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Smartphone-Bank Wie Nikolay Storonsky Revolut zum wertvollsten Fintech Europas gemacht hat

Der Gründer hat 500 Millionen Dollar frisches Kapital gesammelt. Für den N26-Konkurrenten aus Großbritannien ist das ein gewaltiger Sprung.
05.02.2020 - 17:36 Uhr Kommentieren
Der gebürtige Russe hat eine große Vision. Quelle: ddp/Picture Press/Camera Press/Tom Stockill
Nikolay Storonsky

Der gebürtige Russe hat eine große Vision.

(Foto: ddp/Picture Press/Camera Press/Tom Stockill)

London Der Wettbewerb zwischen Europas Smartphone-Banken ist unerbittlich. In zehn Jahren werde es nur noch fünf große Player geben, glaubt Revolut-Gründer Nikolay Storonsky. Und der 35-Jährige will sicherstellen, dass seine Firma dazugehört.

In einer neuen Finanzierungsrunde erhält das britische Fintech-Unternehmen 500 Millionen Dollar frisches Kapital. Das bestätigten Insider dem Handelsblatt. Eine offizielle Bestätigung von Revolut gab es zunächst nicht. Mit einer Bewertung von 5,5 Milliarden Dollar ist die Firma nun das wertvollste Fintech in Europa – und zieht am deutschen Konkurrenten N26 vorbei (3,1 Milliarden Euro).

Für Revolut ist es ein gewaltiger Sprung: Bei der letzten Finanzierungsrunde im April 2018 war die Firma noch mit 1,7 Milliarden Dollar bewertet worden. Nun liegt sie gemeinsam mit dem schwedischen Zahlungsanbieter Klarna an der Spitze der europäischen Bewertungsrangliste.

Storonsky hatte Revolut 2015 zusammen mit seinem Freund Vlad Yatsenko in London gegründet. Beide hatten vorher bei großen Banken in der Londoner City gearbeitet. Storonsky war Derivatehändler bei Lehman Brothers, Nomura und Credit Suisse. Die Idee für Revolut entstand, weil Storonsky viel reiste und sich jedes Mal über die Gebühren ärgerte, die die Banken ihm für seine Geldgeschäfte abnahmen. Die Revolut-App bot anfangs günstige Auslandsüberweisungen an, später kamen neue Produkte wie Geschäftskonten und Aktienhandel hinzu.

Der gebürtige Russe mit dem britischen Pass inszeniert sich als Bankenschreck – und spuckt ähnlich große Töne wie Ryanair-Chef Michael O'Leary in der Airline-Branche. Die Londoner Zentrale von Revolut liegt in der Canary Wharf, im Herzen des europäischen Bankensektors. „Ich will eine wahrhaft globale Bank schaffen“, erklärt Storonsky seine Vision. „Jeder Mensch auf der Welt soll die App aufmachen und ein Konto eröffnen können.“

Der ehrgeizige Unternehmer hat sich immer schon hohe Ziele gesetzt: Er hat gleich zwei Uni-Abschlüsse, einen in Physik und einen in Volkswirtschaft. In seiner Moskauer Zeit war er auch Leistungsschwimmer. Storonsky pflegt sein Image als Antreiber. Er sei aggressiver, dränge mehr als andere, deshalb wachse Revolut auch schneller als viele Konkurrenten, erzählt er bei öffentlichen Auftritten.

Monatelange Verhandlungen

Angeführt wird die neue Finanzierungsrunde, die sogenannte Series E, vom Silicon-Valley-Fonds Technology Crossover Ventures (TCV) mit 150 Millionen Dollar. Der Berliner Risikokapitalgeber Lakestar von Klaus Hommels steuert 50 Millionen Dollar bei. Weitere Investoren sind unter anderem Ribbit (30 Millionen) und Bond (50 Millionen).

Damit sind monatelange Spekulationen vorüber. Im vergangenen Herbst hatte Revolut die US-Bank JP Morgan damit beauftragt, 500 Millionen US-Dollar an Aktienkapital einzusammeln und zusätzlich eine Wandelanleihe in Höhe von einer Milliarde US-Dollar auszugeben.

