Keramikhersteller Investor fordert von Villeroy & Boch weitaus höhere Dividende

Die Firma aus dem Saarland erzielte 2019 einen Umsatz von 833 Millionen Euro.
Düsseldorf Wenn man ihn nur ließe, könnte Frank Göring, 58, Geschichte schreiben. Seit 1997 ist er schon in der Villeroy & Boch AG tätig. Göring kam 1997 von Procter & Gamble ins Saarland, begann als Marketingdirektor für den Unternehmensbereich Bad und Küche. 2007 wurde Göring Vorstandschef.
Sein aktueller Plan, den Luxemburger Konkurrenten Ideal Standard zu übernehmen, wäre die größte Übernahme in der Geschichte von Villeroy & Boch. Die ist immerhin schon 270 Jahre alt.
Göring findet sein Vorhaben sehr reizvoll. Gleich vier Punkte sprächen für eine Akquisition von Ideal Standard, meinte der Vorstandschef bei der Bilanzvorlage im Februar. Zum einen sei der Luxemburger Konkurrent einer der wenigen großen Spieler in der Branche, die noch zu haben seien.
Außerdem gebe es Synergieeffekte. Mit einer Übernahme würde Villeroy & Boch seinen Umsatz fast verdoppeln, die Marktmacht erheblich wachsen. Punkt drei und vier seien, dass sich die beiden Unternehmen sowohl regional als auch im Sortiment gut ergänzen würden.
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All dies könnte der Vorstandschef auf der Hauptversammlung am 27. März noch weiter ausführen. Nun muss er jedoch damit rechnen, dass sein Vortrag arg gestört wird. Ein Investor, der rund zwei Prozent der Aktien hält, hat gerade einen Gegenantrag eingereicht. Görings Pläne kommen dabei nicht gut weg.
„Unser Eindruck ist, dass durch den Erwerb der Ideal Standard von der enttäuschenden operativen Entwicklung der Villeroy & Boch abgelenkt werden soll“, schreibt die Lakestreet Capital AG aus der Schweiz. Göring habe schon 2015 angekündigt, „binnen drei bis fünf Jahren“ eine Milliarde Euro Umsatz zu erreichen.
Kein Fortschritt sichtbar
2019 erzielte Villeroy & Boch aber nur einen Umsatz von 833 Millionen Euro – ganze 30 Millionen mehr als 2015. Lakestreets Schlussfolgerung: „Die angedachte Übernahme der Ideal Standard gleicht dem Versuch, das selbst gesetzte Mittelfristziel mithilfe der sprichwörtlichen Brechstange zu erreichen.“
Brechstangen sind in Führungsetagen nicht gern gesehen, am wenigsten in der Porzellanbranche. „Ein Scherbenhaufen“ sei das Wahrscheinlichste, was bei der Übernahme übrig bleibe, warnt Lakestreet. Ideal Standard befinde sich seit 2008 in einer Restrukturierung.
Trotz der dafür aufgelaufenen Kosten von mehr als 100 Millionen Euro sei aber kein Fortschritt sichtbar. Lakestreet: „Geradezu beängstigend ist, dass trotz der jahrelangen Restrukturierungsorgie das operative Ergebnis der Ideal Standard auch 2017 und 2018 negativ blieb.“
Der Investor hat daher einen anderen Vorschlag. Villeroy & Boch solle nicht wie geplant eine Dividende von 0,55 Euro für Stammaktien und 0,60 Euro für die stimmrechtslosen Vorzugsaktien zahlen, sondern wesentlich mehr: 1,45 Euro für Stammaktien und 1,50 Euro für die Vorzugsaktien. In Summe wären das 38,9 Millionen Euro.
Lakestreet Partners begründet seinen Gegenvorschlag mit der außerordentlich starken Finanzposition von Villeroy & Boch, die 2019 durch eine Sondereinnahme noch ausgebaut wurde. Villeroy & Boch verkaufte eine Werksimmobilie in Luxemburg und nahm damit 114 Millionen Euro ein, es blieb ein steuerfreier Sonderertrag von 87,7 Millionen Euro. „Die Gesellschaft schwimmt im Geld“, schreibt Lakestreet.
Die Führung von Villeroy & Boch solle ihre Aktionäre an dieser komfortablen Situation teilhaben lassen und lieber ihre eigenen Hausaufgaben lösen, als das Geld für defizitäre Konkurrenten aus dem Fenster zu werfen.
Der Gegenantrag wurde gerade auf der Website von Villeroy & Boch veröffentlicht. Das Unternehmen teilte dabei mit, es wolle „gegebenenfalls auf der Hauptversammlung dazu Stellung nehmen“.
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