Maskenproduzent Christian von Daniels Van-Laack kauft Modemarke Sør – CEO von Daniels will 200 Mitarbeiter übernehmen

Sein Unternehmen Van Laack war während der Pandemie in die Produktion von Schutzmasken und -Kitteln eingestiegen.
Düsseldorf Christian von Daniels spricht von einer „Herzensangelegenheit“, wenn er an die Übernahme der Modemarke Sør denkt. 21 bis 25 von einstmals rund 60 Geschäften, zum Teil in den besten Lagen von Rottach-Egern am Tegernsee bis Sylt, will der Unternehmer aus Mönchengladbach übernehmen. Die Gläubiger haben bereits zugestimmt, sagt von Daniels. Er erwerbe ein „alteingesessenes Unternehmen mit einem Markennamen“.
Auch die rund 200 Mitarbeiter der übernommenen Filialen will er weiter beschäftigen, schließlich kennt er einige schon lange: Seit der Übernahme des Textilunternehmens Van Laack im Jahr 2002 liefert von Daniels jedes Jahr Hemden im Wert ‧eines siebenstelligen Euro-Betrags.
Vor rund zwei Jahren hatte Sør-Inhaber Thomas Rusche den Sanierungsexperten Thomas Fox als Geschäftsführer an Bord geholt. Mit seinem Sohn Heinrich, einem früheren McKinsey-Berater, zog zudem die fünfte Generation ins Familienunternehmen ein. Spektakulär war auch, dass Rusche 2019 die umfangreiche Kunstsammlung seiner Familie und des Unternehmens veräußerte – darunter auch Werke von Neo Rauch und Norbert Bisky. Das Geld sollte in die Digitalisierung fließen.
Doch es reichte nicht: Im Februar 2020 musste das Unternehmen die Insolvenz in Eigenregie anmelden. Schon damals hatte von Daniels mit dem Gedanken gespielt, das Traditionshandelshaus mit rund 30 bis 40 Prozent privaten Label-Produkten der Marke Sør zu übernehmen.
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Doch ihm fehlte jemand, der das Unternehmen anschließend führen würde. Dem heute 65-jährigen von Daniels war klar, dass er das nicht auch noch selbst tun könnte.
Zu dieser Zeit trieb ihn auch noch ein anderes Thema um: Er sah die ersten Anzeichen für eine Knappheit von Schutzmasken und -kitteln und begann mit den Vorbereitungen für eine Produktion. Inzwischen hat Van Laack mit rund 1300 Mitarbeitern mehr als 100 Millionen Masken gefertigt. Diese wurden zum Teil in Supermärkten verkauft, hinzu kamen Aufträge von Behörden.
Die verschärften Corona-Regeln, wonach in Bussen und Bahnen sowie im Supermarkt nur noch FFP2- oder OP-Masken getragen werden dürfen, könnten den Boom abschwächen. Doch von Daniels sieht das eigene Geschäft nicht in Gefahr – schließlich dürften die FFP2-Masken selbst nach Vorschriften der Berufsgenossenschaften maximal 75 Minuten am Stück getragen werden.
Darüber hinaus hofft er, dass die neuen verschärften Regeln bald wieder aufgehoben werden.
Kritik an Millionenauftrag für NRW-Landesregierung
Ende 2020 geriet von Daniels‘ Unternehmen wegen eines Auftrags für das NRW-Landesgesundheitsministerium in die Kritik. Der Erstkontakt zum Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) war von dessen Sohn, der als Influencer auch einen Vertrag mit Van Laack hat, eingefädelt worden.
Die SPD-Fraktion im Landtag hatte damals erklärt, es müsse ausgeschlossen werden, dass bei dem Millionenauftrag persönliche Beziehungen eine Rolle gespielt hätten. Der Auftrag wurde sogar Gegenstand einer Fragestunde im Landtag. Van Laack und die Landesregierung wiesen die Vorwürfe zurück.
In der Zwischenzeit war Sør wieder in den Fokus des Unternehmers gerückt. Von Daniels und Rusche nahmen im Herbst die Gespräche wieder auf. „Was aber immer noch fehlte, war eine geeignete Führungsperson“, erinnert sich von Daniels.
Eher durch Zufall sprach er mit Oliver Lübbejahns. Dieser war vor sieben Jahren von Van Laack zu Eton Shirts nach Schweden gewechselt und hatte dort zuletzt das Europageschäft geleitet. Lübbejahns hatte Interesse, zurück nach Deutschland zu kommen und von Daniels konnte ihn für die Aufgabe gewinnen.
Nun soll die Zeit während des Lockdowns genutzt werden, um die Läden neu zu gestalten. Dass von Daniels finanziell dazu in der Lage ist, liegt auch an der hohen Nachfrage nach den Schutzmasken und -Kitteln von Van Laack. Natürlich sei es damit leichter, die Übernahme zu stemmen, sagt er, „aber es ist nicht der ausschlaggebende Grund.“
Thomas Rusche sieht Sør dank Fox und seines Sohnes inzwischen kernsaniert: „Um diese Sanierung umzusetzen, war es zwar schmerzlich, aber richtig, die Kunstsammlung verkauft zu haben.“ Thomas Rusche sieht seine Mitarbeiter in guten Händen: „Man muss aus der Inhaberhaut herausgehen, dann ergeben sich Möglichkeiten für ein Unternehmen.“
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