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Nils Glagau

Hatte eigentlich gar nicht vor, dem Vater zu folgen.

Nahrungsergänzungsmittel Orthomol-Chef Nils Glagaus Coup mit dem Sponsoring von Fortuna Düsseldorf

Wenn Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die höchste Fußballklasse schafft, spielt auch der Chef des Hauptsponsors Orthomol in einer anderen Liga.
26.04.2018 - 18:28 Uhr Kommentieren

Langenfeld Nils Glagaus sportliche Leidenschaft gilt seit seiner Jugend dem Tennis. Fußball war lange nicht sein Ding. Heute aber schwärmt der 42-Jährige von der Stimmung in der Düsseldorfer Arena. An diesem Samstag wird er die Bundesliga genau verfolgen, insbesondere die Partie von Fortuna Düsseldorf bei Dynamo Dresden. Es geht um den Aufstieg der Fortuna in die Erste Bundesliga – und damit auch um viel für Glagau und Orthomol.

Der Mittelständler ist Trikotsponsor des Vereins. Glagau sagt: „Wir wollen weitermachen, keine Frage.“ Doch wenn die Fortuna nun vorzeitig den Aufstieg perfekt macht, werden plötzlich Player aus einer ganz anderen finanziellen Liga Interesse haben, ihren Namen auf die Trikots zu drucken – man denke nur an all jene Dax-Konzerne, die in der Landeshauptstadt sitzen.

Das war im Juni 2017 anders. Die Fortuna suchte nach einer mäßigen Saison einen neuen Hauptsponsor und klopfte bei Glagau an. Sie wurden sich schnell einig, der Verein vom Rhein und der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln im nahen Langenfeld.

Sichert sich der Verein am Wochenende den Aufstieg, werden Konzerne mit ganz anderem Budget als der Mittelständler Orthomol am Sponsoring interessiert sein. Quelle: imago/Picture Point LE
Fortuna Düsseldorf – bald in einer anderen Liga unterwegs?

Sichert sich der Verein am Wochenende den Aufstieg, werden Konzerne mit ganz anderem Budget als der Mittelständler Orthomol am Sponsoring interessiert sein.

(Foto: imago/Picture Point LE)

Der Vertrag über ein Jahr war für Orthomol ein Coup. 900.000 Euro soll Glagau das Sponsoring wert gewesen sein. Die Summe kommentiert er nicht. Nur so viel: „Das Sponsoring tut unserer Marke gut.“ Konkret lässt sich das nicht beziffern, aber nach Vertragsschluss sei der Server erst mal einige Tage lang überlastet gewesen. Nur online oder direkt in der Apotheke lassen sich Orthomol-Produkte, die Vitamine, Mineralien und Spurenelemente enthalten, kaufen: vom Verkaufsschlager „Orthomol Immun“ über Präparate für Veganer oder Frauen mit Kinderwunsch bis hin zu solchen, die das Herz stärken oder die Degeneration der Augennetzhaut aufhalten.

Wohl jedes Mittel hat seine Konkurrenz, seien es Aminosäurepräparate für Sportler oder Vitaminpackungen für Frauen. Aber kein Hersteller ist mit so umfassenden und gezielten Indikationen im Gesundheits- und Sportbereich präsent wie Orthomol.

Der Nutzen und die Notwendigkeit sind nicht unumstritten

Zwar sind die Produkte nicht unumstritten. So vertritt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Meinung, dass man sich ausreichend Vitamine und Mineralstoffe über eine ausgewogene Ernährung zuführen könne – lediglich „in bestimmten Lebenssituationen“, etwa bei Krankheit oder im Leistungssportbereich, sei es „sinnvoll, diese zu supplementieren“.

Auch im Netz lästert so mancher, dass das alles nur dem Apotheker nutze – immerhin kostet eine Monatspackung „Orthomol Immun“ um die 60 Euro. Und als der „Spiegel“ 2012 das „Geschäft mit den unnötigen Pillen“ aufs Titelblatt hob, spürte Glagau die Umfragedelle.

Doch der sportliche Manager mit Faible für Jeans und T-Shirt verweist auf groß angelegte, unabhängige Studien, die die Wirkung seiner Mikronährstoffe belegen. Und Orthomol entwickle jedes Produkt „wissenschaftlich basiert“. Selbstbewusst sagt er: „Das Schöne ist ja: Jeder kann unsere Produkte ausprobieren und sich selbst überzeugen.“

Der Erfolg seiner Marke, die heute mehr als 30 Präparate in Form von Kapseln, Fläschchen oder Granulat umfasst, gibt ihm recht. 2018 will das Unternehmen, das heute mehr als 400 Mitarbeiter hat, beim Umsatz erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke überschreiten.

Es war Nils Glagaus Vater Kristian, der Orthomol 1991 gründete. In einer Garage packte die Familie die ersten Pillen und Pakete, die Nachbarn nannten den Vater bald den „Bill Gates aus Langenfeld“.

Ein Foto von damals zeigt die Gründerfamilie und ihre ersten beiden Mitarbeiter, die noch heute in der Firma arbeiten. Hinter ihnen steht auch ein schlaksiger Kerl mit dunklen, sehr langen Haaren, eher Typ Hippie als Kaufmann: Nils Glagau.