Mit dem frischen Geld will Storonsky die Expansion in Europa und im Rest der Welt finanzieren. Im Oktober wagte Revolut den Sprung nach Asien mit dem Launch in Singapur. Auch in den USA und Australien ist inzwischen eine Betaversion der Plattform live. 2018, dem letzten Jahr, für das Zahlen vorliegen, hatte Revolut den Umsatz auf 58,2 Millionen Pfund verdreifacht. Der Nettoverlust betrug 32,8 Millionen Pfund.

Das rasante Wachstumstempo will Storonsky beibehalten. Doch es hat seinen Preis. Die Unternehmensstruktur konnte bei dem Tempo nicht mithalten: Kunden beschwerten sich über schlechten Service, Mitarbeiter über Storonskys harten Führungsstil und das angespannte Betriebsklima. Es gab öffentliche Kritik an zu laxen Geldwäschekontrollen. Und Litauen untersuchte angebliche Verbindungen Storonskys zum Kreml, welche dieser bestreitet.

Die vergangenen beiden Jahre waren für den erfolgsverwöhnten Gründer also eher holprig. Storonsky sprach von „Kinderkrankheiten“, räumte Fehler ein und gelobte Besserung. Zugleich stellte er in einem Interview mit „Financial News“ klar: Nicht jeder Mitarbeiter sei für das schnelle Leben auf der „Rakete“ Revolut geeignet.

Ehrgeiziger Antreiber

Er holte mehrere erfahrene Manager, um die Führungsprobleme in den Griff zu bekommen. Neuer Chief Operating Officer wurde Richard Davies, der vorher bei den traditionellen Banken TSB und HSBC Karriere gemacht hatte. Seit Anfang des Jahres führt obendrein der Ex-Vorstandschef des Vermögensverwalters Standard Life Aberdeen, Martin Gilbert, den Verwaltungsrat. Auch stellte Revolut zusätzliche Mitarbeiter im Risikomanagement und Kundenservice ein.

Das zeigt: Das Start-up will erwachsen werden. Mit mehr als acht Millionen Kunden und 2 000 Mitarbeitern sind die Briten Marktführer in Europa. Zum Vergleich: Die deutsche N26 hat fünf Millionen Kunden und 1 500 Beschäftigte.

Der Konkurrenzkampf ist unerbittlich. Allein auf dem britischen Markt sind mit Starling, Monzo und Monese gut aufgestellte Firmen mit ähnlichen Geschäftsmodellen unterwegs. Sie alle profitieren vom Geldregen in der Branche: London schaffte im vergangenen Jahr einen neuen Rekord, laut Dealroom flossen erstmals mehr als zehn Milliarden Pfund an Investitionen in den britischen Tech-Sektor. Angespornt von Erfolgsgeschichten wie Revolut züchten Risikokapitalgeber immer neue Einhörner heran, also Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar.

Doch nicht alle werden den Wettkampf überstehen, zuletzt sind die Zweifel an manchem Geschäftsmodell gewachsen. Denn die meisten Kunden sehen die Digitalbanken immer noch als Zusatzangebot: Sie haben nur ein Zweitkonto bei Revolut und Co., das Gehaltskonto hingegen bei einer traditionellen Bank. Die Newcomer tun sich daher schwer damit, Geld zu verdienen, die Kundenbeziehungen „zu monetarisieren“, wie es im Branchenjargon heißt.

Bis heute arbeitet Revolut nicht als Bank, sondern als Zahlungsinstitut. Die Firma hat jedoch eine Banklizenz in Litauen und will dort binnen Jahresfrist ins Kreditgeschäft einsteigen. Im Moment ist Revolut dabei, die europäischen Standorte für die Zeit nach dem Brexit auf‧zustocken. Auch in Berlin entsteht ein großer neuer Hub. Doch die Firma tut sich schwer damit, Mitarbeiter zu finden.

Mehr: Die Berliner Smartphonebank N26 hat ihre Zahlen für 2018 veröffentlicht. Unter dem Strich steht weiterhin ein dickes Minus, doch die Umsatzzahlen dürften Skeptiker überraschen.

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