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Nina und Maximilian Hugendubel Vom Buchhändler zum Eventmanager – Hugendubel erweitert das Angebot

Cafés gehören inzwischen zum Standard in den Filialen der Geschwister. Kaffee und Kuchen reichen aber nicht mehr. Die Kunden wollen unterhalten werden.
14.02.2020 - 04:00 Uhr Kommentieren
Die Geschwister wollen den Buchkauf zum Erlebnis machen. Quelle:  Hugendubel
Maximilian und Nina Hugendubel

Die Geschwister wollen den Buchkauf zum Erlebnis machen.

(Foto:  Hugendubel)

München Zum Kindergeburtstag in die Buchhandlung? Das stand bislang nur selten auf dem Wunschzettel der Kleinen. Dies könnte sich ändern, wenn die Pläne von Nina Hugendubel, 49, und Bruder Maximilian, 51, aufgehen. Denn dann wandeln sich die Filialen der Geschwister zur Eventlocation. „Unser Ziel ist, zum Treffpunkt zu werden, zu einem Ort, an dem immer etwas Spannendes passiert“, betont Nina Hugendubel.

Die Geschwister betreiben bundesweit gut 150 Filialen. Zuletzt lief das Geschäft offenbar rund. In der ersten Hälfte des am 1. Juli begonnenen Geschäftsjahres sei es durchweg aufwärtsgegangen, berichtet Maximilian Hugendubel: „Wir liegen in allen Bereichen über dem Vorjahr, auch in den Filialen.“ Umsatz und Ertrag nennt das Familienunternehmen nicht. Branchenschätzungen zufolge lagen die Erlöse 2018 bei 335 Millionen Euro.

Trotzdem spüren die beiden Buchhändler, dass immer weniger Konsumenten in die Innenstädte fahren. Deshalb kommen auch weniger Leute in die Geschäfte des Münchener Traditionshauses. Das hätten sie in jüngster Zeit ausgeglichen, indem sie das Angebot besser gesteuert hätten, erläutert Maximilian Hugendubel. Prominent platziert und beworben würden genau die Bücher, die von der Marge her, vom Preis und den Werbekostenzuschüssen der Verlage für Hugendubel am attraktivsten seien – und natürlich interessant für die Käufer.

In einer wöchentlichen Redaktionskonferenz legen die Geschwister diese herausragenden Angebote zusammen mit ihrem Top-Management fest. Das Konzept habe sich bewährt. Zuletzt hätten die Kunden im Schnitt mehr Artikel gekauft als früher und dafür auch mehr bezahlt.

Mehr Ausgaben fürs Lesen

Das werde allerdings auf Dauer nicht reichen, fürchten die beiden Hugendubels. Daher versuchen sie, die Filialen attraktiver zu gestalten. „Café des Lesens“ nennt sich das Konzept, mit dem sie die Kunden auf eine entspannte Tasse Kaffee in die Läden einladen. Damit liegt Hugendubel voll im Trend: „Die Kunden goutieren gut gemachte, gastronomische Angebote“, sagt Klaus Harnack von der Unternehmensberatung Hachmeister + Partner.

Damit aber nicht genug. Im Geschäft am Münchener Stachus bieten die Unternehmer einen sogenannten „Escape Room“ an. Der Raum orientiert sich am Krimi „1794“ des schwedischen Autors Niklas Natt och Dag. Rätselfreunde machen sich darin auf die Suche nach der Taschenuhr eines Ermittlers, der in dem Werk auftaucht. Innerhalb einer Stunde versuchen die Spieler, verschiedene Aufgaben zu bewältigen und Fragen zu beantworten. Es geht darum, den Raum als „Sieger“ zu verlassen.

Selbst Yoga-Stunden sind inzwischen ganz normal bei Hugendubel; und auch, dass die Buchhändler vor Ort bei einem Frühstück am Montagmorgen einmal ihre liebsten Neuerscheinungen vorstellen. Wenn ein Autor sein jüngstes Kompendium über Whisky präsentiert, geht das einher mit einer Verkostung. Derartige Angebote sind immer öfter im Handel zu sehen. „Die Leute wollen beim Einkauf unterhalten werden“, meint Berater Harnack.

Die Experten von PwC gehen davon aus, dass das Geschäft mit gedruckten Büchern in Deutschland in den nächsten Jahren schrumpfen wird. Die Umsätze mit E-Books hingegen werden zunehmen. Insgesamt dürften die Konsumenten aber mehr fürs Lesen ausgeben. Von 9,1 Milliarden Euro 2018 könnte der Umsatz der Branche in den nächsten drei Jahren um rund 600 Millionen Euro steigen, falls die Prognose zutrifft.

