafter der Personal- und Managementberatung Grünewald Consulting. „In einer Welt, die Kopf steht, wo nationaler Egoismus und Despoten sich breitmachen, Europa wirtschaftlich abgehängt wird, wird ein Kanzler benötigt, der auch harte Kante zeigen kann, es nicht allen recht machen will und die Interessen Europas energisch verfolgt“, fordert er. Hier sehe er Söder eindeutig vorn.

Das CSU-nahe Passauer Unternehmerpaar Günther Bessinger und Claudia Gugger-Bessinger (MN Maschinenbau Niederwürschnitz) hofft deshalb noch, dass sich der bayerische Ministerpräsident durchsetzt. „Markus Söder kann Kanzler, denn er zaudert nicht, wenn es drauf ankommt“, erklärten die beiden.

Was Laschet oft als Schwäche ausgelegt werde, sieht Kik-Chef Zahn dagegen als Stärke: „Er ist bereit, sich andere Meinungen anzuhören und auch seine Ansicht zu ändern, wenn es gute Argumente dafür gibt“, erklärt der Unternehmer.

Patrick Zahn, Chef der Textilkette Kik. Quelle: dpa
Patrick Zahn

Patrick Zahn, Chef der Textilkette Kik.

(Foto: dpa)

In den vergangenen Monaten hatte Laschet sich in Videorunden auch direkt mit Vertretern betroffener Unternehmen ausgetauscht und sich ihre Klagen angehört. Das ist bei vielen Managern und Unternehmern, die sich allgemein von der Politik zu wenig gehört fühlen, gut angekommen.

Wirtschaft erwartet deutliche Reformen

Viele Unternehmer wünschen sich in der Coronakrise flexiblere Entscheidungen, die stärker an der Praxis ausgerichtet sind – und haben mit beiden Kandidaten ihre Probleme. „Der Kanzlerkandidat sollte pragmatisch sein und nicht blind nach Parteibuch entscheiden“, sagt Christian Riethmüller, Geschäftsführer der Buchhandelskette Osiander. „Mit den handelnden Akteuren ist das eher schwierig.“ Er würde sich einen Typ wünschen wie den grünen Tübinger Bürgermeister Boris Palmer.

Recht klare Vorstellung hat die Wirtschaft darüber, was sie sich an politischen Initiativen von einem Kanzlerkandidaten der Union wünscht. An erster Stelle werden Reformen genannt. „Falls Laschet zum Bundeskanzler gewählt würde, wäre es seine wichtigste Aufgabe, eine große Strukturreform der Entscheidungsprozesse in Bund und Ländern anzugehen“, sagt etwa Kik-Chef Zahn.

„Deutschland benötigt dringend Reformen und Zukunftsstrategien, damit die deutsche Wirtschaft weiterhin wettbewerbs- und handlungsfähig bleibt, beziehungsweise wird“, sagt Eva van Pelt, Chefin des Laborgeräteherstellers Eppendorf. „Die großen Defizite, an denen eine neue Regierung schnell und fokussiert arbeiten muss, wurden nicht zuletzt von der Pandemie offengelegt und betreffen insbesondere die Digitalisierung und die Infrastruktur unseres Landes“, mahnt sie.

„Ich erwarte von einem Kanzlerkandidaten der Union ein Ende des Pragmatismus der kleinen Schritte. Wir brauchen den Mut zur dringend benötigten gesellschaftlichen Transformation und damit auch und gerade zum Umbau der Wirtschaft“, sagt Sebastian Koeppel, geschäftsführender Gesellschafter des Fruchtsaftherstellers Beckers Beste. An Arbeitsplätzen sterbender Industrien festzuhalten und klimaschädliche Unternehmen zu subventionieren könne sich die Gesellschaft nicht mehr leisten.

„Ich habe wenig Hoffnung, dass Herr Laschet bei seinen Wurzeln und seinem bisherigen Kurs ein Gestalter sein wird, der ideologische Gräben überspringen und Deutschland und Europa in eine besser Zukunft führen wird“, so Koeppel.

Armin Laschet werde nicht mit der Rolle des Anpackers und Modernisierers verbunden, fasst Janina Mütze, Gründerin des Marktforschungsunternehmens Civey, die Kritik der Unternehmer zusammen. „Die Pandemie hat die verkrusteten Strukturen im Land aufgedeckt. Ein Herausforderung, die auch Laschet als Schwerpunkt im Wahlkampf ausgerufen hat und die für die Wirtschaft immens wichtig ist“, so Mütze.

Janina Mütze, Gründerin und Aufsichtsrätin bei Civey Quelle: Civey
Janina Mütze

Janina Mütze, Gründerin und Aufsichtsrätin bei Civey

(Foto: Civey)

Doch gerade einmal jeder zehnte Wirtschaftsentscheider traue Laschet zu, das Land zu modernisieren, zeigten ihre Umfragen.

Große Bedenken herrschen in der Wirtschaft angesichts der Umfragewerte ohnehin, ob die CDU mit einem Kanzlerkandidaten Laschet überhaupt wieder in die Regierungsverantwortung käme. „Die eigentliche Auseinandersetzung ist nicht die zwischen Söder und Laschet. Vielmehr geht es darum, wer als Kanzlerkandidat mehr Chancen hat, die Bundestagswahl zu gewinnen“, sagt beispielsweise Marco van der Meer, geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer Handelsplattform Meerx-Group. „Aus dieser Sicht erscheint mir Söder als der tatkräftigere und geeignetere Kandidat.“

Eine besondere Mahnung hat deshalb IT-Unternehmer Dietz noch für die Union. „Scheitert Armin Laschet bei der Bundestagswahl, dann wird es für die CDU ein harter Weg“, sagt er. „Wie das für eine Partei enden kann, das kann man sich beim tiefen Abstieg des einst führenden Bundesligafußballklubs Schalke 04 anschauen.“

Mehr: CDU schickt Laschet ins Rennen ums Kanzleramt – wofür der Mann vom Rhein steht.

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