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Onetool Wie Corona einem Berliner Start-up den Traum vom Silicon Valley verhagelte

Gordian Braun wurde mit seinem Start-up in den begehrtesten Accelerator der Welt aufgenommen. Dann kam die Pandemie dazwischen.
05.08.2020 - 18:02 Uhr Kommentieren
Mit Onetool managen Unternehmen Software-Abos ihrer Mitarbeiter. Quelle: Onetool
Gordian Braun (l.) und sein Mitgründer Tobias Becker

Mit Onetool managen Unternehmen Software-Abos ihrer Mitarbeiter.

(Foto: Onetool)

San Francisco Alles begann mit einem Youtube-Video. Gordian Braun und sein Mitgründer Tobias Becker erklären etwas gehetzt in die Kamera, wie ihr Start-up Onetool das „SaaS-Chaos“ in Firmen beenden will. Die Fenster im Hintergrund sorgen für störendes Gegenlicht. Eine Minute Amateuraufnahme.

Das Video aus dem November 2019 war Teil einer Bewerbung. Sie brachte das Berliner Start-up in den Y Combinator, den exklusivsten Start-up-Accelerator der Welt. Stripe, Airbnb oder Doordash, der größte Essenlieferdienst der USA – viele der wertvollsten Jungfirmen der Welt sind Alumni des „YC“. Nur etwa ein Prozent der Bewerber wird genommen. Einer von ihnen ist Onetool.

„Wir hatten keine Zeit, uns groß vorzubereiten“, sagt Braun heute. Monate vorher hätten sie sich beworben. Dann plötzlich die Aufforderung, ein Video zu schicken. Danach eine Einladung zu einem Interview in Paris – genau in der Woche der Internetkonferenz Web Summit in Lissabon. „In der Woche sind wir zwölfmal geflogen“, sagt Braun.

Das Interview beschreibt Braun als „Feuerinterview“. 15 Sekunden pro Frage: „Woran arbeitet ihr gerade?“, „Was ist euer Customer-Lifetime-Value? Könnt ihr mir in zwei Minuten ein Demo eures Produkts zusenden?“.

Mit Onetool managen Unternehmen Software-Abos ihrer Mitarbeiter. Pro Mitarbeiter würden Firmen mehrere Tausend Euro für Slack-, Pipedrive- oder andere „Software as a Service“ („SaaS“)-Zugänge ausgeben. Ungenutzte Zugänge fallen keinem auf, werden aber weiter abgebucht. Sechs Tage nach Paris bekamen Braun und Becker die Zusage.

Am 1. Januar zogen die beiden Gründer von Berlin in ein 70 Quadratmeter großes Apartment in Santa Clara. Ihr Tag begann nun um 6.30 Uhr, um trotz Zeitverschiebung die Berliner Mitarbeiter weiter zu managen, und endete oft um ein Uhr nachts. Einmal trafen sie die Airbnb-Gründer zum Abendessen, dazwischen gab es Calls, Coachings während der „office hours“ des YC und bohrende Fragen, wie Onetool schneller wachsen soll.

45 neue Kunden in zwei Tagen

„Konzentriere dich auf eine Metrik, und bringe die zum Wachsen“, sei so eine Lehre gewesen. Bei Onetool seien die Messgröße Partnerschaften mit SaaS-Unternehmen gewesen. Je mehr Software-Tools ein Nutzer mit Onetool managen oder abonnieren kann, desto wertvoller ist es. Der Accelerator tat, was der Name verspricht: beschleunigen. In zwei Tagen fand Onetool 45 neue Kunden, einige davon unter anderen YC-Firmen.

Der Höhepunkt des Y Combinator kommt aber zum Ende: der traditionelle „Demo Day“ Ende März, bei dem die Start-ups ihre Fortschritte vorstellen und Investoren die nächsten Airbnbs oder Stripes scouten können. Diesmal kam die Pandemie dazwischen. Ein persönliches Investorenmeeting klappte noch, aber der große Geldregen blieb aus.

So wie auch der „Demo Day“: Ein Bühnenevent mit Hunderten Menschen wäre wegen der Ausgangssperren gar nicht mehr erlaubt gewesen. Erst sollte es noch eine Videoaufzeichnung geben, die der YC auf seine Seite gestellt hätte.

Dann wurde die auch abgesagt. „Du bist monatelang psychisch am Maximum – alles für einen Tag“, sagt Braun, „nur um den Traum dann in Scherben zerbrechen zu sehen.“

Inzwischen sind Braun und Becker wieder in Berlin. Neues Kapital einwerben, das haben sie nun erst mal verschoben. Stattdessen haben die Onetool-Gründer ihre Seite überarbeitet und eben ein SaaS-Beratungsunternehmen übernommen.

Die Erfahrung im Silicon Valley schätzt Braun ganz pragmatisch ein: „Die kochen im Y Combinator auch nur mit Wasser. Aber das Wasser ist verdammt heiß.“

Mehr: Prominente Investoren starten 125-Millionen-Fonds für Hightech aus Deutschland.

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