Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Sascha Moeri im Interview Chef der Uhrenmarke Carl F. Bucherer: „Der Siegeszug des E-Commerce ist nicht aufzuhalten“

Sascha Moeri verkauft über Instagram Uhren für fünfstellige Summen. Im Interview spricht er über die Corona-Probleme der Branche und die Zukunft des Onlinehandels.
27.03.2021 - 11:23 Uhr Kommentieren
Der CEO der Carl F. Bucherer sieht, dass der „Siegeszug“ von Digitalisierung und E-Commerce auch in seiner Branche „nicht aufzuhalten“ ist. Quelle: Herbert Zimmermann / 13 Photo
Sascha Moeri

Der CEO der Carl F. Bucherer sieht, dass der „Siegeszug“ von Digitalisierung und E-Commerce auch in seiner Branche „nicht aufzuhalten“ ist.

(Foto: Herbert Zimmermann / 13 Photo)

Hamburg Das Luzerner Haus Bucherer ist eine Instanz auf dem globalen Luxusmarkt rund um Uhren und Schmuck. Allein mit Uhren soll der Konzern im Jahr 2019 noch 1,7 Milliarden Schweizer Franken umgesetzt haben, so eine Schätzung der Vermögensverwaltung Vontobel. Dann kam Corona – und traf auch die hauseigene Uhrenmarke Carl F. Bucherer, deren CEO Sascha Moeri dennoch optimistisch in die Zukunft schaut.

Gerade „in so unsicheren Zeiten“ wie jetzt sehnten sich die Kundinnen und Kunden „nach wahren Werten“, sagt er. Sie seien angesichts der Corona-Restriktionen nur bereiter denn je, sich teure Pretiosen auch via Internet zu kaufen. Der „Siegeszug“ von Digitalisierung und E-Commerce sei deshalb auch in seiner Branche „nicht aufzuhalten“, wenngleich die von kostbarster Mechanik und Handarbeit lebt.

Moeri selbst geht da als Verkäufer mit gutem Beispiel voran. Über seinen persönlichen Instagram-Account verkauft der Topmanager immer wieder Uhren aus seiner Manufaktur für fünfstellige Summen. Er gratuliere „jeder Marke, die es noch ohne E-Commerce schafft. Aber es werden jedes Jahr weniger.“

Lesen Sie hier das ganze Interview:

Herr Moeri, in wenigen Tagen startet die weltgrößte Uhrenmesse Watches and Wonders – und das erstmals rein digital. Was sind die Vorteile, aber auch die Nachteile so eines virtuellen Formats?
Erst mal Gratulation an die Organisatoren, dass sie die Schweizer Uhrenindustrie – wenn auch digital – wieder vereinen. Natürlich fehlt der persönliche Austausch. Aber es ist nun mal derzeit die einzige Möglichkeit, unsere Pretiosen der Presse, dem Handel und der Öffentlichkeit gleichzeitig präsentieren zu können. Wir sind ready und freuen uns, mit tollen Online-Präsentationen einen Einblick in unsere Neuheiten zu gewähren.

Wie digital wird Ihr so sehr von Handarbeit und Manufakturgedanken geprägtes Geschäft noch?
Schon unser Inhaber Jörg G. Bucherer sagte einmal, dass man einen Handschlag nicht ersetzen kann. Dies sehe ich genauso. Der Austausch mit Kunden und Partnern bleibt enorm wichtig. Die jetzige virtuelle Messe ist indes nur die Fortsetzung dessen, was in den vergangenen Jahren auch in unserer Branche schon begann: Der Siegeszug von Digitalisierung und E-Commerce ist nicht aufzuhalten. Viel weiter ist man da schon in Asien …

… das ja für Carl F. Bucherer mittlerweile als Hauptmarkt gilt, oder?
Wir machen in Asien 40 Prozent unseres Umsatzes, den Großteil davon im Großraum China.

Keine Angst vor einem Klumpenrisiko?
Weitere 40 Prozent stammen aus Europa. Den Rest teilen sich die USA und weitere Regionen wie Indien und der Mittlere Osten. Wir sind da also sehr breit aufgestellt. Am Ende werden jene Firmen die Gewinner sein, die eine Balance schaffen: geografisch, aber vor allem auch zwischen ihrer On- und Offlinepräsenz.

Je teurer ihre Uhren, umso mehr sträuben sich manche Verantwortlichen noch immer gegen E-Commerce.
Ich gratuliere jeder Marke, die es ohne schafft. Aber es werden jedes Jahr weniger. Wir waren da Vorreiter. Das kommt uns nun zugute. Onlinepräsenz ist essenziell für die globale Wahrnehmung einer Manufaktur wie Carl F. Bucherer und nicht mehr nur ein kommerzielles Tool. Es ist der Marktplatz der Zukunft.

