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New Economy Init war der letzte Börsengang am Neuen Markt – doch das Geschäft boomt immer noch

Der Karlsruher IT-Unternehmer Gottfried Greschner führte seine Firma durch die Börsenturbulenzen. Mit 75 Jahren steht er noch immer an der Spitze.
20.10.2021 - 04:17 Uhr Kommentieren
„Bedarfsgesteuerter Busverkehr in Karlsruhe“ war das Thema eines Forschungsprojektes, das anschließend seine Weiterentwicklung in der unternehmerischen Praxis fand. Quelle: Caro / Schuelke
Doppeldecker-Bus

„Bedarfsgesteuerter Busverkehr in Karlsruhe“ war das Thema eines Forschungsprojektes, das anschließend seine Weiterentwicklung in der unternehmerischen Praxis fand.

(Foto: Caro / Schuelke)

München An den 24. Juli des Jahres 2001 kann sich Gottfried Greschner noch bestens erinnern. Die New Economy mit ihrem dafür geschaffenen Börsensegment Neuer Markt war bereits spürbar im Niedergang. Börsenkandidaten hatten die Wahl zwischen deutlichen Zugeständnissen beim Ausgabepreis oder der Absage.

Greschner, Gründer und Chef des Karlsruher IT-Unternehmens Init, entschied sich für Ersteres und zog den Börsengang von Init entgegen dem Ratschlag der begleitenden Investmentbanker durch. Der Ausgabepreis von zumindest noch 5,10 Euro je Aktie brachte gut acht Millionen Euro an frischem Kapital ins Unternehmen. Und Init – die Abkürzung steht für Innovation in Traffic – war das letzte Unternehmen, das es an den Neuen Markt schaffte. Knapp zwei Jahre später wurde das Börsensegment für aufstrebende Technologieunternehmen nach einer Vielzahl von Skandalen endgültig geschlossen.

Doch Init gibt es noch immer, und auch der inzwischen 75-jährige Gottfried Greschner steht weiterhin an der Spitze des Unternehmens. Mit einem Anteil der Familie von mehr als 40 Prozent der Aktien ist er weiterhin der größte Anteilseigner.

„Es macht noch immer Spaß, auch wenn der Gedanke da ist, irgendwann in den Aufsichtsrat zu wechseln“, sagt Greschner. Den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden ist aber gerade in Zeiten von großem wirtschaftlichem Erfolg schwierig.

Der öffentliche Personennahverkehr, für den Inits Digitalisierungssysteme Fahrpläne, Fahrzeugeinsatz und Ticketingsysteme weltweit erstellen, boomt. Überall stehen durch die Herausforderungen um Digitalisierung und ökologischem Umbau große Veränderungen an. Rund 1100 Kunden weltweit mit mehr als 160.000 Fahrzeugen suchen hierzu nach Lösungen.

Der Aktienkurs von Init hat sich seit Ausbruch der Pandemie verdreifacht. Analysten wie Robert-Jan van der Horst von Warburg Research haben deshalb kürzlich die Erwartungen zurückgefahren. Angesichts der starken Kursentwicklung rät er jetzt nur noch zum Halten der Aktie.

Spin-off der Uni Karlsruhe

Zu erwarten war das bei der Gründung im Jahr 1983 nicht. Gottfried Greschner hatte das Unternehmen als Spin-off der Universität gegründet. „Bedarfsgesteuerter Busverkehr in Karlsruhe“ war das Thema eines Forschungsprojektes, das anschließend seine Weiterentwicklung in der unternehmerischen Praxis fand. Inzwischen haben sich die Anforderungen erheblich verändert.

Galt es vor 20 Jahren noch als Innovation, wenn die eng getakteten Londoner Doppeldecker-Busse durch Init-Systeme im dichten Stadtverkehr den Abstand hielten und nicht bei Stau zueinander auffuhren, so erfolgt heute der Ticketkauf per Smartphone, und auch die Belegung der Fahrzeuge ist bis ins Detail bei der Leitstelle abrufbar.

Die nächste riesige Herausforderung steht bereits bevor. Wenn in den nächsten Jahren mehr und mehr Elektrobusse das Stadtbild prägen werden, müssen die Betreiber die derzeit noch kurzen Reichweiten und langen Ladezeiten bei der Verfügbarkeit der Fahrzeuge koordinieren. Ein Leitsystem von Init soll dann den Ladezustand überwachen.

„Das ist ein riesiges Betätigungsfeld“, blickt Gottfried Greschner nach vorne. Immerhin geht es in großen Städten um Flotten zwischen hundert und tausend Bussen, deren Ladezustand koordiniert werden muss. Unabhängig davon, ob die Batterie am Betriebshof oder in 20 Minuten Pause an der Endhaltestelle geladen wird.

Ein solches System hat beispielsweise das litauische Start-up Dancerbus entwickelt. Weil die öffentlichen Fördermittel durch den politischen Druck zum ökologischen Umbau der Mobilitätssysteme inzwischen reichlich fließen, ist die Nachfrage überall in der Branche enorm.

Zukunft im regionalen Bahnverkehr

Längst gibt es bei Init Ideen, wie das Geschäftsfeld weiter ausgedehnt werden kann. „Wir wollen stärker in den Bahnverkehr“, sagt Gottfried Greschner.

Straßenbahnen, U-Bahnen und Busse sollen stärker koordiniert werden, sodass der gesamte Regionalverkehr für Kunden besser aufeinander abgestimmt ist. Die verzweifeln derzeit noch an den allzu komplizierten Ticketsystemen der einzelnen Betreiber. Beispielsweise gibt es mehr als hundert Privatbahnen im Land, die aus Kundensicht sehr viel besser miteinander vernetzt werden könnten. Das soll Greschner zufolge so schnell wie möglich passieren.

Wer irgendwann ihm selbst an der Spitze von Init nachfolgt, ist noch nicht entschieden. In Frage kommt zum Beispiel Gottfried Greschners Bruder Jürgen Greschner, der bisher sein Stellvertreter ist. Aber auch die beiden Eigengewächse im Vorstand, Finanzchefin Jennifer Bodenseh und der Technische Vorstand Matthias Kühn, stehen bereit, um den Generationswechsel einzuleiten.

Mehr: Milliardenmarkt Mobilitätsdaten: Deutsche Autobauer verteidigen das Zukunftsgeschäft.

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