Margot Königshofer Diese Handelsexpertin gibt Starthilfe für Start-ups

Die Betriebswirtin hilft mit ihrem Start-up jungen Unternehmen bei der Herstellung und im Vertrieb ihrer Produkte.
Wien Das Ambiente im Hochhaus gegenüber der Uno-City in Wien stimmt. Nirgendwo sieht die Donaumetropole kosmopolitischer aus als in dem Hochhausviertel, das zahlreiche internationale Konzerne wie Strabag oder Shell beherbergt.
Margot Königshofer schätzt das internationale Ambiente ihres Standorts an der Donau. Denn mit ihrer jungen Firma Procfit will sie noch hoch hinaus.
Gerade hat sie ein Büro in New York eröffnet. „Wir haben eine Lücke gefunden. Viele Start-ups haben zwar eine tolle Produktidee, aber noch keinen Plan für die Machbarkeit. Diese Lücke füllen wir“, sagt die 35-Jährige.
Die Betriebswirtin hilft mit ihrem Start-up jungen Unternehmen bei der Herstellung und im Vertrieb ihrer Produkte. Die Österreicherin hat vor der Gründung ihres eigenen Start-ups 13 Jahre im Einkauf beim weltgrößten Nahrungsmittelhersteller Nestlé und der österreichischen Handelskette Spar gearbeitet.
Daher kann sie einen Erfolg eines Produkts von der Herstellung über den Vertrieb bis hin zum Marketing gut einschätzen. Sie bietet Firmengründer eine „Fabrik für Jedermann“ an, wie sie es selbst nennt.
„Fabrik für Jedermann“
Eine Unternehmerin, die Hilfe der Fabrik in Anspruch genommen hat, ist Barbara Höller. Sie ist Gründerin und Chefin von Badala. Die Wiener Spielwarenfirma produziert klebbare Sticker, mit denen etwa Kartons zu Spielzeug umfunktioniert werden.
„Um unsere ersten größeren Aufträge so professionell wie möglich abzuwickeln, haben wir uns an Procfit gewandt. Ihr Know-how und Netzwerk im Supply-Chain-Management hat sich vielfach bewährt“, erzählt die Gründerin. „Frau Königshofer gibt genaue Anweisungen an die Lieferanten und Hersteller, dadurch haben wir uns viel Anstrengung und Zeit erspart.“ Die Fabrik sei optimal für jedes produzierende Start-up, das verlässlich mit Herstellern durchstarten möchte.
Vor zwei Jahren hat sich Margot Königshofer mit Procfit selbstständig gemacht. „Wir haben von Anfang Gewinne geschrieben“, sagt die Betriebswirtin. Bei der Kundensuche verlässt sie sich nicht auf ihr eigenes Netzwerk.
An Procfit ist das deutsche Beratungsunternehmen Kloepfel von Anfang an beteiligt. Das sei ein gewaltiger Vorteil bei der Umsetzung. Denn die Düsseldorfer Firma berät kleine und mittlere Unternehmen bei der Optimierung des Einkaufs.
Die Fabrik ist optimal für jedes produzierende Start-up, das verlässlich mit Herstellern durchstarten möchte. Barbara Höller, Gründerin Badala
Die Gründerin hält 49 Prozent der Anteile. 46 Prozent hält Marc Kloepfel, Chef der Kloepfel-Gruppe. Fünf weitere Prozent entfallen auf Thomas Wandler, Partner der Kloepfel-Gruppe. Das Düsseldorfer Beratungsunternehmen erzielte im vergangenen Jahr mit 250 Mitarbeiter einen Umsatz von 50 Millionen Euro. Vom Wiener Büro der Kloepfel-Gruppe steuert Königshofer auch ihr Unternehmen Procfit.
Die Aufträge für Königshofer sind bisweilen durchaus speziell. So suchte die zweifache Mutter für das Münchner Start-up Bravaria von Gründerin Jasmin Neuefeind einen Hersteller für einen BH, der auf die unterschiedliche Größe der Brüste Rücksicht nimmt. Neuefeind fand anfangs keinen Produzenten für ihre unternehmerische Idee. „Ich habe bei der Suche 200 Mails geschrieben“, erzählt Neuefeind.
Nach Lektüre eines Artikels sei dann Königsdorfer auf sie zugekommen. „Binnen weniger Monate konnte sie mir einen passenden Lieferanten präsentieren, mit dem ich auch bis heute eine enge Geschäftsbeziehung pflege.“ Diesen Lieferanten hätte sie selbst nie gefunden, ist die Bravaria-Gründerin überzeugt.
Sie habe einen starken Partner gesucht, welcher sie bei der Auswahl der richtigen Lieferanten, der besten Qualität und bei der Durchsetzung fairer Konditionen unterstütze. Ein anderer Kunde ist das österreichische Start-up Gusta Garden, das kleine Gärten zur Aufzucht von Kartoffeln oder Erdbeeren für die eigenen vier Wände vertreibt.
Einfach ist das Geschäft von Procfit jedoch nicht. Denn es ist kleinteilig, aufwändig und jedes Mal eine neue Herausforderung. Vor allem ist ein exzellentes Netzwerk in die Gründerszene notwendig, die im risikoscheuern Österreich nicht gerade großartig ausgeprägt ist. „In der Start-up-Szene gibt es nicht gleich auf Anhieb einen Auftrag“, berichtet die Procfit-Chefin von ihren Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahren. Geduld sei gefragt.
Erfahrung mit Lieferanten
Ihr wichtigstes Argument für die Jung-Unternehmer: „In acht Wochen nennen wir den Preis, den Hersteller und den Lieferplan“, erklärt Königsdorfer. Dabei greift sie auf ihr Netzwerk von 70 000 Lieferanten und die Einkaufsberater der Kloepfel-Gruppe weltweit zurück. Sie beobachtet mittlerweile eine neue Tendenz in der Gründerszene. „Es geht immer mehr in die Richtung der Produktion von Hardware“, beobachtet Königshofer.
Ihre Geschäftsidee kommt bei Kunden offenbar an. „Durch ihre Scharfsinnigkeit und jahrelange Erfahrung mit Lieferanten konnten wir zusammen die Durchführungsgeschwindigkeit unserer Produktion erhöhen“, lobt Badala-Gründerin Höller. Freilich kostet der Service auch Geld. Procfit verfolgt bei seinen Kunden eines variables Erlösmodell, das auch eine Umsatzbeteiligung beinhalten kann.
„Wir wachsen langsam, aber nachhaltig“, sagt Königshofer. Da das Geschäftsmodell skalierbar ist, hofft sie mit ihrem Schritt in die USA künftig auf sehr viel mehr Kunden und schnelles Umsatzwachstum. „Wir wollen ein globaler Anbieter mit der ‚Fabrik für Jedermann‘ werden“, erklärt die Gründerin selbstbewusst.
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