Robin Behlau Der Gründer baut Aroundhome zur Anlaufstelle rund ums Haus aus

„Wir müssen ein Produkt aufbauen, das so gut ist, dass alle es nutzen wollen. Zudem brauchen wir Angebote in allen Regionen. Anschließend können wir ins Ausland gehen.“
Hamburg Robin Behlau ist ein Gründer, der so lange an einem Geschäftsmodell feilt, bis es rund ist. So hat er ein Portal entwickelt, das Dienstleistungen für Haushalte vermittelt. Jetzt will er wachsen – und kann dank eines Investors die Strategie erneut anpassen.
Ein halbes Jahr nach der Mehrheitsübernahme durch die Pro-Sieben-Sat 1-Gruppe plant er für Aroundhome deutliches Wachstum. Dafür nimmt das vor elf Jahren unter dem Namen Käuferportal gegründete Unternehmen deutliche Verluste in Kauf. „Wir müssen zur bundesweiten Marke werden, um gegen Google und andere anzukommen“, sagt Behlau. Perspektivisch will er das Geschäft auf weitere Länder ausdehnen.
Aroundhome vermittelt größere Anschaffungen und Aufträge rund ums Haus – etwa Heizungsanlagen, Küchen und Treppenlifte. Nutzer beantworten online mehrere Fragen und bekommen dann nach einem telefonischen Rückruf Empfehlungen für Dienstleister in ihrer Region.
Im Gegenzug zahlt etwa ein Küchenstudio 65 Euro pro Empfehlung an Aroundhome. Den relativ hohen Preis rechtfertigt Aroundhome damit, dass anders als etwa bei Google-Werbung die Interessenten durch das Telefonat verifiziert sind.
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2008 ist das Unternehmen mit nur 500.000 Euro Anschubfinanzierung gestartet und hat zunächst je nach Produkt unter verschiedenen Domains agiert. Damit sei es recht schnell profitabel geworden, sagt Behlau. Jetzt jedoch soll Aroundhome auf eine neue Größe wachsen – und zwar mit neuer Strategie.
Eine einheitliche Marke soll ein Grundproblem lösen: Weil die Produkte selten gekauft werden, gab es kaum wiederkehrende Nutzer. Deshalb will Behlau nun so viele Produktkategorien und Dienstleistungen auf eine Seite packen, dass Hausbesitzer mehrfach im Jahr einen Anlass haben, das Angebot zu nutzen. „Wir wollen die eine Plattform fürs Haus aufbauen“, erklärt er. Das erleichterte die Fernsehwerbung.
2017 kam Aroundhome auf 62,7 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von rund 30 Prozent. Operativ verlor das Unternehmen vor allem wegen der hohen Werbeausgaben in dem Jahr 6,4 Millionen Euro. Auch in die Technik investiert Aroundhome. „Wir müssen ein Produkt aufbauen, das so gut ist, dass alle es nutzen wollen. Zudem brauchen wir Angebote in allen Regionen. Anschließend können wir ins Ausland gehen“, sagt Behlau.
Bis Ende 2018 gehörte Aroundhome neben der Pro-Sieben-Sat 1-Tochter Nucom auch dem Investor General Atlantic. Der brachte seine Anteile anschließend bei Nucom ein und beteiligte sich im Gegenzug an dieser Dachgesellschaft. Die Operation ermöglicht Aroundhome nun unter anderem günstigere Werbepreise und so schnelleres Wachstum.
Pro Sieben Sat 1 kann Wachstum in neuen Geschäftsfeldern gut gebrauchen. Die Aktie notiert auf einem Siebenjahrestief. Konzernchef Max Conze kündigte zuletzt an, im Bereich E-Commerce wolle das Unternehmen sich auf die „großen Würfe“ konzentrieren. Dafür gebe es seit 2018 „eine sehr klare Strategie und Aufstellung“, sagte er der „Welt“. Bis 2023 solle sich der Umsatz des Bereichs auf zwei Milliarden Euro mehr als verdoppeln – wohl auch dank Aroundhome.
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