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Start-up-Kompetenzen Unterstützung für Startup Teens: Mit diesen neuen Gesellschaftern will die Plattform Schüler zu Gründungen ermutigen

Eine Studie zeigt, wie wenig deutsche Schüler über Gründungen wissen. Jetzt holt eine Non-Profit-Organisation neue Familienunternehmer an Bord, um das zu ändern.
18.08.2021 - 17:37 Uhr Kommentieren
Die Neu-Gesellschafter wollen junge Menschen ans Gründen heranführen.
Anna Weber, Jan-Hendrik Goldbeck, Fabian Kienbaum, Andreas Krengel (v.l.)

Die Neu-Gesellschafter wollen junge Menschen ans Gründen heranführen.

Düsseldorf Es könnte kaum schlechter stehen um das Gründungsgeschehen in Deutschland: Mit einer Gründungsquote von 4,8 Prozent in der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen liegt die Bundesrepublik auf Platz 41 von 43 untersuchten Ländern. Das zeigt der Global Entrepreneurship Monitor (GEM).

Zum schlechten Abschneiden beigetragen hat auch die geringe Punktzahl, die Deutschland nach Meinung der 77 hierzulande befragten Experten bei der schulischen Bildung zum Thema Gründen erhalten hat. Nur drei von zehn möglichen Punkten wurden da erreicht.

Für die viertgrößte Volkswirtschaft sei das zu wenig, sagt Hauke Schwiezer, Geschäftsführer von „Startup Teens“. Das ist die nach eigenen Angaben reichweitenstärkste digitale Bildungsplattform für Schüler zum Thema Unternehmertum und Coden in Deutschland. Die Non-Profit-Organisation will Schülern frühzeitig Gründungswissen vermitteln – und hat sich zur Unterstützung jetzt vier neue Familienunternehmer als Gesellschafter an Bord geholt.

Die Gesellschafter sind Anna Weber von Baby One, Jan-Hendrik Goldbeck vom gleichnamigen Bauunternehmen, Fabian Kienbaum von der gleichnamigen Personalberatung und Andreas Krengel vom Hygienepapier-Spezialisten Wepa. Damit sind es nun 15 Gesellschafter. „Unsere Vision ist es, in einem Jahr 20 Gesellschafter zu haben, die alle ihre Netzwerke einbringen und Startup Teens von einzelnen Unternehmen unabhängig auf noch stärkere Füße stellen“, sagt Schwiezer.

Der 44-jährige Jan-Hendrik Goldbeck, dessen vor 51 Jahren gegründetes Familienunternehmen unter anderem einen Großteil der Gebäudeteile für die Giga-Factory von Tesla-Gründer Elon Musk in kurzer Zeit termingerecht baute, ist überzeugt: „Begeisterung für das Unternehmertum sollte sehr frühzeitig vermittelt werden.“ Er selbst habe als Teenager zwar kein Unternehmen gegründet, sich aber in genau diesem Alter entschlossen, seine weitere Ausbildung auf den Einstieg ins Familienunternehmen auszurichten.

Schüler wollen nicht nur gründen, sondern auch programmieren lernen

Goldbeck glaubt, dass vor allem Familienunternehmen dafür prädestiniert seien, langfristige Entwicklungen wie Unternehmertum und Innovationsentwicklung voranzutreiben. Im vergangenen Jahr hat er gemeinsam mit der Wertestiftung die Initiative React gegründet. Dort versammeln sich Unternehmenslenker und Wissenschaftler, die Europa neu denken und nach vorn bringen wollen. Zu den Themen dort gehören neben „Klima & Umwelt“ und „Innovation & Technologie“ auch „Bildung & Talente“. Mit Startup Teens geht Goldbeck jetzt noch einen Schritt weiter bei seinem gesellschaftlichen Engagement.

