Schiffsbau Werftengruppe Lürssen spaltet Marinesparte ab – Blohm+Voss droht Kahlschlag

Die traditionsreiche Werft will die Produktion von Jachten und Kriegsschiffen künftig organisatorisch voneinander trennen.
Berlin Die Werftengruppe Lürssen steht vor einem größeren Umbau. Das Unternehmen gliedert den Bereich Marine in die Sparte Naval Vessel Lürssen (NVL) aus. Der Gesellschafter Friedrich Lürssen begründete den Schritt am Freitag mit der zunehmenden Komplexität der beiden Märkte, in denen das Unternehmen aktiv ist. Die Bremer Firma baut neben Kriegsschiffen sogenannte Megajachten für betuchte Kunden.
Bislang hatte die Gesellschaft beide Bereiche in einer Einheit geführt. Bisher betonte das Unternehmen stets, dass beide Geschäftsfelder sich ergänzten. Läuft es bei der Marine nicht, dann hält der zivile Bereich das Unternehmen über Wasser. Lürssen zählt zu den erfolgreichsten Herstellern von sogenannten Megajachten
Die deutsche Werftenlandschaft durchläuft seit über einem Jahrzehnt einen grundlegenden Wandel. Aufgrund der harten Konkurrenz aus Fernost haben sich die Unternehmen vom Bau konventioneller Frachtschiffe – dem größten Marktsegment – verabschiedet und sich auf die Fertigung von Spezialschiffen sowie die Bereiche Marine und Jachten fokussiert.
In dieser turbulenten Phase haben Friedrich Lürssen und dessen Vetter Peter Lürssen geschickt agiert und sich Standorte von Wettbewerbern einverleibt. Dazu gehört auch die frühere Hamburger Werft Blohm+Voss, die lange Zeit zum früheren Marktführer Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) gehört hatte.
Während andere Schiffbauer darbten, gewannen die Bremer zahlreiche Aufträge für die Fertigung von Korvetten, Patrouillenbooten und anderer Marineeinheiten. Zudem ließen Oligarchen und vermögende Menschen dort ihre Megajachten bauen.
Gewinner der Krise
Zuletzt veränderte sich aber das Geschäft. So erhielt die niederländische Damen-Werft den Zuschlag für den Bau von großen Fregatten für die Deutsche Marine; bei dem milliardenschweren Geschäft ist Lürssen nur Zulieferer. Zudem bestellen die zivilen Kunden zunehmend kleinere Jachten. Die Nachfrage verschiebt sich bei den Milliardären von Schiffen mit einer Länge von 60 bis 120 Metern. Zuvor lag die Marke bei über 150 Metern. Kleinere, energiesparende Jachten sind nun gefragt.

Eine Fregatte der Bundeswehr wird in Hamburg repariert.
Der Umbau bringt für die Traditionswerft Blohm+Voss im Hamburger Hafen massive Veränderungen. Der Standort gehört künftig zu NVL – und es droht nun ein Stellenabbau. Nach Angaben aus Branchenkreisen soll ein Viertel der knapp 600 Beschäftigten seinen Job verlieren. Lürssen begründete die Einschnitte damit, dass der Standort nicht wettbewerbsfähig sei.
Bisher war Blohm+Voss stark im zivilen Feld präsent. So wurden neben Handelsschiffen auch Kreuzfahrtschiffe überholt, was solide Einnahmen gebracht hatte. Blohm+Voss prägt zudem das Stadtbild der Hansestadt, hatten doch legendäre Schiffe wie die Queen Elizabeth dort angedockt. Das Segment Kreuzfahrtschiffe werde nun nicht mehr aktiv weiterverfolgt, hieß es.
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