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Markus Höhn Mit Luxusmode gegen den Trend – wie sich Lodenfrey im Modehandel behauptet

Ein Hamburger hat das Münchener Traditionshaus Lodenfrey erfolgreich zu einem Luxusmodehaus umgebaut. Dabei macht er vieles anders als die Konkurrenz.
02.03.2020 - 17:11 Uhr Kommentieren
Lodenfrey-Geschäftsführer Markus Höhn (l.) konnte Gesellschafter Ralph-Michael Nagel zu Investitionen bewegen. Quelle: imago/HRSchulz
Zwei für die Münchener Innenstadt

Lodenfrey-Geschäftsführer Markus Höhn (l.) konnte Gesellschafter Ralph-Michael Nagel zu Investitionen bewegen.

(Foto: imago/HRSchulz)

München Er lässt es sich nicht nehmen, kurz hereinzuschauen. Ralph-Michael Nagel lobt seinen Geschäftsführer: „Ohne Markus Höhn wären wir heute nicht so erfolgreich“, sagt der 77-jährige Gesellschafter von Lodenfrey, der lange auch Geschäftsführer war. „Er hat viel im Unternehmen verändert, ins Haus investiert, Kosten gesenkt und unser Haus ganz klar auf Luxusmarken ausgerichtet.“

Dann verabschiedet sich Nagel auch schon wieder aus dem Besprechungsraum bei Lodenfrey mit Blick auf die Frauenkirche. „Ich will nicht länger stören.“ Und schon hat der groß gewachsene Herr in feinem Anzug und Mantel den Raum wieder verlassen und überlässt das Gespräch seinem geschäftsführenden Gesellschafter Markus Höhn.

Der 53-jährige über 1,90 Meter große Manager ist schließlich verantwortlich für das operative Geschäft des Traditionshauses mitten in der Münchener Innenstadt in der Nähe des Bayerischen Hofs. Und das hat er im Griff. „2019 war ein gutes Jahr für uns“, sagt Höhn. Er nennt zwar ganz im Sinne des verschwiegenen Familienunternehmens keine konkreten Zahlen. Aber er meint damit, dass Umsatz und der operative Gewinn gestiegen sind.

Lodenfrey gehört zu den deutschen Modehändlern, die sich trotz Frequenzverlust in der Stadt und Angriffen von Zara, TK Maxx, Primark und Co. erfolgreich behaupten. Das liegt daran, dass Höhn beim Münchener Traditionshaus vieles anders macht als die meisten Konkurrenten: Er konzentriert sich klar auf Luxusmarken, leistet sich viel Verkaufspersonal und betreibt noch für andere Marken die Flagship-Stores.

„Wir arbeiten daran, die stationäre Plattform für internationale Marken in München zu sein“, beschreibt Höhn seine Strategie im schwierigen Modegeschäft. So führt er viele große Luxusmarken in seinem Haus von Giorgio Armani über Moncler bis Brunello Cuccinelli.

Ein Theater für die Mode

Aber das alleine reicht nicht. „Wir müssen uns ständig weiter verjüngen, den Markenmix anpassen und einen besseren Service anbieten als unsere Konkurrenten. Wir müssen ein Theater für die Mode bauen“, erzählt Höhn, als er seinen Gast durch das große, vierstöckige Haus führt. Was er damit meint, ist im Erdgeschoss zu sehen, wo er jetzt für progressivere Marken wie Desquared 2 und Palm Angels Platz geschaffen hat. Und er zeigt die hochpreisige Kleidung nicht in den üblichen Shop-in-Shops, sondern lässt die Möbel aus Holz, Stahl und „wertvollem Altholz aus Österreich“, wie er erzählt, exklusiv fertigen.

Dass Lodenfrey heute das meiste Geld mit Luxusmarken verdient und nicht mit Trachten, wie der Name vermuten lässt, dafür hat Höhn gesorgt. Er rückte 2002 als erster familienfremder Manager an die Spitze. Damals ging es dem Unternehmen schlecht. Es schrieb 2003 und 2004 erstmals rote Zahlen.

Das war bitter für das Unternehmen, das als Institution im Münchener Einzelhandel viele Jahre erfolgsverwöhnt war. Lodenfrey wurde 1842 von Johann Georg Frey gegründet. Er produzierte Wollstoffe, die gut ankamen bei den reichen Münchener Bürgern und beim bayerischen König.