Bedroht diese Zukunft nicht auch Ihre rund 100 eigenen Stores weltweit?
So darf man das nicht sehen. Die eigenen Stores haben unschätzbare Vorteile wie das persönliche Erleben und Kuratieren. Beide Seiten profitieren voneinander und ergänzen sich bestens. Es kommt auch hier auf die ideale Balance an.

Kaufen Kunden heute wirklich schon Uhren für fünfstellige Summen, die sie vorher nie bei einem Gläschen Champagner in der Hand hatten?
Das ist in der Tat so. Über meinen persönlichen Instagram-Account verkaufe ich zum Beispiel heute schon eine Menge unserer Pretiosen persönlich. Dort stehe ich auch mit meinem Namen und biete einen direkten Kontakt. Das macht nicht nur unseren Kunden Spaß, sondern mir ebenso.

2019 haben Sie 30.000 Uhren der eigenen Marke Carl F. Bucherer verkauft. Dann kam Corona. Wann wollen Sie diese Größenordnung wieder erreichen?
Ich rechne 2022 damit. Wir haben uns jetzt erst mal darauf konzentriert, in den nächsten Monaten mit einer Vielzahl toller Innovationen und neuen Zeitinstrumenten unsere Kunden überraschen zu können.

Was bedeutet Corona generell für Ihr Haus und die Branche?
Bucherer ist 1888 gegründet worden, hat also verschiedene Krisen er- und überlebt. Aber die wirtschaftlichen Kollateralschäden der Pandemie sind spürbar. Da geht es uns wie der ganzen Schweizer Uhrenindustrie …

… die 2020 rund 22 Prozent Umsatz verloren hat.
Andererseits sind wir als Familienunternehmen auch hervorragend und nachhaltig aufgestellt. Dank der Weitsicht unseres Verwaltungsrates sowie der Konzernleitung werden wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

Befürchten Sie Insolvenzen?
Ich mache mir Sorgen derzeit – aber eher um andere Branchen als unsere eigene. Gerade die Kultur, die Tourismusbranche sowie der Gastro- und Eventbereich sind massiv betroffen.

Der Bucherer-Konzern ist auch ins sogenannte Certified-Pre-owned-Geschäft (kurz: CPO) eingestiegen, Sie verkaufen mittlerweile also nicht nur die eigenen sowie die Uhren fremder Marken, sondern auch geprüfte Gebrauchtware. Wie entwickelt sich das?
Hervorragend. Vor etwa drei Jahren hat die Gruppe unter der Leitung von Patrick Graf damit begonnen. Und natürlich ist das ein komplexes Terrain. Es braucht Experten, die jede Uhr sehr genau prüfen, bevor sie das Gütesiegel samt Zwei-Jahres-Garantie erhalten kann. Das bieten viele Konkurrenten heute noch nicht an. Auch deshalb sehe ich da große Chancen für Bucherer. Kundinnen und Kunden kaufen gern Uhren aus zweiter oder dritter Hand. Aber sie wollen Sicherheit. Wir gehen davon aus, dass CPO einer der wichtigen Wachstumsmärkte unserer Branche werden wird.

Wie fällt Ihre Prognose generell aus für dieses Jahr?
Es wird kein schlechtes Jahr. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, es noch mit 2019 zu vergleichen, das im Nachhinein betrachtet wirklich ein Ausnahmejahr war. Ich bin also nicht pessimistisch, aber auch nicht zu euphorisch. Dazu ist in Corona-Zeiten einfach zu wenig planbar.

Die Lust an kostbaren mechanischen Armbanduhren hat durch die Pandemie nicht gelitten?
Im Gegenteil. Die Menschen haben Freude an Luxusgütern, im Speziellen, wenn das Unternehmen nachhaltig und mit einer klaren Haltung agiert. Und natürlich suchen sie in so unsicheren Zeiten nach wahren Werten.

Herr Moeri, vielen Dank für das Interview.

Mehr: Digitalisierung rettet Schweizer Uhrenhersteller durch die Coronakrise

Startseite
Mehr zu: Sascha Moeri im Interview - Chef der Uhrenmarke Carl F. Bucherer: „Der Siegeszug des E-Commerce ist nicht aufzuhalten“
0 Kommentare zu "Sascha Moeri im Interview: Chef der Uhrenmarke Carl F. Bucherer: „Der Siegeszug des E-Commerce ist nicht aufzuhalten“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%