Für die Geschwister Hugendubel heißt das: Ihr Geschäft mit E-Books wird noch wichtiger – gleichzeitig wird es immer anspruchsvoller, gedruckte Werke in den Filialen zu verkaufen. Nach Thalia und Mayersche, die im vergangenen Jahr fusionierten, und Weltbild sind sie die Nummer drei im deutschen Buchhandel.

Erfinder des Buchkaufhauses

Die Unternehmer haben sich die Aufgaben aufgeteilt: Maximilian, ein promovierter Jurist und ehemaliger Unternehmensberater, kümmert sich eher um die klassischen Bereiche, etwa die Filialen. Nina, die einst Politik, Philosophie und Wirtschaft studierte, ist zuständig für das neue Business, darunter die Allianz rund um den E-Book-Reader Tolino. Beide sind gelernte Buchhändler und waren zunächst außerhalb des eigenen Unternehmens tätig, ehe sie 2003 die Geschäftsführung von ihrem Vater übernahmen. Die wichtigen Entscheidungen treffen sie gemeinsam.

Sie hatten schon turbulente Zeiten zu überstehen. 2007 verbündeten sie sich mit der Verlagsgruppe Weltbild, damals noch in Besitz der katholischen Kirche, und vereinten die Filialen unter einem gemeinsamen Dach. Das brachte Hugendubel in Bedrängnis, als Weltbild Anfang 2014 pleiteging. Die Geschwister trennten sich anschließend schnell von den Augsburgern – und hatten trotzdem lange zu kämpfen. So manchen Buchladen haben sie aufgegeben. Die verbliebenen, einst supermarktgroßen Geschäfte sind deutlich geschrumpft.

Hugendubel ist nicht irgendeine Firma. In München geht man „zum Hugendubel“, wenn es um Bücher geht. Bis Anfang des vergangenen Jahrzehnts gab es sogar noch die Filiale am Salvatorplatz, die Heinrich Karl Gustav Hugendubel 1893 gekauft hatte. Den Durchbruch für die Buchhändlerfamilie schaffte erst Heinrich Hugendubel, der Vater von Nina und Maximilian.

Er gilt als der Erfinder des modernen Buchkaufhauses in Deutschland. Als erster großer Händler richtete er 1979 Lese-Inseln in seiner Filiale am Münchener Marienplatz ein. Mit 2400 Quadratmetern war sie damals die größte Buchhandlung Deutschlands. Noch immer befindet sich dort eine der wichtigsten Filialen, wenngleich auf der teuersten Fläche im Erdgeschoss inzwischen die Telekom eingezogen ist.

Kaufhof als neuer Kunde

Ein wesentlicher Schritt, um zu wachsen und näher an die Kunden heranzurücken, steht nun kurz bevor. Hugendubel ist von diesem Frühjahr an auch für das Buchgeschäft bei Kaufhof zuständig. Damit kommen bundesweit 90 Standorte dazu.
Es ist kein Zufall, dass die Warenhauskette mit den Hugendubels ins Geschäft gekommen ist. Die Bayern führen bereits die Buchabteilungen bei Karstadt, dem neuen Eigentümer von Kaufhof. Hugendubel kümmert sich dabei um die Belieferung und die Buchauswahl, die Kaufhäuser stellen das Personal. Zudem stattet Hugendubel die Spielzeugabteilungen mit Kinderbüchern aus.
„Mit Kaufhof sind wir künftig flächendeckend in Deutschland vertreten“, unterstreicht Nina Hugendubel. Der Platz ist aber begrenzt und damit auch das Angebot. Es stehen jeweils nur 30 bis 50 Quadratmeter zur Verfügung. Das ist aber so gewollt: „Bei gezielter Auswahl im Hinblick auf unsere Kundschaft sind Buchsortimente im Warenhaus eine Erfolgsgeschichte und hochprofitabel. Unser Partner Hugendubel versteht es, genau solche Topseller für uns maßgeschneidert zusammenzustellen“, sagt Thomas Wanke, Chief Sales Officer von Galeria Karstadt Kaufhof.
Ganz anders sieht es bei den eigenen Filialen aus: Dort hält Hugendubel im Schnitt 15.000 Titel vor. „Wir stehen für Vollsortiment. Wenn zu wenige Bücher da sind, spricht uns der Kunde die Kompetenz ab“, erläutert Maximilian Hugendubel.Wirtschaftlich sinnvoll ist das gewaltige Sortiment im Grunde nicht. Es seien lediglich 100 Titel, mit denen Hugendubel praktisch den gesamten Umsatz erziele.

Mehr: Fünf traditionsreiche Innenstadtgeschäfte in München bilden ihren Nachwuchs gemeinsam aus. Nur mit gut geschultem Personal sehen sie eine Chance gegen Amazon.

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