Neu-Gesellschafter Fabian Kienbaum betrachtet sein Engagement als Gesellschafter bei Startup Teens als „obligatorische gesellschaftliche Aufgabe“. Man wolle jungen Menschen Unternehmertum und damit hoffentlich einen viel umfassenderen beruflichen Horizont sowie persönliches Wachstum durch Verantwortungsübernahme näherbringen. „Je geballter, je stärker, je konzentrierter wir hier Kräfte aus dem Gesellschafterkreis heraus bündeln, desto mehr können wir bewirken“, sagt Kienbaum.

Bei Startup Teens geht es aber nicht nur darum, zu Gründungen zu ermutigen, sondern auch um konkrete Kompetenzen, die vielen jungen Gründern wohl bislang fehlen. So bietet die Plattform seit gut anderthalb Jahren auch Videos zum Coden, also Programmieren, an. Aber auch grundsätzliches Wirtschaftswissen über Steuerarten, Mietverträge etc. versucht die Plattform inzwischen unter die Jugendlichen zu bringen.

Anzunehmen wäre, dass solches Wissen auch im Schulfach Wirtschaft vermittelt wird, das laut Ländermonitor Deutschland immerhin in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und seit 2020 auch in NRW existiert. Doch ob das Fach tatsächlich praktische Gründerkompetenzen fördert, ist umstritten. Denn es ist eher umfassend angelegt: Wirtschaftswissen sollte nicht isoliert von Klima- und Sozialwissen gelehrt werden, heißt es bei den Lehrerverbänden. Hinzu kommt, dass es derzeit noch vielfach an der Lehrerausbildung für das Fach mangelt.

Selbstständigkeit als Thema schon in der Schule verankern

So wissen viele Heranwachsende gar nicht um die Option, sich selbstständig zu machen. Das beklagt Rolf Sternberg, Professor für Wirtschaftsgeografie an der Leibniz Universität Hannover und Leiter des Länderteams Deutschland beim Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Er hält es „für erforderlich und im Prinzip auch umsetzbar, dass Jugendlichen in der Schule die zwei grundsätzlichen Optionen der Erwerbstätigkeit vorurteilsfrei und objektiv und idealerweise auch authentisch vorgestellt werden: abhängige Lohnarbeit als Beschäftigte(r) bei einem privaten oder öffentlichen Arbeitgeber oder unternehmerische Selbstständigkeit“. Dies sei in Deutschland aber bislang nicht der Fall.

Sternberg sieht privatwirtschaftliche Initiativen wie die der Gesellschafter von Startup Teens positiv, weil sie schnell „mit einer klaren Botschaft „pro Gründen““ interessierte Schüler ermuntern. Ein Problem sei aber: „Sie erreichen nur diejenigen Schüler, die ohnehin schon in Richtung Gründen tendieren.“ Hinzu komme, dass Startup Teens von der Unterstützung engagierter Rektoren oder Lehrer abhängig sei. „Der Breiteneffekt ist mit solchen Initiativen nicht erreichbar“, urteilt Sternberg.

Laut Schwiezer hat Startup Teens in diesem Jahr bislang pro Event im Schnitt 750 bis 1000 Teilnehmer erreicht, wobei die Live-Events pandemiebedingt digital stattfanden. Die rund 100 Videos würden im Schnitt 90.000 Mal angeschaut, und aktuell beteiligten sich 3900 Schüler an den Wettbewerben der Plattform – 400 mehr als im Vorjahr.

Hinzu kommt künftig auch noch ein Alumni-Netzwerk zur Praktikumsvermittlung und für Hilfen zum Prototyping, damit Gründungsideen auch umgesetzt werden können. Die mittelständischen Familienunternehmen setzen darauf. Wenn die digitalen Talente nicht selbst das nächste mittelständische Unternehmen gründen, können sie sie als Nachfolger anheuern.

Mehr: Zu wenig Wagniskapital, zu viel Bürokratie – Deutschland ist bei Neugründungen weit abgeschlagen. Doch zwei Entwicklungen machen Hoffnung.

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