Landwirtschaft Dürre, Handelskonflikte und Konjunkturflaute: Landmaschinenhersteller Claas unter Druck
Düsseldorf Als Thomas Böck, seit knapp zwei Monaten Chef des Landmaschinenherstellers Claas, am Dienstag zum ersten Mal die Jahreszahlen des Harsewinkeler Unternehmens präsentierte, hatte er eine gute und eine schlechte Nachricht zu verkünden.
Zuerst die gute: Im vergangenen Jahr konnte der Konzern seinen Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro trotz der angespannten Konjunkturlage halten. Die schlechte aber lautete: „Unsere Profitabilität ist unter Druck geraten“, so Böck. So ging der Gewinn vor Steuern um knapp 40 Prozent auf 135,7 Millionen Euro zurück.
Die globalen Handelskonflikte, regionale Dürreperioden und das abflauende Weltwirtschaftsklima haben auch bei Claas Spuren hinterlassen. „Wir sehen, dass die Stimmung bei den Landwirten nach unten gegangen ist“, sagte Böck. „In China merken wir die Auswirkungen der afrikanischen Schweinepest. In Europa haben Dürre und Trockenheit in einigen Regionen zu Investitionszurückhaltung geführt.“
Trotz der zuletzt eher zunehmenden Unsicherheiten rechnet der Konzern für 2020 mit einem „stabilen Ergebnis“ und einer leicht steigenden Entwicklung beim Umsatz. „Wir sind verhalten optimistisch – und hoffen für unsere Kunden auf genügend Regen zur richtigen Zeit“, so der Firmenchef.
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Gleich Böcks erstes Jahr wird also zur Herausforderung. Dafür hat sich der 48-Jährige viel vorgenommen: Er will vor allem in Nordamerika und Russland expandieren – und damit in zwei Märkten, die im vergangenen Jahr noch deutlich gewachsen sind.
Dabei trifft Böck in den USA auf altbekannte Konkurrenz: Auch der bayerische Landtechnikhersteller Fendt will seine Produkte verstärkt in den USA vermarkten, wie das Unternehmen vor einigen Monaten bekanntgegeben hatte.
Neue Struktur im Vorstand
Beim Wettbewerber Fendt startete Böck seine Karriere, bevor er 2006 zu Claas in Ostwestfalen wechselte. Dort begann er als Leiter für die Systemtechnik und durchlief verschiedene Stationen in leitender Position, bevor der studierte Elektrotechniker 2014 als Technologiechef in die Geschäftsführung aufstieg. Als im Oktober der bisherige Sprecher des Vorstands, Hermann Lohbeck, das Unternehmen verließ, veränderte Claas die Struktur im Vorstand – und Böck wurde zum CEO ernannt.

Seit zwei Monaten ist der Manager Vorstandschef von Claas.
Als solcher verantwortet der gebürtige Marktoberdorfer – hier hat übrigens Fendt seinen Hauptsitz – nun die gesamte Konzernstrategie. Die richtet sich zunehmend auf digitale Produkte aus: Mit der Plattform „365 Farmnet“ hat der Konzern gemeinsam mit Wettbewerbern wie John Deere in den vergangenen Jahren ein System etabliert, das herstellerübergreifend standardisierte Maschinendaten von Traktoren, Mähdreschern und Sämaschinen sammeln und verarbeiten kann. „So etwas gibt es in keiner anderen Branche“, erklärte Böck.
Trotz des herausfordernden Marktumfelds will der Manager daher weiter investieren. Ab 2021 soll ein zweistelliger Millionenbetrag in die Modernisierung des Hauptstandorts in Harsewinkel fließen. Derzeit wird zudem die Traktorenproduktion in Frankreich erneuert.
Der Nachbarmarkt zeigte im vergangenen Jahr ein besonders starkes Wachstum von rund 11,7 Prozent auf 756,5 Millionen Euro – während der Umsatz in Deutschland mit 4,1 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr im Minus lag.
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