Künstliche Intelligenz Rumänischer Softwareentwickler UiPath wird Europas wertvollstes Start-up

Der rumänische Gründer hat für UiPath eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen.
Hamburg Europas höchstbewertetes Start-up kommt nicht aus einer der Gründermetropolen wie London, Paris oder Berlin – sondern aus Rumänien. Eine neue Finanzierungsrunde treibt den Wert von UiPath auf 10,2 Milliarden Dollar. Es ist damit das erste risikokapitalfinanzierte Start-up in Europa, das die symbolträchtige Schwelle von zehn Milliarden Dollar reißt.
Gründer Daniel Dines erregt schon länger Aufsehen in der Szene: Bereits 2019 machte er Schlagzeilen, als UiPath das am höchsten bewertete Start-up für Künstliche Intelligenz der Welt geworden war. Damals steckten Investoren 568 Millionen Dollar in das Unternehmen. Mit dabei waren seinerzeit vor allem US-Investoren wie der Risikokapitalgeber der Google-Mutter Alphabet, CapitalG, und Accel.
Die aktuelle Serie-E-Runde, also die fünfte größere Finanzierungsrunde, ist „nur“ 225 Millionen Dollar schwer, bewertet das Unternehmen aber höher. Das heißt: Die neuen Investoren zahlen mehr Geld je Anteilsschein. Lead-Investor war diesmal der New Yorker Finanzinvestor Alkeon Capital Management.
Das Unternehmen automatisiert mit Software Arbeitsprozesse in Unternehmen und verspricht den Kunden so deutliche Effizienzgewinne. Die Roboterprogramme können Standardprozesse etwa in der Rechnungsstellung, der Schadensregulierung bei Versicherungen oder im Kundendienst automatisch abwickeln. Künftig soll Künstliche Intelligenz zunehmend auch komplexere Aufgaben erledigen, bei denen die Software fallweise selbst Entscheidungen treffen kann. Nach Angaben des Marktforschers „Wikibon“ ist der Gesamtmarkt für solche Anwendungen über 30 Milliarden Dollar schwer.
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Der Deal zeigt das Potenzial, das in osteuropäischen Gründungen steckt. Ein Erbe des Kommunismus ist die starke Ausrichtung der Hochschulen auf technische Fächer. Dines begann sein Informatik- und Mathematikstudium an der Universität Bukarest direkt nach der Wende 1990. Anschließend arbeitete er als Entwickler beim rumänischen Softwarehaus Crinsoft und bei Microsoft, bevor er sich 2005 mit UiPath selbstständig machte.
Früher Einstieg zahlt sich für Investor aus
Damals startete Dines mit zehn Leuten. Ein Meilenstein war ab 2015 die Idee, freie Onlinekurse für Entwickler anzubieten. Dadurch setzen inzwischen viele Tausend Entwickler weltweit die Software für Unternehmen um – ein Plus beim Vertrieb. In Deutschland hat UiPath zudem in diesem Jahr eine Vertriebspartnerschaft mit PwC geschlossen.
Heute hat das Unternehmen 400 Millionen Euro Umsatz. Laut Unternehmensangaben zählt die Hälfte der Fortune-500-Konzerne zu den Kunden. Dazu gehören in Deutschland auch der Touristikanbieter FTI und der Logistiker DHL. Weltweit hat UiPath rund 7000 Kunden.
Die hohe Bewertung für UiPath ist auch ein Erfolg für den 1997 gegründeten Berliner Frühphasen-Investor Earlybird. Der Fondsanbieter hatte UiPath bei der Gründung unterstützt, hält noch etwa acht Prozent und ist damit zweitgrößter Anteilseigner. Der Anteil ist damit rechnerisch rund 800 Millionen Dollar wert. Ob dieser Wert auch beim angestrebten Börsengang erzielt werden kann, ist allerdings ungewiss. Nach eigenen Angaben managt Earlybird derzeit insgesamt über seine Fonds Anlagen in Höhe von mehr 1,5 Milliarden Euro.
„Daniel hat als einer der Ersten erkannt, wie viel Potenzial in der Automatisierung von regelbasierten Arbeitsabläufen liegt“, lobt Dan Lupu, Partner von Earlybird, das Geschäftsmodell von UiPath. Das Start-up profitiere davon, „dass immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter im digitalen Zeitalter lieber für kreative und komplexe Aufgaben einsetzen möchten als für Routinetätigkeiten“.
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