Die Haare sind ergraut, aber noch immer trägt er sie schulterlang und offen. Das Äußere passt zu seinem Image als unangepasster, kreativer Unternehmenslenker: sei es mit seiner Einladung an Start-ups abseits der Ernährungswelt, sich bei ihm um Förderung zu bewerben; sei es mit der betriebseigenen Kita, die auch die eigenen Zwillingstöchter besuchten; sei es, dass er als Chef von mehr als 400 Leuten ohne Smartphone unterwegs ist.

„Er lebt Orthomol, und das sieht man ihm auch an“

Fortuna-Vorstandschef Robert Schäfer attestiert ihm eine „bemerkenswerte Persönlichkeit, große Professionalität“ und eine „herausragende Ausstrahlung“: Glagau „lebt Orthomol, und das sieht man ihm auch an. Als ich ihn das erste Mal traf, war ich beeindruckt, wie fit er ist.“ Kurzum: Der Orthomol-Chef und -Gesellschafter sei „der beste Werbeträger seines Unternehmens“.

Dabei war das so nicht vorgesehen. Natürlich half er wie seine Schwester in der Firma mit, arbeitete auch eine Zeit lang im Außendienst. Aber dem Vater nachfolgen? Eigentlich hatte er alternative Pläne. Er studierte Altamerikanistik in Bonn, forschte auf Ausgrabungsstätten in Mittel- und Südamerika, wo er Hieroglyphen entzifferte und Maya lernte.

Erst als der Vater 2009 plötzlich an einer Lungenembolie starb, änderte der Sohn seine Pläne. Noch immer halten auch seine Schwester und die Mutter Unternehmensanteile, die Mutter sei „die Seele des Unternehmens“.

Doch im Unternehmen tätig ist nur noch Nils Glagau. Mit ihm ist Orthomol stark gewachsen, hat sich das Unternehmen aus der Gesundheitsecke weiterentwickelt und setzt verstärkt auf die Zielgruppe „Selbstoptimierer“.

Dafür gibt es jetzt die Marke „Quickcap“: In den stilistisch ansprechenden Wasserflaschen lassen sich „Beauty“- oder „Brain“-Drinks mischen, „unsere Alternative zu Red Bull“, sagt Glagau, „aber mit Energie aus natürlichen Quellen“. Hier will er die Palette noch erweitern.

In China funktionieren Produkte für Frauen, in Russland die für Sportler

Ohnehin hat Glagau die lichte Zentrale in Langenfeld beständig erweitert und modernisiert, dann einen zweiten Standort für die Produktion errichtet, deren Qualität er regelmäßig vom Tüv nach „Pharma-Standard“ zertifizieren lässt. Auch international soll das Unternehmen, das bisher etwa 90 Prozent seines Umsatzes in Deutschland macht, wachsen.

„Die Welt ist für uns hochinteressant“, meint Glagau vieldeutig. Schließlich gelten in fast jedem Land andere Vorgaben für die Versorgung mit Vitaminen. Auch funktioniere nicht jedes Produkt überall. In China zum Beispiel seien besonders Mittel für Frauen oder bei Atemwegsinfekten gefragt, in der arabischen Welt für Familienplanung und Arthrose, in Russland liefen Sportprodukte gut. Gerade „Orthomol Sport“ ist auch in Deutschland bei Leistungssportlern beliebt, auch viele Bundesliga-Klubs nutzen Orthomol-Produkte.

Schließlich stehen die Mittel auf der sogenannten Kölner Liste, sind damit dopingfrei. Bei der Fortuna schwören Trainer und Physiotherapeut regelrecht auf Orthomol, sie ließen zum Ende der Grippesaison sogar in einem Facebook-Video ihrer Begeisterung freien Lauf. Vorstandschef Schäfer bestätigt, dass sich die Nutzung der Produkte aus Sicht des Vereins auszahle: „In dieser Saison hatten wir trotz eines infektreichen Winters nur wenige Ausfälle zu beklagen.“

Überhaupt findet Schäfer: „Orthomol als starkes, familiengeführtes Unternehmen aus der Region passt einfach perfekt zur Philosophie des Klubs“, die Zusammenarbeit sei „hervorragend“.

Und Glagau spielt auf den Hashtag #rheinischeFreundschaft an, mit dem beide Seiten ihre Partnerschaft in den sozialen Medien zelebrieren, und sagt: „Diese Idee der rheinischen Freundschaft ist nicht kreiert, die ist ganz ehrlich.“ Es klingt nach perfekter Symbiose und Harmonie. Warum also sollte es nicht weitergehen?

„Wer war für euch da im letzten Jahr?“

Unausgesprochen ist klar: Es hängt alles vom Aufstieg der Fortuna ab. Und wenn im Fall des Falles, wie Glagau es ausdrückt, „Riesenkonzerne anklopfen und das ganz große Portemonnaie aufmachen“, wird Orthomol vielleicht nicht mithalten können. Der Rheinländer hätte lieber gestern als morgen Klarheit, doch er versucht, gelassen zu bleiben: „Wir sind ein Mittelständler und kennen unsere Grenzen. Und ganz ehrlich: Ich würde jetzt auch jeden Euro nehmen.“

Aber dann überlegt er noch mal und fügt an: „Wir sagen aber auch: Wer war für euch da im letzten Jahr? Wer wäre auch wieder für euch da, wenn es wieder Zweite Bundesliga heißt?“ Klar ist jedenfalls: Es wird ein spannender Spieltag.

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