Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Medienkonzern Wachwechsel in Gütersloh: Liz Mohn übergibt die Macht bei Bertelsmann an ihren Sohn

Als Sprecherin der Eigentümerfamilie kontrolliert Liz Mohn den Medienriesen. Zu ihrem 80. Geburtstag wird die Matriarchin von Christoph Mohn abgelöst.
11.06.2021 Update: 11.06.2021 - 16:02 Uhr Kommentieren
Die Bertelsmann-Gesellschafterin übergibt das Amt der Familiensprecherin am 21. Juni an ihren Sohn. Quelle: dpa
Liz und Christoph Mohn

Die Bertelsmann-Gesellschafterin übergibt das Amt der Familiensprecherin am 21. Juni an ihren Sohn.

(Foto: dpa)

München Der Juni 2021 ist für den Medienkonzern Bertelsmann ein besonderer Jubiläumsmonat. Am 29. Juni wäre der 2009 verstorbene Konzernpatriarch Reinhard Mohn hundert Jahre alt geworden. Ein Datum, das gebührend gefeiert wird; mit einem Buch des Historikers Joachim Scholtyseck („Ein Jahrhundertunternehmer“) sowie einem eigens erstellten Stadtplan „Auf den Spuren Reinhard Mohns in Gütersloh“.

Schon ein paar Tage früher, am 21. Juni, wird seine Witwe Elisabeth „Liz“ Mohn 80 Jahre alt. An diesem Tag übergibt die langjährige Bertelsmann-Herrscherin die Macht an ihren Sohn Christoph Mohn, 55, wie Bertelsmann am Freitag ankündigte. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Europas größtem Medienkonzern übernimmt von ihr das Amt des Familiensprechers sowie den Vorsitz im Lenkungsausschus der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft.

Diese ist das eigentliche Machtzentrum im Gütersloher Konzern. Liz Mohn bleibt einfaches Mitglied des Gremiums sowie Mitglied des Aufsichtsrats. Als Familiensprecherin hat sie die von 75 auf 80 Jahre verschobene Altersgrenze erreicht. „Königin Elisabeth lässt ihren Prinz Charles auf den Thron“, kommentiert ein langjähriger Bertelsmann-Manager.

Fast 20 Jahre, seit 2002, war Liz Mohn als Familiensprecherin aufgetreten. In dieser Zeit gelang es dem Konzern, die Macht bei der RTL Group zu übernehmen: Der Mitgesellschafter Groupe Bruxelles Lambert des inzwischen verstorbenen belgischen Barons Albert Frère wurde mit einigen Milliarden Euro herausgekauft. Heute kommen die Gewinne des Konzerns zumeist aus dem TV-Geschäft, an dem Bertelsmann 75 Prozent hält.

Daneben betreibt Bertelsmann den weltgrößten Buchverlag Penguin Random House, die Service-Tochter Arvato, das Musiklabel BMG, Online-Bildungsportale und den Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, der in der RTL Group aufgehen soll. Der Konzern mit weltweit mehr als 132.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzte im Jahr 2020 rund 17,3 Milliarden Euro um.

Den Fortschritten im Fernsehen stand jedoch ein Bedeutungsverlust im Internet gegenüber. So musste die börsennotierte Gesellschaft Lycos Europe, die der neue Familiensprecher Christoph „Chris“ Mohn dirigiert hatte, abgewickelt werden. Eine halbe Milliarde Euro war verbrannt.

Christoph Mohn führt Bertelsmann in sechster Generation

An dieses Kapitel mag die neue Machtfigur lieber nicht erinnert werden. Ihm fehlt der Nachweis unternehmerischer Fortüne, die sein Vater Reinhard ausgezeichnet hatte. Dafür hat der Sohn ein ausgeprägtes Gespür für interessante Start-ups entwickelt, ein Faible, das er mit Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe teilt. Die beiden gelten als Gleichgesinnte, die im Detail den Umbau der Firma in digitalen Zeiten besprechen. Was nicht mindestens zehn Prozent Kapitalrendite bringt, wird verkauft.

Der neue Familiensprecher hatte erst mit 14 Jahren erfahren, dass er der leibliche Sohn von Reinhard Mohn ist. Nun übernimmt er den Konzern in sechster Generation. Im „Spiegel“ erklärte er, nur jedes dritte deutsche Familienunternehmen schaffe es, den Betrieb erfolgreich an den eigenen Nachwuchs zu übergeben.

„Wenn man das durchmultipliziert, wären wir theoretisch bei 0,137 Prozent Wahrscheinlichkeit, also ungefähr eins zu tausend, dass wir Bertelsmann an die siebte übergeben können“, sagte Mohn. Als Lebensmotto und Konzerndevise formulierte er: „Man kann alles machen, aber überraschungsfrei muss es sein.“

„Man kann alles machen, aber überraschungsfrei muss es sein.“ Quelle: Bertelsmann / Sebastian Pfütze / CC-BY-SA 3.0 (DE)
Christoph Mohn

„Man kann alles machen, aber überraschungsfrei muss es sein.“

(Foto: Bertelsmann / Sebastian Pfütze / CC-BY-SA 3.0 (DE))

Seine Karriere hat sich seit Langem angedeutet, andererseits ist sie auch nicht gänzlich überraschungsfrei. In seinem letzten Buch hatte Reinhard Mohn nämlich seine Tochter Brigitte auffällig oft gelobt, für Christoph blieb eine dünne Erwähnung. Am Tag der Beisetzung des Vaters 2009 hieß es, beide Kinder hätten die gleiche Chance auf die Thronfolge.

Zu den Aufgaben der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft gehört die Wahrnehmung der Aktionärsinteressen der gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung sowie der Mohn-Familie. Die BVG kontrolliert auch sämtliche Stimmrechte in der Hauptversammlung der Bertelsmann Management SE. Sie setzt den Rahmen für die Strategieentwicklung. Das Gremium ist 1999 von Nachkriegsgründer Reinhard Mohn geschaffen worden.

Im Lenkungsausschuss sitzen neben Liz Mohn und ihren Kindern Christoph und Brigitte noch drei externe Mitglieder: der langjährige Nestlé-Manager Werner Bauer, Axa-Chef Thomas Buberl sowie Ex-Daimler-Finanzchef Bodo Uebber. Ein Vetorecht liegt bei der Familie, es musste aber offenbar nie genutzt werden. Man einigt sich auch so, weil man weiß, wer das Sagen hat.

Die Kapitalanteile des Bertelsmann-Konzerns wiederum gehören zu 80,9 Prozent drei Stiftungen (Bertelsmann Stiftung, Reinhard Mohn Stiftung, BVG-Stiftung) sowie zu 19,1 Prozent der Familie Mohn.

Mangelnde Fitness ist es nicht, die Liz Mohn nun zum teilweisen Abschied bewegt. Nach wie vor geht sie beispielsweise joggen und macht Work-outs. Auf die Frage der „Spiegel“-Redakteure, wie schwer ihr das Loslassen falle, sagt sie: „Ich geh' ja gar nicht raus, ich bin gerne hier.“

Mehr: Ein Risiko, sieben Kurschancen – RTL ist der Geheimtipp im SDax.

Startseite
Mehr zu: Medienkonzern - Wachwechsel in Gütersloh: Liz Mohn übergibt die Macht bei Bertelsmann an ihren Sohn
0 Kommentare zu "Medienkonzern: Wachwechsel in Gütersloh: Liz Mohn übergibt die Macht bei Bertelsmann an ihren Sohn"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%