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Modebranche Julia Bösch vergrößert Outfittery – und fusioniert mit Modomoto

Unter der Leitung der Outfittery-Gründerin fusioniert ihr Modeportal mit dem Wettbewerber Modomoto. Das soll aber nur der Anfang der Expansion sein.
28.05.2019 - 20:03 Uhr Kommentieren
Ihr Unternehmen Outfittery fusioniert mit Wettbewerber Modomoto. Quelle: Gregor Hohenberg für Handelsblatt
Julia Bösch

Ihr Unternehmen Outfittery fusioniert mit Wettbewerber Modomoto.

(Foto: Gregor Hohenberg für Handelsblatt)

Düsseldorf Dass Julia Bösch und Andreas Fischer den gesamten Vortag beim Notar gesessen hatten und erst um Mitternacht mit dem Papierkram durch waren, ist ihnen am Dienstagmorgen nicht anzuhören – sie klingen bester Laune. „Großartige Neuigkeiten“ hätten sie zu verkünden, verspricht Bösch ins Telefon: Ihr 2012 gegründetes Onlineportal Outfittery, dessen Geschäft die Stilberatung shoppingfauler Männer ist, fusioniert mit dem kleineren Wettbewerber Modomoto, berichten sie dem Handelsblatt.

Zusammengerechnet hätten die beiden Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten etwa 80 Millionen Euro Umsatz gemacht und annähernd eine Million Kunden eingekleidet: „Wir sind die Nummer eins für Curated Shopping in Europa.“ „Curated Shopping“ ist „betreutes Einkaufen“ und soll heißen: Die Kunden registrieren sich, füllen Fragebogen aus und telefonieren mit Stylisten, woraufhin sie eine Box mit Kleidungsstücken erhalten.

An deren Kauf verdient das Portal mit. „Der Zusammenschluss ist ein Riesenschritt für beide Unternehmen und eröffnet uns großartige Wachstumschancen“, sagt Bösch, 34, die auch das fusionierte Unternehmen leiten wird. Fischer, 36, der der Modomoto-Geschäftsführung angehört und künftig als Chief Strategy Officer fungieren wird, ergänzt: „Dass wir jetzt unsere Erfahrungen und Erkenntnisse zusammenbringen, hat einen Riesenmehrwert und wird uns noch weiter nach vorne bringen.“

Obwohl bis Ende 2019 nur Outfittery als die deutlich bekanntere Marke erhalten bleiben soll und das Unternehmen zuletzt auch etwa doppelt so viel Umsatz machte wie Modomoto, sprechen Bösch und Fischer von einer Partnerschaft: Man kenne sich schon lange, sei immer fair miteinander umgegangen. Auch werde das Modomoto-Management im Unternehmen bleiben, ebenso die meisten der etwa 450 Mitarbeiter – bis auf das interne Logistikteam von Modomoto, da künftig mit dem externen Dienstleister von Outfittery gearbeitet werde.

Modomoto-Gründerin Corinna Powalla wird ihre operative Funktion aufgeben, aber als Anteilseignerin und und Beraterin bleiben – ebenso wie die jeweiligen Investoren, zu denen Holtzbrinck Ventures und Highland Capital Partners gehören. „Wir glauben, dass Outfittery nun bestmöglich positioniert ist, um das Erlebnis für den Kunden zu verbessern“, sagt Sam Brooks, Highland-Europe-Partner. Man freue sich darauf, das Team „auch in Zukunft zu unterstützen“.

Mode- und Online-Wettbewerb sind hart. Die beiden Pioniere des „Curated Shopping“ haben seit Gründung fünfstellige Verlustbeträge angehäuft. Zudem betraten auch noch Zalando mit der Tochter Zalon und einige Einzelhändler den Markt – wo nun weder Modomoto noch Outfittery allein bestehen können. Doch Bösch formuliert es lieber so: „Wir haben hier zwei erfolgreiche Unternehmen aufgebaut, die durch den Zusammenschluss das nächste Level erreichen.“

2018 hätten beide Unternehmen zwar noch immer rote Zahlen geschrieben, aber nur, weil sie sich auf Wachstum fokussiert hätten. Das will Bösch auch weiterhin offensiv forcieren: „Curated Shopping steckt in Europa noch in den Kinderschuhen“, man müsse nur in die USA blicken, wo der Markt bereits sehr ausdifferenziert und mehrere Big Player aktiv seien. „Dieses Wachstum werden wir auch in Europa sehen, und da möchten wir als Nummer eins vorweggehen.“

In neun Ländern – DACH- und Benelux-Region sowie Schweden, Dänemark und Frankreich – sei man schon aktiv. Aber der europäische Bekleidungsmarkt habe ein Volumen von 400 Milliarden Euro, ein Viertel davon im Bereich Männermode, und „Personalisierung ist ein Riesentrend“. Bösch sagt daher: „Unser Geschäft funktioniert überall.“ Sie wolle weiter expandieren und habe in Europa bereits weitere Länder im Blick – zum Beispiel sei der Schritt nach Großbritannien „nur logisch, das ist ein riesiger Markt“.

Das fusionierte Outfittery profitiert unter anderem davon, dass Modomoto bereits seit September in Frankreich präsent ist – bislang laut Fischer nahezu ohne Wettbewerber. Bei der Übernahme des niederländischen Wettbewerbers „The Cloakroom“ 2016 habe Modomoto zudem bereits Erfahrungen mit der Integration eines neuen Unternehmens gesammelt. Das helfe bei der jetzigen Fusion, über die die Mitarbeiter am Dienstagnachmittag informiert wurden. Auch ist Modomoto bislang mit deutlich weniger Schulden zurechtgekommen, Fischer nennt es „kapitaleffizienter“.

Mehr Datenmanagement

Das kann Outfittery brauchen, dem es laut dem aktuellsten Geschäftsbericht von 2017 gelang, den Verlust im Vergleich zu 2016 deutlich zu minimieren – vor allem auch durch gesenkte Personalkosten. Dort hieß es im Risikobericht: Einsparpotenziale müssten konsequent umgesetzt werden, und der Fokus des Unternehmens müsse der Skalierung des Geschäftsmodells gelten.

Das will Bösch vor allem auch durch Investitionen ins Datenmanagement vorantreiben, „das ist der Schlüssel zum Erfolg“: „Unser Angebot ist deshalb so gut, weil wir den persönlichen und menschlichen Service unserer Stilberater verbinden mit der Nutzung von Algorithmen.“ Durch die Fusion mit Modomoto wird die Daten- und damit Geschäftsgrundlage größer, und im vereinten Tech-Team werden etwa 50 Mitarbeiter daran tüfteln, die 20 genutzten Algorithmen und die Angebote noch treffsicherer zu machen.

Mehr: Wie tickt Julia Bönsch? Das Portrait über die österreichische Chefin von Outfittery lesen Sie hier.

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