Luciano Benetton Gegen Benetton tobt nach dem Brückeneinsturz in Genua ein Shitstorm

Erst vor ein paar Monaten ist der 82-Jährige überraschend ins Familienunternehmen zurückgekehrt.
Rom Erst vor ein paar Monaten war er mit seinen 82 Jahren überraschend ins Unternehmen zurückgekehrt, um aufzuräumen. „Unverständliche Fehler sind gemacht worden“, schimpfte der Patron Luciano Benetton im Frühjahr. „Als ich 2008 aufhörte, hatten wir 155 Millionen Euro an Aktivposten, und 2016 waren es 81 Millionen Verlust.“
Er wolle sich wieder um das Textilunternehmen „United Colors“ kümmern, sagte er, das er 1965 zusammen mit seiner Schwester Giuliana gegründet hatte. Die beiden anderen Geschwister der Dynastie, Gilberto und Carlo, haben dem Bruder Unterstützung zugesagt.
Jetzt steht er plötzlich mit seinem Namen und seinem Unternehmen im Mittelpunkt eines Shitstorms, der sich nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua innerhalb von Stunden bei Twitter und in den anderen sozialen Netzwerken entlud. „Ich werde nie wieder was bei Benetton kaufen“, schreibt eine Frau auf Twitter.
Andere haben Fotomontagen gepostet: ein Foto des Unfallorts, und auf dem Lastwagen, der kurz vor dem Abgrund steht, prangt das Logo von Benetton. Getroffen hat es auch den berühmten Fotografen Oliviero Toscani, den Luciano Benetton ins Haus zurückgeholt hatte. Er wird mit einem Foto des Unglücks in der Hand gezeigt.
Der Grund für den Shitstorm: Benetton ist über die Infrastrukturholding Atlantia direkt an dem Unternehmen Autostrade per l’Italia beteiligt. Und Autostrade ist der Betreiber der A10, zu der die eingestürzte Brücke in Genua gehört.
Vizepremier Luigi Di Maio stachelte den Shitstorm noch weiter an und sagte in die Mikrofone, Autostrade sei in Luxemburg registriert und denke an die Dividende statt an Reparaturen. Das Unternehmen erklärte, alle Wartungsarbeiten vertragsgemäß gemacht zu haben. Bei Benetton war am Donnerstag niemand zu erreichen für einen Kommentar – noch sind Ferien in Italien.
In den 90er-Jahren hatte die Familie beschlossen, zu diversifizieren, und war unter anderem in das Autobahngeschäft eingestiegen. Jetzt aber will der Patron zurück zu den bunten Pullovern. Die Beteiligungen betrifft das allerdings nicht. Die Folgen des Shitstorms und die Auswirkungen auf den Umsatz sind noch nicht zu messen.
Für die Populisten ist das Familienunternehmen, das für sie für das alte Establishment steht, ein passender Sündenbock. Fotograf Toscani hat die neue Regierung in Rom kritisiert. Der Patron war zurückhaltender: „Sollen sie es doch mal probieren“, sagte er.
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