Serviceplan Florian Haller macht seine Werbeagentur zum Exportschlager

Der Werber entdeckte früh das Digitalgeschäft.
Düsseldorf Mit Kopfhörern im Ohr blickt er in die Kamera und berichtet über sein neues Büro. Madison Avenue in New York – die Adresse ist erstklassig. Florian Haller, Hauptgeschäftsführer der Agenturgruppe Serviceplan, strahlt auch jetzt, am vorläufigen Höhepunkt der Unternehmensgeschichte, Ruhe und Gelassenheit aus.
Ach, Büros seien weltweit gar nicht so unterschiedlich eingerichtet, sagt er beherrscht, und schwenkt mit seiner Handykamera kurz Richtung Fenster, unten fahren die Yellow Cabs, klein wie Spielzeugautos, vorbei. Schon zeigt er den Rest der Räume. Eine offene Bürostruktur, meint er, mehr als 65 Mitarbeiter seien bereits hier tätig.
Im vergangenen Jahr hat Haller sein erstes Büro in den USA eröffnet – und damit einen Meilenstein gesetzt. Schließlich will er sein Unternehmen zur „ersten aus Deutschland kommenden internationalen Agenturgruppe“ umbauen, wie er sagt. 24 Standorte hat die Gruppe weltweit, darunter in Ländern wie Italien, Frankreich und Russland.
Internationalisierung ist aber nur eine von zwei großen Stoßrichtungen, die Agenturchef Haller verfolgt. Die zweite heißt Digitalisierung. Diese beiden Ziele verfolgt er, seit er 2002 von seinem Vater Peter Haller die Führung der Agenturgruppe übernommen hat.
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Deren Belegschaft ist von anfangs 250 auf mittlerweile rund 4200 Mitarbeiter gewachsen. Serviceplan steht als Branchenprimus da. Davon zeugen auch die neuesten Geschäftszahlen, die die Agentur am Mittwoch vorstellt.
Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende Juni) hat die Agentur einen Umsatz von 442 Millionen Euro erzielt, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Damit übertrumpft Serviceplan den Branchendurchschnitt: Im Schnitt steigerten die deutschen Kommunikationsagenturen ihre Erlöse um ein halbes Prozent – das ermittelte jüngst der Branchenverband GWA.
Prognose ist nicht sehr optimistisch
Serviceplan gilt als die größte inhabergeführte Agentur Europas. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Haller. Die Marge seines Unternehmens liege leicht unter zehn Prozent. Zu den großen Kunden von Serviceplan gehören Unternehmen wie BMW, Penny, Hilti und Miele.
Für das laufende Geschäftsjahr gibt Haller keine allzu optimistische Prognose. „Die Marktsituation bleibt schwierig, und deshalb sind wir mit unseren Erwartungen für das Jahr etwas konservativer als in den Vorjahren“, sagt er. „Wir rechnen mit einem moderaten Wachstum der Umsätze um circa fünf Prozent.“
Auf Kundenseite bemerke er Zurückhaltung, zum einen aus allgemeinen konjunkturellen Gründen, zum anderen aus spezifischen Branchengründen. So befindet sich die Automobilbranche in einem Umwälzungsprozess, der sich auch in sinkenden Werbeausgaben zeigt. Das spürt die Kommunikationsbranche unmittelbar, denn Autohersteller geben traditionell viel Geld für Werbung aus.
Doch auch die Kommunikationsbranche selbst steckt inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Früher als viele andere Branchen hat sie die Konsequenzen der Digitalisierung gespürt. Menschen lesen Nachrichten immer häufiger im Internet, lassen sich von Onlineformaten unterhalten, besuchen Plattformen wie Facebook, Youtube und Netflix. Darauf muss sich eine Branche, deren Königsdisziplin einst der 30-Sekunden-Spot im TV-Werbeblock war, einstellen.
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