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Schlagmann Poroton Für Mittelständler wird die Dekarbonisierung zum Kraftakt

Bei der Ziegelproduktion entweicht viel CO2 in die Atmosphäre. Eine Brancheninitiative will das ändern. An der Spitze: ein bayerisches Familienunternehmen.
27.03.2021 - 16:27 Uhr Kommentieren
Jedes dritte Wohngebäude in Deutschland wird mit Ziegeln errichtet. Quelle: dpa
Bauarbeiten in Heilbronn

Jedes dritte Wohngebäude in Deutschland wird mit Ziegeln errichtet.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Wenn Johannes Edmüller, Geschäftsführer des bayerischen Ziegelproduzenten Schlagmann Poroton, die größte Herausforderung seiner Branche beschreibt, dann braucht er dafür nur einen Satz. „Der rote Ziegel muss grün werden“, sagt der Manager im Gespräch mit dem Handelsblatt. Er bezieht sich damit auf das Ziel der EU-Kommission, die europäische Wirtschaft bis spätestens 2050 vollständig zu dekarbonisieren.

Für die mittelständisch geprägte Ziegelindustrie mit ihren deutschlandweit rund 8500 Beschäftigten ist das eine große Herausforderung. Denn bei der Herstellung entweicht viel CO2 in die Atmosphäre. 2020 waren die insgesamt 80 Unternehmen, die im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (BVZI) organisiert sind, für den Ausstoß von rund 1,7 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich.

Etwas mehr als die Hälfte der Emissionen entsteht dabei während des Brennvorgangs, bei dem üblicherweise Erdgas als Energieträger eingesetzt wird. Weitere 14 Prozent resultieren direkt aus dem Stromverbrauch der Unternehmen – und ließen sich durch einen Umstieg auf erneuerbare Energien recht einfach eliminieren.

Etwa ein Drittel der Emissionen aber ist untrennbar mit den Prozessen verbunden. Sie entstehen etwa je zur Hälfte bei der Herstellung von Ton und der sogenannten Porosierung, bei der die Ziegel mit Luftporen versehen werden, um die Wärmedämmung zu erhöhen.

Eine Gruppe von Unternehmern rund um Edmüller, der dem BVZI als Vizepräsident vorsteht, hat dem hohen CO2-Ausstoß nun den Kampf angesagt – und einen technologischen Fahrplan ausgearbeitet, mit dem sich das Null-Emissions-Ziel erreichen lässt. „Die deutschen Mauer- und Dachziegelhersteller sind bereit, ihren Beitrag zu leisten“, so Edmüller.

Der BVZI-Präsident hat dem hohen CO2-Ausstoß der Ziegelbranche den Kampf angesagt. Quelle: obs
Johannes Edmüller

Der BVZI-Präsident hat dem hohen CO2-Ausstoß der Ziegelbranche den Kampf angesagt.

(Foto: obs)

Wie dieser Beitrag aussehen kann, hat der BVZI in drei Szenarien skizziert. Dabei sieht das am wenigsten ambitionierte Szenario lediglich einen höheren Effizienzgrad für bereits bestehende Technologien sowie, wo möglich, den Wechsel von konventionellem auf Grünstrom vor. Doch die Kosten sind bereits immens: So rechnet der Verband mit Investitionen von rund 881 Millionen Euro bis 2050 , um die Gesamtemissionen um lediglich 25 Prozent zu senken.

Dekarbonisierung der Ziegelproduktion ist möglich

Um die Emissionen auf null zu drücken – das ambitionierteste Ziel – wären nach Berechnungen des Verbands sogar Investitionen von insgesamt 2,3 Milliarden Euro notwendig. Darin eingepreist ist auch ein Technologiewechsel, der tief in den Produktionsprozess eingreift.

„Um das zu finanzieren, brauchen wir neben Förderungen auch Planungssicherheit beim Preis für grünen Strom, aber auch für Wasserstoff“, sagt Edmüller. „Die Emissionen für Brennen, Trocknen und Porosierung auf null zu bringen ist möglich – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.“

Sorge bereitet ihm dabei auch die Konkurrenz aus dem Ausland, die teilweise unter laxeren regulatorischen Bedingungen produzieren kann. Denn durch den Wechsel auf erneuerbare Energien und Wasserstoff steigen die Produktionskosten – wobei die Kunden derzeit nach Einschätzung von Edmüller noch nicht dazu bereit sind, einen größeren Aufpreis für grüne Ziegel zu bezahlen.

Dabei spricht der Familienunternehmer aus Erfahrung. „Wir haben bereits einen nahezu klimaneutralen Ziegel im Angebot“, so Edmüller. Hierzu setzt Schlagmann Poroton auf den Kauf von Zertifikaten, mit denen das Unternehmen die bei der Produktion nach wie vor entstehenden CO2-Emissionen ausgleicht. „Allerdings hält sich die Nachfrage im Vergleich zu unseren konventionellen Ziegeln in Grenzen.“ Und das bei einem Aufpreis von derzeit nur wenigen Prozent.

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