Den Durchbruch schaffte später die Familie mit dem sogenannten Strichloden, der vollständig wasserfest ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg steigt Lodenfrey mit rund 2.000 Mitarbeitern zu einem der zeitweise größten deutschen Textilunternehmen auf. Dann 1957 wird das Unternehmen getrennt: Karl-Erich Nagel, Vater des heutigen Gesellschafters Ralph-Michael, übernimmt das Verkaufshaus, die Familie Frey die Lodenfabrik.

Höhn, der von Peek & Cloppenburg in Düsseldorf kam, räumte deshalb kräftig auf. Er setzte auf weniger Ware pro Quadratmeter, wertete das Warensortiment auf und überzeugte den Gesellschafter Nagel, 30 Millionen Euro zu investieren. So gelang es ihm, den Umsatz innerhalb von zehn Jahren bis 2017 auf rund 100 Millionen Euro zu verdoppeln. Neuere Zahlen nennt er nicht.

Trachtenmode gehört zur DNA

Trotz des bisherigen Erfolgs mit internationalen Luxusmarken will und kann er das Geschäft mit der Trachtenmode nicht aufgeben. Es gehört zur DNA des Unternehmens und „erzielt einen Umsatz im unteren zweistelligen Millionenbereich“.
Auch an der Kinderabteilung hält er nicht nur fest. Während sich Peek & Cloppenburg aus Düsseldorf aus dem Geschäft mit Kinderkleidung im vergangenen Jahr zurückgezogen hat, hat Höhn erst vor Kurzem die komplette Etage „modernisiert, um die Marken noch besser zu präsentieren“.
Höhn lässt sich viel einfallen, um die Kundenfrequenz bei Lodenfrey hoch zu halten. Er macht ähnlich wie Breuninger in Stuttgart oder Peek & Cloppenburg in Düsseldorf immer mehr Veranstaltungen für die Kunden. „So kooperieren wir mit Kunstgalerien, mit Buchverlagen und Schmuckdesignern und verkaufen inzwischen auch Vintage-Uhren“, beschreibt er seine Strategie.

Bei so viel Aktivitäten muss es Höhn gelingen, seine 450 Mitarbeiter mitzunehmen. Das kommt dem Familienmenschen, der mit seiner Frau und drei Kindern im Süden Münchens wohnt, entgegen. „Markus Höhn hat die Gabe, dass er Mitarbeiter sehr gut motivieren kann“, sagt Lars Braun, geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Premium- und Luxusmodehändlers Braun, der Höhn seit dessen Zeit bei P&C in Düsseldorf kennt.

Experten wie Felix Krüger, Mode- und Luxusexperte der Boston Consulting Group, erkennen die Sonderstellung von Lodenfrey im Luxusmarkt an. Aber er sieht auch Risiken: „Mehrere internationale Luxusmarken haben angekündigt, dass sie ihr Großhandelsgeschäft verkleinern werden. Das könnte dazu führen, dass sie sich noch stärker auf die großen nationalen und internationalen Luxus-Einzelhändler konzentrieren werden.“

Höhn lässt sich dadurch nicht beirren. Er setzt weiter auf Expansion. Zwar sind Überlegungen vom Tisch, ein zweites Haus in Wien zu eröffnen. Stattdessen stieg er 2010 früher als mancher andere ins Onlinegeschäft ein. „Es macht mittlerweile rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus“, freut sich Höhn. Modehändler wie P&C kommen noch nicht einmal auf zehn Prozent.

Statt neue Häuser zu eröffnen, versucht er, das Umfeld in der näheren Umgebung am Standort München attraktiv zu halten. „Wir betreiben für einige Marken die Flagship-Stores in der unmittelbaren Nachbarschaft unseres Modehauses“, verrät er. So eröffnet er im Juli nebenan in der Einkaufspassage Fünf Höfe den größten MarcCain-Store in Europa.

Doch nicht bei allen Themen, die ihm wichtig sind, hat er einen so großen Einfluss: Der gebürtige Hamburger kann nur hoffen, dass der HSV in der nächsten Saison wieder in die Bundesliga aufsteigt.

Mehr: Die Online-Konkurrenz wächst. Zalando und Amazon wollen im Luxusgeschäft mitmischen.

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